Lehrer Ulrich Fiedler weiß seinen Schülern viel über die Geschichte der Juden zu erzählen. Fotos: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenken: Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums besuchen den jüdischen Friedhof in Mühringen

Die Schüler des Hebräischkurses der Kursstufen 1 und 2 des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) haben aus den Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Mühringen viel über den Verstorbenen und die Geschichte der Juden herausgelesen.

Rottweil. Orte für die Ewigkeit – das sind jüdische Friedhöfe. Es gibt keine Liegezeit wie im Christentum von meist 25 Jahren und jedes Grab darf nur einmal benutzt werden. So wird der Begräbnisort im Judentum auch als Haus der Ewigkeit, Haus der Gräber, Haus des Lebens oder, aus dem Jiddischen stammend, als guter Ort bezeichnet.

Allerdings soll auch alles, was den Lebenden Freude bereiten kann, vermieden werden. Dazu gehört unter anderem der im Christentum bedeutsame Blumenschmuck. Auch das Gras soll nicht gemäht werden und einmal umgefallene Grabsteine sollen so liegen bleiben. Man könnte dies nun vielleicht als seltsam bezeichnen, doch ist es tatsächlich eine ganz andere Welt, in die der Hebräischkurs der Kursstufen 1 und 2 des AMGs mit ihrem Lehrer Ulrich Fiedler, bei ihrem Ausflug zum jüdischen Friedhof in Mühringen eingetaucht sind. Der Friedhof wurde bereits Mitte des 16. Jahrhunderts gegründet. Die Schüler bekamen so einen Überblick über die verschiedenen Jahrhunderte jüdischer Begräbniskultur.

Die Inschriften der Grabsteine verraten viel über den Verstorbenen

Auch wenn viele Inschriften bereits abblättern oder schon ganz verschwunden sind, gibt es laut Mitteilung immer noch Grabsteine, auf denen die Inschriften gut zu lesen sind. Für die Schüler bedeutete das eine Menge an Informationen über den Verstorbenen. Dies liegt daran, dass eine typische Inschrift nicht nur den Namen des Begrabenen verrät, sondern auch den Namen des Vaters und auch den Beruf des Verstorbenen. Oftmals geschah dies mit Hilfe von Symbolen auf den Grabsteinen.

Es gibt zum Beispiel die segnenden Hände, die zeigen, dass der Bestattete ein Priester war. Imer wieder sagen auch schon die Inschriften, ob man es hier mit einem besonders gewissenhaften oder frommen Juden zu tun hat.

Mit der Zeit veränderte sich die Situation der Juden in Deutschland. Auch das lässt sich an den Grabsteinen erkennen. Je mehr sich die Juden in die deutsche Gesellschaft integrierten, desto mehr wurden auch die ursprünglich hebräischen Grabinschriften in deutscher Sprache verfasst.

Mit Beginn des Nationalsozialismus gab es eine massive Abnahme der Gräber. Heute werden auf dem Friedhof gar keine Juden mehr bestattet. Dennoch ist der Mühringer Friedhof – trotz seines schrecklichen Endes – eine Fundgrube für alle, die sich für das Judentum interessieren. Für den Hebräischkurs des AMGs war dieser Besuch ein besonderes Erlebnis.