Solch ein Intercity 2 soll mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember auch auf der Gäubahn eingesetzt werden. Foto: Stratenschulte

Strecke erneut unterbrochen. Ab Dezember Besserung. Ausbau lässt auf sich warten. Mit Kommentar

Kreis Rottweil - Auf der Gäubahn werden mit der Änderung des Fahrplans Mitte Dezember neue Züge eingesetzt. Die Bahn verspricht zudem mehr Komfort und eine bessere Taktung auf der Strecke zwischen Singen und Stuttgart. In dieser Woche indes ist auf der Gäubahn vor allem eines gefragt: Geduld.

Ein neues Konzept auf der Gäubahn greift ab Montag, 11. Dezember.  

Das neue Konzept: Dann wird ein gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) vereinbartes Angebotskonzept realisiert: Demnach verdoppeln sich die IC-Verbindungen zwischen Stuttgart, Singen und Zürich auf einen Stundentakt. Dadurch verbesserten sich die Anschlüsse in Zürich nach Mailand wieder, heißt es.

Zudem werde Zürich bereits zwei Stunden früher, um 9.25 Uhr, erreicht – dies sei ideal für Geschäfts- und Privatleute. Neu sei auch das Angebot von täglich zwei IC-Direktverbindungen zwischen Stuttgart und Konstanz: morgens und nachmittags gen Norden, nachmittags und abends retour.  

Neigetechnik? Spürbar schneller indes wird es auf der Gäubahn nicht zugehen. Auf die Frage, ob die Bahn daran arbeite, die Neigetechnik wieder einzusetzen, heißt es knapp: Nein, die Deutsche Bahn betreibt keine Fernverkehrs-Neigetechnik-Züge. Vor rund 15 Jahren war das noch anders. Damals verkehrten Fernverkehrszüge mit Neigetechnik (ICE Neigetechnik der DB und Chis-Alpino der SBB). Die Fahrt dauerte circa eine Stunde und zwölf Minuten. Die schnellste Verbindung dauert ab Mitte Dezember vier Minuten länger.  

Diese Woche – Zwangspause: Aber das ist kein Vergleich zu dem Tempo, das in dieser Woche auf der Strecke zwischen Singen und Stuttgart geboten wird. Aufgrund von Brückenbauarbeiten zwischen Bondorf und Herrenberg ist die Zugverbindung gekappt. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr ist die Strecke wegen Bauarbeiten unterbrochen. Busse kutschieren die Fahrgäste dieses Mal zwischen Eutingen im Gäu und Herrenberg hin und her. Der Zeitverlust beträgt bis zu eine Stunde. Pendler brauchen nicht darauf zu hoffen, einen Teil des Fahrpreises erstattet zu bekommen. Kulanzen würden nicht gewährt, heißt es in einer Antwort des Kundencenters.  

Zwei neue Zugtypen: Nun denn, der Spuk hat am Sonntag, nach Abschluss der Bauarbeiten, ein Ende. Und zwei Wochen später soll ja dann vieles besser werden. Alle zwei Stunden sollen zwischen Stuttgart und Singen die neuen Intercity-2-Züge zum Einsatz mit Anschluss in Singen nach Zürich kommen. Die modernen Fahrzeuge, so die Bahn, ersetzten die bisherigen zweistündlichen RE-Züge Stuttgart–Singen und bedienten deswegen auch Zwischenhalte wie Herrenberg. Auch die Regionalbahnen werden durch die neue Baureihe Talent 2 (Hersteller ist Bombardier) ersetzt.  

Die Preise: Auf Anfrage äußert die Bahn, dass auch in den IC-Zügen zwischen Stuttgart, Singen und Konstanz alle Nahverkehrstickets anerkannt würden. Leser des Schwarzwälder Boten haben in den vergangenen Tagen mehrfach Skepsis geäußert. Aber auch Nachverkehrsexperte Hartmut Jaißle bekräftigt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Nahverkehrsticket auf allen Verbindungen der Gäubahn gültig seien.

Das bedeutet wiederum: Für Pendler, die mit dem Fernverkehrsticket unterwegs sind, wird die Verbindung günstiger. Somit profitierten Nahverkehrskunden künftig von schnellen Verbindungen im Stundentakt zwischen Stuttgart und Singen. Fernverkehrskunden von günstigeren Preisen.

Sobald genügend Intercity 2-Züge mit Zulassung für das schweizerische Netz verfügbar seien, voraussichtlich sei dies ab Ende 2019 der Fall, führen diese dann stündlich umsteigefrei bis nach Zürich. Bis dahin würden durchgehende IC-Züge nach Zürich mit Wagen der SBB verkehren.  

Und der zweigleisige Ausbau? Diese Frage bewegt auch den Interessenverband Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn. Er fragt sich, wie es nach der Aufnahme des Gäubahnausbaus in den Bundesverkehrswegeplan weitergeht. Die Dringlichkeit dieses Ausbaus habe sich nach der Sperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt mit aller Deutlichkeit gezeigt. Darüber will der Verband in seiner Verbandsversammlung am 4. Dezember ebenso diskutieren wie über die betrieblichen Zwischenlösungen während der verschiedenen Bauphasen des Projekts S 21.

Kommentar: Nur Kosmetik

Von Armin Schulz

Als Nutzer der Deutschen Bahn ist man hin- und hergerissen. Einerseits eine bequeme Möglichkeit, um von A nach B zu kommen, andererseits manches Mal schlicht eine Zumutung. So wie in diesen Tagen. Wer sich auf den Weg nach Stuttgart macht, für den ist die Gäubahn keine Alternative. An die zweieinhalb Stunden ist man unterwegs – für einen Weg. Da steigt man gerne aufs Auto um. Verbesserung verspricht die Bahn mit dem Fahrplanwechsel im Dezember: neue Züge, bessere Verbindungen. Das hört sich gut an, jedoch nur so lange, bis Bauarbeiten an der Strecke den Zugverkehr lahmlegen. Da helfen auch tolle Waggons nicht weiter. Dann ist da noch der Ausbau der Gäubahn, der schon so lange auf sich warten lässt und weiterhin unsicher ist. Würde hier die Bahn eine Lösung präsentieren, könnte sie wirklich punkten. Alles andere ist nur Kosmetik.