Die Pharma-Industrie gibt Zahlungen an Ärzte preis. Geld floss auch in den Kreis Rottweil. Foto: © Stasique/Fotolia.com

Auch Mediziner im Kreis Rottweil stehen auf Liste. "Ganzer Berufsstand diskreditiert".

Kreis Rottweil - Was hat es mit den Zahlungen der Pharma-Industrie an Ärzten auf sich? Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die Recherche-Plattform Correktiv haben mit diesem Thema am Donnerstag für Furore gesorgt. Wir sahen uns im Kreis Rottweil um.

Ja, räumt ein Allgemeinmediziner aus Sulz ein, er tauche auf dieser Liste auf. Rund 500 Euro, das ist der Aufstellung zu entnehmen, hat er von Pharmafirmen bekommen. Dahinter verbergen sich Übernachtungs- und Verpflegungskosten für die Teilnahme an Fortbildungen, die von der Pharmaindustrie unterstützt werden. Das ist zunächst einmal nicht illegal. Seit es das Antikorrruptionsgesetz gibt, müssten solche Zahlungen aber offengelegt werden. Der Arzt aus Sulz ist der einzige im Stadtgebiet, der in der Auflistung auftaucht.

Das liegt daran, dass er sein Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben hat. "Das ist ja schließlich kein Geheimnis." Schade sei nur, dass man nun quasi an den Pranger gestellt werde, während viele andere Kollegen, die an solchen Fortbildungen ebenso teilnähmen, einer Offenlegung aber nicht zustimmten, anonym blieben.

Er selbst hält das neue Gesetz ohnehin für schwer durchschaubar. Man wisse gar nicht so wirklich, was nun erlaubt sei und was nicht. In vielen Bereichen sei dies nicht klar geregelt. Im Zweifel müsse dies dann jeweils im Einzelfall von Gerichten entschieden werden. Schlussendlich wolle der Gesetzgeber die Mediziner zur Rechenschaft ziehen, die Geld dafür nähmen, wenn sie bestimmte Medikamente verschreiben, oder Produkte wie etwa Herzschrittmacher verwenden. Das sei auch richtig so. In einer Allgemeinarztpraxis komme so etwas aber gar nicht vor, eher in Kliniken.

Geld für Reisekosten und Kongressbesuche

Vor Jahren sei einmal ein Pharmavertreter mit solch einem Ansinnen an ihn herangetreten. "Den habe ich natürlich sofort der Praxis verwiesen." Durch das Antikorruptionsgesetz würden nun alle über einen Kamm geschert und als potenziell kriminell hingestellt. "Es wird ein ganzer Berufsstand diskreditiert." Ungerecht empfindet er, dass andere freie Berufsgruppen, etwa Rechtsanwälte, nicht betroffen seien. So ein Gesetz müsste seiner Ansicht nach für alle Freiberufler gelten.

In Raum Schramberg sind es vier Ärzte aus dem Stadtgebiet, die in der Liste auftauchen und der Veröffentlichung ihrer Zuwendungen zugestimmt haben. Die Beträge liegen dabei zwischen 105 und 447,56 Euro – insgesamt kommen die vier Ärzte zusammen auf eine Summe von 909,56 Euro in erster Linie für Reisekosten für den Besuch von Tagungen und Kongressen. 250 Euro davon werden auch als Ersatz für eine Tagungsgebühr gewährt. In Rottweil ist es vor allem das Vinzenz-von-Paul-Hospital und sind es dort tätige Ärzte, die auf der Liste aufgeführt werden. Knapp 30 000 Euro flossen von der Pharma-Industrie an die Einrichtung in der Schwenninger Straße. Weitere Mediziner erhielten Beträge zwischen 500 und 800 Euro.

Die nun öffentlich gemachten Zahlungen sind nicht vollständig. Laut der Recherche-Plattform Correktiv haben Ende Juni 54 Pharmakonzerne erstmals offen gelegt, wie viel Geld sie an rund 71 000 Ärzte in Deutschland zahlen. 575 Millionen Euro flossen demnach. Nur ein knappes Drittel, also 21 000 dieser Ärzte, hat zugestimmt, dass die an sie geleisteten Zahlungen veröffentlicht werden dürfen.