Das Grubbächle verläuft unterhalb der Biogasanlage des Eichhofs in Richtung Zepfenhan. Foto: Schickle

Aus Zepfenhaner Biogasanlage ist Silagesaft ausgetreten. Gewässer erholt sich inzwischen.

Rottweil-Zepfenhan - Manchen Zepfenhanern stank es kürzlich gewaltig. Die Ursache für die gerümpften Nasen war bald ausgemacht: das Grubbächle, meist ein unauffälliges Rinnsaal. Nicht allerdings, wenn Silagesaft von der Biogasanlage auf dem Eichhof austritt und ins Wasser gelangt.

Wenn das Grubbächle vor sich hinplätschert, ist die Dorfidylle praktisch perfekt. Der Blick des Betrachters, den Eichhof im Rücken, schweift bis zum Ortsrand von Zepfenhan. Natürlich riecht es nach Landwirtschaft, doch das passt. Vor einigen Wochen war das anders: Damals nahm der Gestand überhand. Anlieger hatten Ortsvorsteher Eugen Mager informiert, es stinke aus dem Grubbächle. Auch Mager hatte beobachtet, dass etwas nicht stimmt. Ihm sei damals aufgefallen, dass "dicke Schlieren" im Bach hingen. Er wandte sich ans Umweltschutzamt des Landkreises Rottweil, um die Ursache für die Verschmutzung klären zu lassen. Das war Anfang März.

Vom Umweltschutzamt hat er dann nichts mehr gehört, weshalb sich Mager im April erneut an die Behörde wandte. Im Hinterkopf hatte der Ortsvorsteher nun den Fall aus Dietingen: Gülle einer dortigen Biogasanlage floss in den Wettebach, weil ein Absperrschieber nicht ordnungsgemäß verschlossen gewesen war. Der Dietinger Anglerverein berichtete von fünf toten Fischen, das Umweltschutzamt stellte dennoch fest, dass das Ökosystem intakt geblieben war. Trotzdem sagt Mager, der das Thema mit seinen Ortschaftsräten besprach, der Dietinger Fall "hat uns alle aufgeschreckt".

Mager berichtet, er wisse noch nicht, was an der Zepfenhaner Biogasanlage passiert sei. Erst wenn ihm die Fakten vorliegen, will er auch mit dem Landwirt, Hans Blessing, darüber sprechen.

Die Fakten kennt Klaus Gaiselmann, Leiter des Umweltschutzamts, inzwischen. Offenbar ist Silagesaft ausgetreten. Das Absetzbecken der Anlage sei übergelaufen, die stinkende Flüssigkeit über die Wiesen in den Bach geraten. Das war ein schleichender Prozess, sagt Gaiselmann. Zum Glück für das Gewässer und sein Ökosystem. Bei einer plötzlichen, starken Belastung hätten Fische keine Chance. So allerdings könnten sie rechtzeitig abwandern. Der Bach scheint wieder in Ordnung zu sein.

Im Auftrag der Behörde hat inzwischen ein Sachverständigenbüro die Biogasanlage untersucht und eine Mängelliste aufgestellt. Der Landwirt müsse sie bis Mitte September abarbeiten, erklärt Klaus Gaiselmann. "Die Anlage muss so dicht sein, dass nichts austritt." Dabei hatte der Bach schon einmal, im Jahr 2013, gestunken. Damals sei das Silagelager undicht gewesen. Auch damals hatte das Amt eine Sanierung angeordnet. "Danach war der Bach wieder gut."

Diesmal war der Fall etwas anders gelagert. Durch den vielen Regen und eine verstopfte Rinne vor dem Silo sei das Auffangbecken übergelaufen, erklärt Landwirt Hans Blessing. "Wir haben das nicht gleich bemerkt." Dadurch sei Silagesaft in den Bach geflossen.

"Ich will nichts reinleiten", betont er. Als Landwirt und als Mensch sei ihm daran gelegen, die Umwelt zu schützen. Darüber hinaus wird der Silagesaft normalerweise ebenfalls in die Biogasanlage eingespeist, um Energie zu gewinnen. "Ich bin gewillt, das Problem zu beheben", erklärt Hans Blessing. "Wir wollen nicht als Umweltsünder dastehen."

Auch wenn das Grubbächle inzwischen wieder geruchlos vor sich hinplätschert, bleibt für den Landwirt ein "Gschmäckle": Ihm wäre es lieber gewesen, die Anlieger wären direkt zu ihm gekommen, als der Bach stank.