Braucht es ein neues Parkhaus in der Stadt? Daran scheiden sich die Geister. (Symbolfoto) Foto: Zinken

Reaktion auf Beobachtungen einer Lesergruppe. Gewerbetreibende wollen Antworten von Stadt.

Rottweil - Um das Thema Parken entzündet sich eine Diskussion in der Stadt. Am Donnerstag ließen wir eine Lesergruppe zu Wort kommen, die sich gegen ein neues Parkhaus im Süden Rottweils äußert. Heute schildert der GHV seine Sicht der Dinge. "Der Bedarf ist dringend", so die Vorstandsspitze.

Entgegengesetzter könnten die Meinungen nicht sein. Eine Lesergruppe um Vera Niedermann-Wolf hat seit Januar mehr als 40 Mal die Parkbewegungen im Bereich der Villa Duttenhofer/Bahnhofstraße beobachtet und kommt zum Ergebnis: "Es gibt keinerlei Bedarf."

Das sieht indes der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) Rottweil anders. Die Vorstandsspitze mit Karin Huonker und Magnus Hugger äußert im Hinblick auf den angedachten Parkhausneubau in der Bahnhofstraße: "Der Bedarf ist dringend, unmittelbar und vor dem Hintergrund der erhofften Frequenzzunahme durch den Turmbau aus unserer Sicht folgerichtig nach dem Grundstückserwerb."

Diese Passage ist Teil eines Schreibens, das Huonker und Hugger im Februar Oberbürgermeister Ralf Broß und den Stadträten zukommen ließen. Das Schreiben enthält den Betreff "Stillstand in RW-Mitte" und die GHV-Verantwortlichen äußern sich neben dem Parkhaus zu den Themen Villa Duttenhofer, Eröffnung des Testturms, Erscheinungsbild Innenstadt und Abrechnung Rottweil Mitte. Auf ihre überwiegend kritischen Fragen und Hinweise erhoffen sie sich Antworten. Auf diese wollten sie bis nach der Klausursitzung des Gemeinderats zusammen mit Vertretern der Stadtverwaltung (wir berichteten mehrfach) warten. Dass OB Broß eine Antwort geben würde, das habe man ihnen versprochen. Jetzt aber, nachdem sich eine Lesergruppe eindeutig gegen das geplante Parkhaus geäußert hat und nachdem Oberbürgermeister Ralf Broß in einem Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten sagte, der Gedanke, das Parkhaus zusammen mit einem privaten Investor zu realisieren, sei nicht abwegig, und er zudem signalisierte, grundsätzlich über das Parkierungskonzept und das begrenzt kostenlose Parken nachzudenken, geben Huonker und Hugger ihre Zurückhaltung auf.

Ihre Forderung nach einem Parkhaus unterstreichen sie mit Äußerungen von Stadtplaner Kölz und dem "Cima-Gutachten". Dieses habe aufgezeigt, dass der Bedarf und das stadtnahe Parken eine Forderung aus der befragten Bevölkerung gewesen sei. Der GHV fordert: "Die über Jahre hinweg im Haushaltsplan veranschlagten Parkgebühr-Einnahmen von circa 190 000 Euro sollten jetzt für den Neubau verwendet werden".

Des Weiteren heißt es, die Parkgebührenordnung habe sich bewährt, sei in der Bevölkerung akzeptiert. "Eine Herausgabe des Parkplatzbetriebs von öffentlicher in private Hände sehen wir vor den negativen Erfahrungen unserer Nachbarstadt als sehr problematisch, ja nicht als sinnvoll an."

Kommentar

Von Armin Schulz

Da ist Feuer unterm Dach. Am Thema Parkhaus könnte sich Oberbürgermeister Ralf Broß die Finger verbrennen, wenn er nicht aufpasst. Da sind zum einen kritische Bürger, die nicht einsehen wollen, warum für viel Geld ein weiteres Parkhaus am Rande der Innenstadt gebaut werden soll, wo doch die Kassenlage der Stadt sowieso nicht gut aussieht. Da sind die Rottweiler Gewerbetreibenden, die seit Langem auf Verbesserungen in Rottweils Mitte pochen und den Bau eines Parkhauses geradezu fordern. Und da sind Stadträte, die eigene Ideen haben. So haben die Freien Wähler im Gemeinderat vorgeschlagen, einen privaten Betreiber mit ins Boot zu nehmen. Zunächst gefiel das dem OB nicht, mittlerweile scheint er sich mit dem Gedanken angefreundet zu haben. Vielleicht ist gerade das ein Problem: Der OB sollte nicht lavieren, sondern einen klaren Kurs fahren.