Zur Ertüchtigung der Gäubahn Stuttgart–Zürich wird seit langem viel geredet. Doch auf deutscher Seite liegt ausbaumäßig vieles im Argen. Foto: Archiv

Auch Anlieger Rottweil nimmt Beschlusslage erfreut zur Kenntnis. Doch gibt es tatsächlich einen Ruck?

Rottweil - Die Gäubahn rückt im Bundesverkehrswegeplan 2030 in den vordringlichen Bedarf. Und trotzdem muss sich der Geschäftsführer des Interessenverbands der Anlieger-Kommunen, Rainer Kaufmann, fragen lassen, ob er sich denn gar nicht freut.

Nun, so ist das eben, bei einem, der sich seit Jahren intensiv für den Ausbau engagiert und in dieser Zeit schon so manchen Rückschlag einstecken musste.

Eine der Anreiner-Gemeinden ist Rottweil, und nicht nur, weil die Stadt sich 2008 in der Singener Erklärung an der Vorfinanzierung der Planungskosten beteiligt hat, besteht hier ein großes Interesse am zweigleisigen Ausbau. "Diese Verkehrsachse ist von großer Wichtigkeit für unseren ländlichen Raum", machte CDU-Fraktionssprecher Günter Posselt deutlich. Kaufmann war deshalb zu Gast in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, um über den aktuellen Stand des Verfahrens zu informieren.

Doch: "Es gibt erfreuliche Dinge zu berichten", machte der Geschäftsführer mehr als nur gute Miene zum bösen Spiel. Gleichwohl wurde den Rottweiler Stadträten auch klar, dass es noch ein langer Weg und ein zähes Ringen sein wird. Den Optimismus Kaufmanns ("Ich rechne damit, dass wir in drei bis vier Jahren die Planfestellung erreichen können"), dass es ein gutes Ende nehmen wird, teilen nicht alle im Gremium. Der Rückblick auf die Entwicklung seit 1999, als auch mal Züge mit Neigetechnik auf der Strecke Stuttgart – Zürich eingesetzt wurden, glich schließlich einer holprigen Fahrt mit der Bummelbahn. Mancher erinnert sich vielleicht noch: 2003 rückte der Ausbau der Strecke in den Bundesverkehrswegeplan 2001-2015, doch dem Bund fehlten die Mittel, um die Planung tatsächlich in Angriff nehmen zu lassen. Als deshalb die Anlieger-Kommunen einsprangen, liefen nur ein Jahr später, 2009, die Planungsarbeiten für den ersten Ausbau-Abschnitt Horb-Neckarhausen an.

Bis dahin stand für Kaufmann noch alles auf den Gleisen, doch 2010 habe es dann mit der Einstellung des Neigetechnik-Verkehrs den ersten Rückschlag gegeben. Mit der Aufnahme in den Investitionsrahmenplan des Bundes 2011 nahm das Projekt wieder Fahrt auf, um schon 2012 von der Bahn wieder ausgebremst zu werden mit der Ankündigung, man wolle den Fernverkehr Stuttgart – Zürich einstellen. Und das angesichts des Staatsvertrags von Lugano, in dem sich 2003 Deutschland und die Schweiz zum Ausbau der Strecke verpflichtet hatten.

Gezerfe geht schon lang

Mit dem Bereitstellen von Planungsmitteln für den Abschnitt Rottweil-Neufra ging es 2013 dennoch weiter. 2014 präsentierte die Bahn gar ihr Interimskonzept, bevor im vergangenen Jahr jedoch die Pläne für den Abschnitt Horb-Neckarhausen in eine Ehrenschleife bogen, nachdem – offenbar völlig überraschend – zum 1. Januar 2015 neue Lärmschutzbedingungen in Kraft getreten sind.

Dass Kaufmann seinen Bericht in die Abschnitte "Wo wir schon einmal waren", "Wo wir sind" und "Wo wir hinwollen" aufgeteilt hatte, verwundert da nicht. Ein zentrales Problem sieht der Geschäftsführer des Interessenverbands bei den weiteren Schritten in der Haltung der DB AG. "Die DB Fernverkehr hat keinen Bock auf den Fernverkehr hier", sprach er offen von einer "nach wie vor verkorksten Situation". Dass quer durch die Bundestagsfraktionen Unterstützung für das Projekt da ist, mag da ein Lichtblick sein. Es dürfte aber genügend Zeit bleiben, sich Gedanken darüber zu machen, ob der angestaubte Begriff "Gäubahn" von Marketingexperten einer Hochschule überarbeitet werden soll.

Die Rottweiler Stadträte nahmen aus der Sitzung einen Eindruck davon mit, wie dick das Brett ist, das noch gebohrt werden muss. "Wir müssen dran bleiben", lautete deshalb die Parole – und der Gemeinderat verabschiedete spontan eine Erklärung, um weiteren Druck von der Basis aufzubauen.