Lothar Ströhle wirft noch einmal einen letzten Blick in die Vereinsakten, bevor sie sich in der kommenden Woche auf den Weg nach Stuttgart machen. Foto: Schönfelder

Zentralisierung der Vereinsregister. Rottweiler Akten gehen nächste Woche nach Stuttgart.

Kreis Rottweil - Heute ist Lothar Ströhle noch der Herr über die Akten der 517 Vereine im Amtsgerichtsbezirk, in wenigen Tagen gehen die Unterlagen nach Stuttgart.

Mit dem Transport Anfang nächster Woche endet eine Ära. Auf Geheiß des Justizministeriums geben das Rottweiler und das Oberndorfer Amtsgericht jeweils einen wichtigen Zuständigkeitsbereich ab. Vereine werden künftig an den vier zentralen Registergerichten in Freiburg, Mannheim, Ulm und Stuttgart verwaltet, statt an den 107 Amtsgerichten in Baden-Württemberg. Rottweil und Oberndorf sind zwei von ihnen. In Rottweil ist es ab der kommenden Woche der Fall. Die Unterlagen werden in Stuttgart digitalisiert und sind dann im Internet abrufbar. Effektiver und kostengünstiger soll das alles sein, so das Ministerium.

Mit Herzblut um die Vereine gekümmert

Ströhle macht keinen Hehl daraus, dass ihm das Herz blutet. Viele der Vorsitzenden zwischen den braunen Aktendeckeln kennt er seit vielen Jahren, hat manchem aus der satzungstechnischen Bredouille geholfen. Mitunter hat er einem auf der Kippe stehenden Verein den entscheidenden Schubser in Richtung Weiterbestehen geben können. Und darauf ist er auch ein wenig stolz. 15 Jahre führte der Wellendinger, der selbst Mitglied in fünf Vereinen ist, das Rottweiler Vereinsregister.

Mit "deutlicher Wehmut" sehen auch Amtsgerichts-Direktorin Petra Wagner und Verwaltungsleiterin Gertrud Gfrörer die Verlagerung in die Landeshauptstadt. In ihren Augen geht damit in Rottweil ein Stück Bürgernähe verloren. Das Vereinsregister sei zwar ein kleiner Arbeitsbereich des Amtsgerichts, werde aber in der Bevölkerung als sehr wichtig empfunden.

Er erhalte rund eine Anfrage pro Woche, schätzt Ströhle. Er mag besonders die Flexibilität und den Spielraum, die ihm im Vereinsrecht zugebilligt sind. Oft gelte es, im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben individuelle Satzungslösungen zu finden, damit der Verein weiter bestehen kann. Und er ist kein ausgesprochener Freund der Mustersatzung.

Das ehrenamtliche Engagement habe in den vergangenen Jahren merklich nachgelassen, musste der Rechtspfleger feststellen. Umso mehr habe ihm geholfen, sich mit und in den Vereinen auszukennen. Aber, er lächelt: "Es gibt dann eben auch bald einen ›Ströhle‹ in Stuttgart." Rückblickend sagt er: "Es hat Spaß gemacht." Und Gfrörer pflichtet ihm bei, denn sie war einst seine Vorgängerin im Vereinsregister.

Am Montag werden zunächst die Karteien, eine Art Kurzbiografie der Vereine nach Stuttgart gebracht und gescannt, um sie ins Internet zu stellen. Dienstag folgen die vollständigen Akten.

Mit dem Stichtag 8. Juni wechselt die Zuständigkeit dann ganz nach Stuttgart. Petra Wagner rechnet allerdings schon mit einer gewissen Übergangszeit, schätzungsweise drei bis vier Wochen, bis sich in Stuttgart alles eingespielt hat.

Und Ströhle beruhigt. Natürlich werde er nicht den Telefonhörer auflegen, wenn er zu vereinsrechtlichen Dingen gefragt werde. Rechtlich verbindliche Entscheidungen, die Vereine betreffend, werden dann allerdings nur noch in Stuttgart gefällt.

Lothar Ströhle jedenfalls steht bereit, die Akten befinden sich wenige Tage vor ihrer "Abreise" in tadelloser Ordnung. Anfang der Woche heißt es dann endgültig Schluss mit dem Vereinsregister. Jedenfalls in Rottweil.