Flüchtlinge in Sporthallen? Die Frage spielt plötzlich für den Hallenneubau in Göllsdorf eine Rolle. Foto: Symbol-Foto: Graf

Hallenplan liegt vorerst auf Eis. Gemeinderat gibt Mittel nicht frei. Abriss könnte in Flüchtlingskrise zum Problem werden.

Rottweil-Göllsdorf - Der Abschied der Göllsdorfer von ihrer alten Halle dürfte sich noch etwas länger hinziehen, als zunächst gedacht. Der Abriss liegt jedenfalls vorerst auf Eis, denn möglicherweise wird der Platz zur Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht.

Noch am Dienstagabend hatten sich die Göllsdorfer Ortschaftsräte mit dem jüngsten Planentwurf für den Neubau einer Mehrzweckhalle beschäftigt. Von Missstimmung war nichts mehr zu spüren. Ortsvorsteher Wolfgang Dreher blickte in zufriedene Gesichter. Nur für kleine Änderungen gab es Anregungen aus dem Gremium. Für gestern Abend war schließlich avisiert, dass der Gemeinderat den Sperrvermerk aufhebt und die 3,55 Millionen Euro freigibt, sodass die Stadtverwaltung das Ausschreibungsverfahren beginnen kann und der Abriss der alten Halle in Sichtweite rückt.

Seit Mittwochabend sind diese Aussichten für die Göllsdorfer auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Gemeinderat vertagte das Aufheben des Sperrvermerks auf Antrag von Günter Posselt (CDU), denn noch ist für Rottweil nicht absehbar, ob zur Unterbringung von Flüchtlingen nicht Turnhallen notwendig werden. Ließe die Stadt nun die Halle in Göllsdorf abreißen und käme dann in die Situation, für viel Geld Quartiere anmieten zu müssen, wäre das geradezu verantwortungslos, warnte Posselt davor, die Themen isoliert zu betrachten.

OB Ralf Broß pflichtete da ebenso bei wie die meisten der Gemeinderäte. "Es ist eine außergewöhnliche Situation", sagte Broß. Das in Göllsdorf so lange erwartete Projekt ist bis zur Bauantragsreife geführt: "Wir könnten loslegen", beschrieb der Oberbürgermeister das Dilemma, "haben jetzt aber ganz andere Rahmenbedingungen".

Wie genau diese aussehen, wie groß der Platzbedarf für Flüchtlinge sein wird, ist für die Stadtverwaltung noch nicht abzusehen. Zwar gab es am Montag ein Treffen mit Landrat Wolf-Rüdiger Michel, bei dem dieser laut Broß erklärte, dass mit 300 zusätzlichen Flüchtlingen pro Monat zu rechnen sei. Bis zum Ende des Jahres würde dann aber dennoch keine Notwendigkeit bestehen, die Kreissporthalle als Unterkunft nutzen zu müssen. Ende Oktober werde nicht öffentlich in der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschusses (KSV) über die aktuelle Entwicklung berichtet.

Ralf Armleder (SPD), Martin Hielscher (FWV), Michael Gerlich (FDP) oder auch Walter Stegmann (FWV) ließen keinen Zweifel: In diese Ungewissheit würde grünes Licht für den Abriss der Göllsdorfer Halle – und das wäre das Aufheben des Sperrvermerks – nicht passen. Gleichwohl betonte nicht nur Broß, dass das Gremium unverändert hinter dem Projekt Mehrzweckhalle stehe.

Zweifel meldete gestern lediglich Reiner Hils (FFR) an, der sich schon am Abend zuvor im Göllsdorfer Ortschaftsrat mit dem Hallenneubau beschäftigt hatte. Er sieht durchaus Alternativen für die Unterbringung von Flüchtlingen und sprach sich dafür aus, wie geplant über das Aufheben des Sperrvermerks zu beraten. Zu Wort kommen ließ Broß gestern auch den Göllsdorfer Ortsvorsteher, der wegen des Tagesordnungspunkts in die Sitzung des Gemeinderats gekommen war. Dreher zeigte sich hin- und hergerissen – zwischen dem lange gehegten Wunsch und dem Verständnis für die Notsituation. "Wenn die Halle gebraucht wird, muss man drüber reden", gab er sich begleitet vom Applaus der Stadträte zuversichtlich, dass in Göllsdorf Verständnis für das Schicksal der Flüchtlinge aufgebracht werde.

Zumindest bis nach der KSV-Sitzung am 28. Oktober bleibt der Sperrverkehr bestehen. Mitte November könnte der Gemeinderat über den weiteren Zeitplan des Projekts Mehrzweckhalle reden – wenn sich bis dahin mehr über den erwarteten Platzbedarf für Flüchtlinge sagen lässt.

Info: Mehrzweckhalle

In Göllsdorf werden Dreher und Hils nun zunächst einmal die Kollegen aus dem Ortschaftsrat über die aktuelle Entwicklung informieren. Die hatten am Dienstag Drehers Erläuterungen zum Trennvorhang zur Kenntnis genommen, der nach wie vor nur optional geplant ist. Die Vorrichtung dafür werde eingebaut, so dass, sollte die vorgegebene Summe von 3,55 Millionen Euro ausreichen oder zu einem späteren Zeitpunkt die Gelder bereit stehen, die Halle in zwei Sportstätten getrennt werden könne.

Die Ansprüche an die Mehrzweckhalle, so war zu erkennen, sind erfüllt. Sämtliche Türen und Tore innerhalb der Sportfläche, auch die zur Küche, sind mit einer Prellwand ausgestattet. Der Linoleumboden, unter dem eine Bodenheizung schlummert, eigne sich sowohl für Sporttreibende als auch für Festbesucher. Er sei "so robust", dass ihm auch Pfennigabsätze und Skater nichts anhaben könnten, sagte Dreher.

Die Sportgeräte werden noch diese Woche unter die Lupe genommen, inwiefern sie weiter verwendet werden können. Den meisten konnte Dreher ein gutes Zeugnis attestieren.

Das Untergeschoss beginnt im Eingangsbereich mit dem Foyer. Die nebenliegende Küche besitzt einen direkten Zugang zum Foyer – für kleinere Veranstaltungen – und zur Halle. Die mobile Bühne auf der gegenüberliegenden Seite umfasst bei einer Tiefe von acht Metern insgesamt 80 Quadratmeter, sodass den Gästen, wie schon in der alten Halle, etwa 400 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Des Weiteren liegen im unteren Bereich Geräte- und Sanitärräume und der Treppenaufgang, der vom Foyer ins Obergeschoss führt. Von dort kann über eine Galerie das Treiben auf der Sportfläche beobachtet und der Umkleide-, Mehrzweck- und Regieraum genutzt werden.

Dass die Geräteräume keine Lüftungsmöglichkeit haben sollen, ließ Walter Rottweiler befremdet reagieren. Aufgrund der leichten Hanglage befinden sie sich im Boden. Eine Geruchsentwicklung sei in solchen Räumen nicht zu vermeiden, deshalb wäre ein Lüftungsschacht unabdingbar, sagte Rottweiler. Außerdem wurde von den Räten eine Tür vom Geräteraum in den Außenbereich angeregt.