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Nach dem Public Viewing im Kraftwerk feiern hunderte Anhänger den Achtelfinaleinzug. US-Austauschschüler freuen sich mit.

Rottweil - Es ist geschafft: Mit einem 1:0-Sieg gegen die USA zieht die deutsche Elf ins Achtelfinale ein. In Rottweil feiern die Fans ausgelassen – unter ihnen sind zahlreiche US-Austauschschüler aus Minnesota. Sie haben doppelten Grund zum Jubeln. Viele der 35 Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil (AMG) und ihre Austauschpartner haben sich auf den Weg zum Public Viewing auf der Fanmeile im Neckartal gemacht. Auch in den Rottweiler Kneipen verfolgten zahlreiche Fußballanhänger die Partie Deutschland–USA. Die amerikanischen Schüler unterstützen mehrheitlich ihr Nationalteam. Um das nach außen zu zeigen, sind sie etwas zu schüchtern, verrät AMG-Schülerin Cecilia Rademacher. Lindsay Schneider und Aaron Hengst schmücken sich aber immerhin mit US-Schals. Letzterer trägt allerdings auch das gleiche Trikot wie Jogis Jungs auf dem Rasen in Recife. Die meisten der US-Schüler präsentieren sich wie ihre deutschen Austauschpartner: schwarz-rot-golden geschminkte Wangen, Deutschland-Schals und -Trikots. Beim Wunschergebnis sind sich die Schüler einig: ein Unentschieden, womit beide Teams gemeinsam ins Achtelfinale einziehen.

Die Schülergruppe verfolgt das Match von einer kleinen Tribüne aus. Den Beginn des Spiels dominieren Jogis Jungs. "Das wird das ganze Spiel über so bleiben", vermutet Hengst. Der 15-Jährige verfolgt das Spiel mit vielen Emotionen. Mal fordert er eine gelbe Karte für die Deutschen, mal schlägt er die Hände vors Gesicht, wenn es für sein Team brenzlig wird. Der Gymnasiast Simon Nagel ist genauso intensiv dabei. "Wir lassen dem US-Team zu viel Platz", sagt er als die Amerikaner immer stärker werden.

Hengst und Nagel sind mittendrin im stimmungsvollen Fanblock. Ein Deutschlandanhänger schlägt pausenlos auf die Trommel. "Auf geht’s Deutschland schießt ein Tor", skandieren die Fans. Die US-Austauschschüler singen einfach mit.

Das 0:0-Unentschieden zur Pause bewerten Hengst und Nagel unterschiedlich. Der Amerikaner sieht ein "interessantes Spiel", der Deutsche ein typisches 0:0. Auch Pascal Pfundstein aus Zimmern verfolgt das Duell. Der 21-jährige Deutsche schmückt sich mit einer US-Flagge. "Ich bin mehr für die Amerikaner. Der Großteil meiner Familie kommt aus New Jersey", erklärt Pfundstein. Er hofft auf ein besseres Spiel der US-Boys in der zweiten Hälfte.

Doch dazu kommt es lange Zeit nicht. In der 55. Minute erzielt Thomas Müller mit einem präzisen Flachschuss die 1:0-Führung für Deutschland. Der Jubel kennt keine Grenzen. Hengst und seine Schulkollegen sind etwas betrübt, freuen sich aber mit ihren deutschen Austauschpartnern. Auch Andrew Leeder fiebert im Deutschlandtrikot mit den US-Boys. Sein Smartphone berechnet ihm ein Szenario, das zeigt, ob sein Team noch auf dem Weg ins Achtelfinale ist. Svenja Trüter zeigt Hengst derweil, wie man richtig Lärm macht und "Mario Götze" ruft. Es sei "cool", mit den US-Austauschschülern das Spiel zu verfolgen. "So kommt ein wenig Rivalität auf", sagt sie.

Am Ende gewinnt Deutschland mit 1:0 gegen die USA. Trotz der Niederlage zieht auch das US-Team ins Achtelfinale ein. "Es war ein gutes Spiel, weil wir weiter sind", sagt Hengst und lächelt. Nagel ist nun auch wieder mit Jogis Jungs zufrieden. Der Fanblock auf der Tribüne stimmt "Humba Täterä" an. Die Schüler feiern gemeinsam ihre Teams. Auch wenn es nicht das Wunschergebnis geworden ist: Sie können zusammen jubeln.

Info: Autokorso

(vs) Der Autokorso startete im Neckartal, und zum ersten »stockenden Verkehr« kam es bereits auf dem Weg in die Stadtmitte. Schließlich mussten alle den Nägelesgraben-Kreisverkehr passieren, um dorthin zu kommen. Mancher Fußgänger wurde eher ausgebremst: Einige Fußballfans gerieten in der Duttenhoferstraße aneinander, ein Fall von Körperverletzung, allerdings war die Polizei vor Ort und griff ein. Die 100 bis 150 Autos, die es in die Stadt schafften, drehten gut eine Stunde lang ihre Runden. Bejubelt wurden sie von rund 200 Fans an der Strecke.

Weniger erfreulich als das Spielergebnis war ein leichter Unfall, der sich am Friedrichsplatz im Korso ereignete: Ein Cabrio fuhr gerade an, als der Wagen vor ihm abbremste. Es kam zu einem leichten Zusammenstoß, verletzt wurde niemand. Dasselbe gilt für einen zweiten Zusammenstoß im Neckartal. Auf der dortigen Fanmeile verfolgten rund 1300 Zuschauer das Spiel. Die Ordnungshüter waren zu sechst im Einsatz. Als Gruppen-Erster spielt die deutsche Elf am Montag. Die Begegnung wird erst um 22 Uhr angepfiffen. Das ist eigentlich zu spät für Autokorsos in der Innenstadt: In der Vorrunde waren sie nur bei den frühen Spielen erlaubt.