Minister Winfried Hermann im angeregten Bürgergespräch, Fraktionsvorstand Andreas Schwarz hört aufmerksam zu. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Minister Hermann (Grüne) referiert beim Bürgergespräch in Zepfenhan                                        über nachhaltige Mobilität

Von Jasmin Cools

Rottweil-Zepfenhan. Wie bekomme ich Leute von A nach B und das nicht auf Kosten der Umwelt? Um diese und weitere Fragen zum Thema Verkehr und Infrastruktur ging es beim Bürgerempfang im Gasthaus Ochsen am vergangenen Montagabend.

Der grüne Minister und seine Kollegen standen dabei den interessierten Bürgern Rede und Antwort. Was ist gute Verkehrspolitik? Die Einleitung übernahm Gemeinderat Jochen Baumann (Grüne). Er zeigte sich überrascht wie viele sich "im Grünen unter Grünen" eingefunden hatten. Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur, stieg mit der zentralen Frage ein "Machen wir Verkehrspolitik für heute oder morgen?" und beantwortete diese sogleich selbst: Eine Verkehrspolitik, die nur aktuellen Problemen nachgebe, sei zu wenig.

Zukünftig gehe es vielleicht mehr um glatte Wege für Rollator-Fahrer anstatt um freie Fahrt auf den Autobahnen. Mobilität müsse bezahlbar bleiben, sozial gerecht, ressourcenschonend sein und Stadt-Land-Verbindungsprobleme lösen. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, bedürfe es nur der Strategie der fünf V’s.

Zunächst müsse man die Verkehrsverhältnisse verbessern. Durch unkluge Politik in den 70er-Jahren, bei der man jedem Flehen nach neuen Straßenprojekten nachgegeben habe, rolle nun eine riesige Erhaltungs- und Sanierungswelle auf Deutschland zu. Außerdem müsse man sich, besonders in Baden-Württemberg, in dem Autos die Quelle des Wohlstandes seien, auf wachsenden Bedarf an umweltfreundlichen Gefährten einstellen. Das zweite V stehe für das Verlagern des Verkehrs auf ökologisch sinnvolle Verkehrsträger.

Der nächste Aspekt war die Vermeidung von Verkehr, indem man Busse einsetze, anstatt 100 Autos in dieselbe Richtung fahren zu lassen. Bei der Strategie des Vernetzens räumte der Minister zunächst mit einem vermeintlichen Vorurteil auf: Grüne Politik richte sich nicht gegen Autofahrer im Allgemeinen. Ein moderner Mensch müsse alle Verkehrsmittel nutzen, die Wahl derer aber vom Weg abhängig machen.

Das "Car 2go"-Projekt in Stuttgart sei ein wunderbares Beispiel für eine solche Vernetzung und eine gute Alternative zum eigenen Auto. Hermann ließ sich dabei zu dem Versprechen hinreißen, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im ganzen Land einen Stundentakt bekommen solle, was im Gasthaus zu teils anerkennendem, teils skeptischem Gemurmel führte. Das letzte V stehe schließlich für Vorbild oder Vorreiter, das heißt, auch mal die Bahn oder den Bus zu nehmen oder einen umweltschonenden Wagen zu fahren.

Die anschließende Fragerunde zeigte, dass es immer noch viel Gesprächsbedarf gibt. So ging es um kreisüberschreitende Buslinien und Fahrradwege, das Förderkonzept Regionalbuslinie, Geschwindigkeitsbegrenzungen in und um Zepfenhan und mehr. Winfried Hermann äußerte sich zu den ländlichen Verbindungen so: "Das Beteiligungsverfahren zum Thema Regiobusse läuft." Diese sollen Mittelzentren mit der Schiene verbinden. Was die Fahrradwege angehe, so sei ein 8000 Kilometer langes, alltagstaugliches Land-Radwegenetz geplant. Innerhalb von Ortschaften brauche man außerdem vermehrt Fahrradschutzstreifen. Bei der Frage nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 im Ort kochten die Gemüter hoch. So meldete sich ein Bürger mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Sicherheit für den langsam wieder zunehmenden Zepfenhaner Nachwuchs, während ein anderer sich über die ausgeschalteten Blitzanlagen in Rottweil-Neukirch ereiferte. Damit schloss Hermann die Fragerunde und lud zu Einzelgesprächen ein.

So standen von den Grünen Gisela Splett für Lärmschutz, Thomas Marwein für den Radverkehr, Daniel Renkonen für den ÖPNV und Wolfgang Raufelder für das Thema Straßenbau zur Verfügung.