Vor allem bei Kindern sollte auf einen guten Impfschutz geachtet werden. Foto: Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Behörde warnt vor Nachlässigkeiten / Impfquote für die Verhinderung von Masernerkrankungen im Kreisgebiet zu niedrig

Kreis Rottweil. Unter dem Motto "Vorbeugen – Schützen – Impfen" appelliert das Gesundheitsamt an die Bevölkerung, den Impfschutz gegen ernst zunehmende Infektionskrankheiten nicht zu vernachlässigen.

Anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 21. bis 26. April empfiehlt das Gesundheitsamt Rottweil, den eigenen Impfschutz zu überprüfen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung seien Masern keine harmlose Kinderkrankheit. Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- oder Gehirnentzündungen wie auch eine seltene aber häufig tödlich endende Folgeerkrankung des Gehirns, die erst Jahre nach der Erstinfektion auftritt, seien möglich, betont Ulrike Riedinger-Riebl, Ärztin am Gesundheitsamt.

In Baden-Württemberg hätten landesweit 94,8 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen wenigstens eine und 88,8 Prozent der Kinder zwei oder mehr Masernimpfungen erhalten. "Das ergaben die Schuleingangsuntersuchungen 2012/2013 der Gesundheitsämter", erklärt die Medizinerin. Doch es gebe erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Gemeinden und Kreisen. Für eine dauerhafte Ausrottung einheimischer Masern müssten landesweit mehr als 95 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mindestens zwei Masernimpfungen erhalten. Der amerikanische Kontinent sei aufgrund der guten Durchimpfungsquote masernfrei. Gelänge es die Weltbevölkerung mit einer Durchimpfungsquote von mindestens 95 Prozent zu schützen, könnten die Masern, wie bereits die Pocken, tatsächlich ausgerottet werden. Weil das Virus nur den Menschen befalle, sei dieses Szenario realistisch und erstrebenswert.

Im Landkreis Rottweil werde die für die Verhinderung von Masernerkrankungen benötigte 95-prozentige Impfquote mit mindestens zwei Masernimpfungen bei den Schulanfängern 2014 noch immer nicht erreicht.

Erfreulich sei indes, dass die WHO-Region Europa seit 2002 als poliofrei gelte. Dies dürfe jedoch nicht zu nachlassender Impfbereitschaft führen.

Anders als bei der Maserninfektion kommt das Poliovirus auch außerhalb des menschlichen Körpers vor und ist daher weltweit nicht auszurotten. In ehemals poliofreien Ländern wie beispielsweise Syrien oder Israel traten 2013 erstmals wieder Polioviren auf. Die Schutzimpfung gilt deshalb als einzige Versicherung gegen eine Erkrankung durch Polioviren und damit gegen mögliche schwere neurologische Folgeerkrankungen mit Lähmungen und körperlichen Einschränkungen.

Das Gesundheitsamt rät deshalb allen Einwohnern, ihren persönlichen Impfschutz und gegebenenfalls den ihrer Kinder zu überprüfen und fehlende Impfungen nachzuholen. Während der europäischen Impfwoche vom 22. bis 25. April wird eine kostenlose Überprüfung des Impfpasses angeboten. Zudem gibt es ausreichend Informationsmaterialien und persönliche Beratung zum Thema "Impfen".