Der FV 08 Rottweil am Boden: Nach der gesamten Vorrunde in der Abstiegszone steht der Landesligist nun auch ohne Trainer da. Foto: Müller

Fußball: Tim Hüfner wirft beim Landesligisten Brocken hin. "Viele Dinge haben einfach nicht gepasst."

Nächster Nackenschlag für den abstiegsbedrohten FV 08 Rottweil: Der Landesligist geht ohne einen Trainer in die Winterpause – Tim Hüfner hat seine Tätigkeit nach dem Reutlingen-Spiel auf eigenen Wunsch beendet.

Angesichts der sportlichen Talfahrt des FV Rottweil kam diese Entscheidung jedoch nicht völlig unerwartet. Der Trainer hat sie nach reiflicher Überlegung gefällt, informierte danach Mannschaft und Vorstandschaft des Vereins. Es wurde allerdings schon seit einigen Tagen im Umfeld gemunkelt, dass sich auf der Trainerbank zum 30. November etwas verändern könnte. "Ich habe mir darüber in der letzten Zeit intensive Gedanken gemacht und sehe in dem jetzigen Zeitpunkt den für mich richtigen Entschluss", so der 42-Jährige, der damit nur zwölf Monate für die Nullachter tätig gewesen ist und am 1. Dezember 2013 einstieg.

Hüfner redet hierbei nicht drumherum, nennt Ursachen und Gründe in deutlichen Worten: "Es haben insgesamt einfach viele Dinge nicht gepasst", sieht er seine mittelfristigen Ziele und Wünsche komplett verfehlt. Seinen Spielern macht er hierbei keinen Vorwurf, im Gegenteil, er lobt sie nach dem 3:3 gegen die Young Boys Reutlingen wie in den Wochen davor: "Es ist eine junge Mannschaft, die im Training sehr willig ist, sich spielerisch weiterentwickelt hat und die Jungs versuchen immer im Spiel alles zu geben. Da kann ich niemanden etwas vorwerfen", freute er sich am Sonntag zum Abschied beim 3:3 über die Moral der FVR-Truppe. "Es war wirklich Klasse zu erleben, wie sie dreimal einen Rückstand aufgeholt haben und nie aufgaben."

Hüfners Kritik richtet sich vielmehr in Richtung Vorstandschaft des FV 08 Rottweil. "Ich bin ein Jahr hier gewesen, habe mir die Struktur angeschaut, immer wieder angemahnt, was wir im sportlichen Bereich verbessern müssen und in Gesprächen darauf hingewiesen. Doch es ist nichts passiert", spricht er die Transferpolitik an.

Apropos Gespräche: "In den letzten acht Wochen war die Kommunikation zwischen der Vorstandschaft und mir leider auf dem Nullpunkt. Hier hätte ich erwartet, dass wir hinsichtlich unserer sportlichen Situation und den vielen Langzeitausfällen versuchen, den Kader im Winter zu verstärken. Die jetzige Mannschaft hat Potenzial, doch es reicht nicht aus, um damit weit vorne in der Tabelle mitzuspielen. In der vergangenen Rückrunde hatten wir frühzeitig den Klassenerhalt gesichert und viel Zeit nach Verstärkungen Ausschau zu halten. Da ist Seitens des Vereins nichts passiert. Den jungen Spielern kann man keinen Vorwurf machen, sie versuchen alles, aber es reicht auf eine ganze Runde hin nicht aus", so Hüfner.

Und die sportliche Entwicklung des FV08 gibt ihm Recht. Auch wenn er selbst mitverantwortlich ist für den derzeit direkten Abstiegsplatz (Rang 13) mit fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer und der Misere. Bereits seine Vorgänger erlebten den schleichenden Niedergang schon seit drei, vier Jahren mit: Ein Ralf Volkwein hatte 2012 bereits Probleme, dessen Nachfolger Marc Digeser und Udo Leopold ging es nicht besser. Pro Saison im Winter und Sommer bis zu einem Duzend Zu- und Abgänge, jedes Jahr ein kompletter "Dauer-Umbruch" und Stück für Stück der Wegfall von unersetzbaren Leistungsträgern wie Paul Ratke, Magnus Merz, Alexander Keil und einigen anderen wurde nicht mit Qualität kompensiert.

Die Vereins-Philosophie – auf Eigengewächse zu bauen und damit in der Landesliga eine gute Rolle zu spielen – ist ehrenwert, jedoch aus finanziellen Gründen eher notwendig und abhängig von der Ausbildungs-Qualität und Mentalität der U19-Spieler. Der Absturz in die Abstiegszone manifestierte sich in den vergangenen 24 Monaten schleichend. Ohne Anzeichen auf dauerhafte Besserung. "Wir haben da insgesamt keine Fortschritte gemacht", hadert Tim Hüfner damit, "dass der FV 08 Rottweil insgesamt sehr viel Potenzial und Möglichkeiten bei den Rahmenbedingungen habe, "daraus aber aus meiner Sicht insgesamt viel zu wenig rausholt."