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Herren in Frack und Zylinder feiern Jubiläum mit großem Fest in der "Sonne".

Rottweil-Göllsdorf - Wenn an Dreikönig die Göllsdorfer Abstauber von Haus zu Haus ziehen und die Narrenkleidle vom Staub des vergangenen Jahres befreien, dann tun sie dies diesmal mit ganz besonderen Stolz. Sie feiern 2017 ihr 50-jähriges Bestehen. Und das ganz ohne Narrenzunft.

"Natürlich gab es bei uns auch mal eine Narrenzunft. Das muss Mitte der 1950er-Jahre gewesen sein", sind sich die Abstauber Ingo Kern, Helge Wenger, Wolfgang Ruof, Kai Wenger und Thomas Fedder einig. Denn Narrenbändel aus dieser Zeit gebe es noch. Eine eigene Narrenzunft hingegen gibt es in Göllsdorf längst nicht mehr. Aber das Brauchtum des Abstaubens ist dennoch nicht ausgestorben. Dies machen die oben genannten Herren beim Pressegespräch in der "Sonne" deutlich.

"Es war 1965 als die beiden Arbeitskollegen Anton Ruof und Anton Werni beschlossen hatten, sich Narrenkleidle anfertigen zu lassen", erzählt Wolfgang Ruof, der Sohn von Anton Ruof. Zu Weihnachten seien die Larven fertig gewesen, die Kleidle nicht. Und als man am Dreikönigstag bei "Hasenessen und Getränken" – so heißt es in den alten Büchern – zusammengesessen sei, hatten die beiden beschlossen, die Larven abzustauben. Und künftig – wenn ihre Kleidle fertig sind – wollten sie auch in die übrigen Narrenhäuser gehen, um Kleidle abzustauben.

Seit 1967 sind nicht nur Sternsinger unterwegs

Gesagt, getan. 1967 war es dann endlich soweit. Und seither sind nun am Dreikönigstag in Göllsdorf nicht nur die Sternsinger unterwegs, sondern auch die Abstauber. "Obwohl es nicht immer einfach war, überhaupt Leute zusammen zu bekommen", erinnert sich Ingo Kern, der die Abstauber Jahr für Jahr in der "Sonne" aussendet. "Es gab auch Zeiten, da waren wir nur zu dritt", erinnert er sich. Doch mittlerweile seien sie immer so um die zehn Leute. Und altersmäßig sei die Gruppe bunt gemischt.

Anton Ruof und Anton Werni sind heute nur noch beim Aussenden dabei. Aber immerhin. Sie blicken mit Stolz auf die Truppe, die das Brauchtum über fünf Jahrzehnte am Leben gehalten hat und es auch in Zukunft pflegen möchte. Die Zahl der Narrenhäuser wird schließlich nicht weniger, und so haben die Mannen um Ingo Kern immer gut zu tun.

Am 14. Januar gibt es in der "Sonne" ein großes Jubiläumsfest, bei dem das "Abstauben ohne Narrenzunft" gebührend gefeiert werden soll. "Wir haben alle eingeladen, die schon mal bei uns abgestaubt haben, alle Vereine und befreundeten Narrenzünfte", so Kern. "Alle, die mit uns feiern möchten, sind willkommen", lädt Wolfgang Ruof ein. Auch ein Programm soll es geben – mit einer Überraschung – mehr möchten die Abstauber nicht verraten.

Aber bevor Jubiläum gefeiert wird, müssen die Abstauber erst noch ihre Arbeit tun. Am 6. Januar um 10.30 Uhr werden sie wie alle Jahre von Ingo Kern in der "Sonne" ausgesendet.