Klaus Alender arbeitet noch als Seelsorge-Pfarrer im Rottenmünster – doch jetzt wagt er wieder einen neuen Schritt. Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Klaus Alender verlässt nach 25 Jahren den Kreis / Auf Philippinen findet er seit Jahren zweite Heimat

25 Jahre lang war Klaus Alender als Gemeinde- und Seelsorgepfarrer im Kreis Rottweil tätig. Jetzt zieht es ihn weiter, auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Gesprächen mit Menschen, die sein eigenes Leben lebendig machten.

Rottweil. "Mit jemandem Ärger zu haben, belastet mich eigentlich mehr", sagt Klaus Alender und blickt nachdenklich an die Wand. Der 53-Jährige arbeitet seit sieben Jahren als Pfarrer in der Krankenhausseelsorge im Vinzenz-von-Paul-Hospital in Rottweil. Die Gespräche, die er mit den Menschen führt, bewegten ihn sehr. Sie seien oft schwer. Sie handelten von Vertrauen, von Trauer, von Problemen und Existenzen. Aber sie seien nicht belastend, sondern verbänden ihn mit der Person, sodass er ganz lebendig werde.

"Das ist es, was ich an meiner Arbeit schätze", sagt der 53-Jährige. "Ich bekomme das Wertvolle eines Menschen mit, wenn ich ihn begleite." Dinge, die ihn zu sehr beschäftigten, lasse er dann in Gebeten los. Um die Gespräche sei er dennoch froh: "Sie sind stimmig, weil sie ehrlich sind und zum Menschen dazugehören."

Schon als Jugendlicher wollte der gebürtige Aalener das Wesen seiner Mitmenschen ergründen. "Vielleicht liegt das in meinen biografischen Erfahrungen, in denen ich Einschränkungen bei mir und anderen erlebt habe", sagt er. Dadurch sei ihm das Leben und Miteinander sehr wichtig geworden.

1991 zog es den damals Ende 20-Jährigen dann in den Kreis Rottweil, "wegen der Jugendlichen", sagt er und lacht. Als Pfarrer begleitete er die jungen Leute, richtete Zeltlager mit aus, organisierte Treffen, war Ansprechpartner. Durch sie lernte er die Region besser kennen und fühlte sich schnell zuhause. "Das hat auch etwas mit der Schönstatt-Bewegung zu tun", sagt Alender. "Man fühlt sich wie einer großen Familie."

Die positiven Erfahrungen verleiteten ihn schließtlich zu bleiben: Er bewarb sich als Gemeindepfarrer in Fluorn-Winzeln, war später auch für Waldmössingen, Aichhalden und Rötenberg zuständig. Taufen, Hochzeiten, Jugendarbeit, Beerdigungen. 13 Jahre blieb Alender in der Gemeinde, in der ihn die Begegnungen prägen. "Ich habe erkannt, wie wertvoll es ist, Menschen zu begleiten." 2009 wechselte er dann ins Vinzenz-von-Paul-Hospital nach Rottweil. "Ich habe mich schon früher für die klinische Seelsorge interessiert", erinnert er sich. Die Arbeit ist anders, die Herausforderungen neu: "Wenn man mit einem Menschen über Vertrauensfragen oder existenzielle Probleme spricht, und der Mensch ist dann plötzlich nicht mehr da, dann kommt man an seine Grenzen."

Er ist berührt von der Spontaneität der Leute

Auch fehle ihm das familiäre Gefühl, das er in der Schönstatt-Gemeinde erfährt. "Man ist im Rottenmünster Kollege, hat keine Vaterrolle", sagt er. "Der gemeinsame Alltag fehlt, denn jeder geht doch seinen eigenen Weg."

Um neue Kraft zu schöpfen, aufzutanken und seine Aufgaben meisten zu können, hat Alender einen Weg gefunden, der ihn Tausende von Kilometern Richtung Osten führt – auf die Philippinen. "Ich hatte schon vor 30 Jahren das erste Mal Kontakt zu einem Filipino", sagt der 53-Jährige. 1991 reiste er zum ersten Mal in das Land, verbringt seither jedes Jahr zwei Wochen dort, 2000 sogar er ein halbes Jahr.

Berührt sei er vor allem von der Lebendigkeit, der Spontaneität der Menschen und die Art, wie sie ihren Glauben auslebten. "In Deutschland ist der Glaube oft düster, in den Kirchen sitzen meistens nur alte Menschen." Das erlebe er in dem südostasiatischen Land anders. "Es ist schön, mit den Menschen dort zusammen zu sein", sagt Alender. "Jeder aus der Schönstatt-Gemeinde lebt zwar an seinem Platz, aber man ist in Gedanken beieinander." Er lacht: "Oder über WhatsApp und Facebook." Sein Leben dorthin verlagern möchte er dennoch nicht. "Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust", sagt er. "Aber ich habe auch eine Aufgabe in Deutschland, wo ich für die Menschen da sein möchte." So komme er stets mit neuem Schwung und neuer Inspiration nach Hause. All das gebe er an die Menschen in seiner Gemeinde weiter und führe auch seine Gottesdienste mit der Leichtigkeit, die er kennengelernt hat.

Im November fliegt er wieder auf die Philippinen und tankt auf: Denn am Donnerstag, 13. Oktober, hält der Pfarrer im Rottenmünster seinen Abschiedsgottesdienst. Nach sieben Jahren Klinik habe er wieder "Lust auf Gemeinde".

Wohin es ihn verschlägt, will er noch nicht verraten. Nur soviel: Den Kreis Rottweil wird er verlassen, und die Herausforderung wird eine große sein, die in ihm Vorfreude, aber auch ein bisschen Bammel hervorruft.