Rottweils OB Ralf Broß (rechts) legt sich für das Großgefängnis mächtig ins Zeug. Foto: Hopp

Gemeinderat sendet politisches Signal nach Stuttgart und vollzieht eine Kehrtwende. OB Broß legt sich mächtig ins Zeug.

Rottweil - Es ist wie mit einer hässlichen Braut. Kaum einer will sie haben. Nur einer hebt immer wieder den Finger: der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß. Seine Braut, die er sich ausgeguckt hat: ein neues Großgefängnis. Seine Widersacher: Ja, da gibt es etliche, angefangen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) über die Naturschutzverbände bis hin zu Bürgern, die eine neue Justizvollzugsanstalt vor der eigenen Haustüre ablehnen.

Das Ergebnis: Broß steht noch immer ohne Braut da. Und die Landesregierung, die seit Jahren ein neues Großgefängnis bauen will, muss zusehen, wie eine Hochzeit nach der anderen platzt. Weil das so ist, wittert der Rottweiler OB eine neue Chance. Insgesamt waren vier Standorte für eine JVA auf Rottweiler Gemarkung im Rennen. Zwei davon, Hochwald und Esch, sind private Grundstücke. Für diese legt sich Broß nun ins Zeug, nachdem die beiden anderen Standorte, Bitzwäldle und Stallberg, von der alten und neuen Landesregierung abgelehnt wurden.

Der Gemeinderat hat gestern Abend ein politisches Signal nach Stuttgart gesendet, das da heißt: Seht her, wir stehen auch hinter Esch und Hochwald. Hauptsache, wir bekommen das neue Gefängnis. Dieses Signal ist nicht zu unterschätzen, denn in Stuttgart will man dort ein Gefängnis hinstellen, wo der politische Wille für solch ein Projekt vorhanden ist. Dumm nur, dass vor fünf Jahren der Rottweiler Gemeinderat den Standort Esch mit deutlicher Mehrheit abgelehnt hat. Jetzt also die Kehrtwende. Und kaum, dass sich eine solche Wende abzeichnet, regt sich Widerstand.

Dabei könnte das Großgefängnis schon längst auf Rottweiler Gemarkung stehen. Jahrzehntelang hatte die Stadt ein Stückchen Erde bereitgestellt: den Stallberg. Aber die damalige schwarz-gelbe Landesregierung scheute das Risiko. 2008 war man dahintergekommen, dass der Baugrund problematisch sei.

Grün-Rot hat indes noch ein weiteres Eisen im Feuer: Die kleine Gemeinde Weigheim, ein Ortsteil von Villingen-Schwenningen, kommt auch als JVA-Standort infrage. Erste Untersuchungen jedoch sollen ergeben haben, dass auch dort der Baugrund nicht ganz einfach ist.