Engagiert: Horgener Helfer betreuen 35 Flüchtlinge / Zu Kaffeekränzchen kommen rund 80 Teilnehmer

Von Verena Parage

Jetzt sind sie da: 35 Flüchtlinge haben ihr Domizil in Horgen bezogen. Bei einem Kaffeekränzchen im Pfarrsaal der Eschachtalgemeinde lernten sie am Samstag bereits viele ihre neuen Mitbürger kennen.

Zimmern-Horgen. Das erste Treffen mit den Helfern der Initiative "Flüchtlingshilfe Horgen" ist genau eine Woche her. Einige Ehrenamtliche hatten sich nämlich für vergangenen Mittwoch verabredet, um im Mehrfamilienhaus in der Unterbergstraße letzte Arbeiten zu erledigen. Als sie dort eintrafen, waren die Neuankömmlinge schon da.

35 Personen, darunter zehn Familien, sind jetzt in Horgen daheim, fünf weitere werden erwartet. "Wir haben super liebe Leute", sagt Martina Zisch über die Neuankömmlinge. Die Ortschaftsrätin gehört neben Jürgen Horn, Christa Ohnmacht und Günter Spreter zum harten Kern der Initiative "Flüchtlingshilfe Horgen".

Nach dem ersten Kennenlernen sind Zisch, Horn und Ohnmacht guter Dinge. Auch, weil zehn Familien, dazu kommen drei Brüder und drei allein reisende junge Männer, in dem Haus eingezogen sind. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, andere aus Afghanistan oder dem Irak. Das Ziel ihres Engagements für die Flüchtlinge ist klar: "Natürlich wollen wir sie integrieren so gut es geht", sagt Martina Zisch.

Sprache als Hürde

Dazu sollte am vergangenen Samstag ein Kaffeekränzchen im Pfarrsaal – mit Unterstützung der Kirchengemeinderäte – beitragen. "Das war super", erzählt Christa Ohnmacht. Rund 80 Personen kamen zusammen. Für das Trio waren das Beste allerdings nicht die regen Gespräche zwischen Horgenern und Flüchtlingen. Das Wunderbarste sei gewesen, dass alle Familien und die weiteren Flüchtlinge einen Paten gefunden haben.

Für jedes Grüppchen ist jetzt einer der Engagierten zuständig. Er geht anfangs mit ihnen einkaufen, hilft, einen Arzt zu finden oder Anträge auszufüllen. Dabei ist die Verständigung eine hohe Hürde. Denn nur wenige Flüchtlinge können bereits Deutsch, kaum einer spricht gut Englisch. "Mit der Übersetzungs- App geht es aber", sagt Ohnmacht. Die haben sich die Helfer auf ihre Smartphones heruntergeladen, um Deutsch in Arabisch übersetzen zu können.

Christa Ohnmacht ist für drei junge Männer zuständig. Sie habe mit ihnen den Satz "Ich brauche Hilfe" geübt – damit sie ihrer Patin Bescheid sagen können, wenn sie Unterstützung benötigen.

Und Martina Zisch berichtet, dass sie mit den drei Brüdern, um die sie sich kümmert, schon eine Rundfahrt in Zimmern und Rottweil gemacht habe. "Da waren wir statt einer drei Stunden unterwegs", erzählt sie. Jürgen Horn betreut eine sechsköpfige Familie. "Die frechste Göre hast Du", sagt Zisch lachend. Dafür kommt Horn mit den Eltern gut klar.

Dem Helferkreis gehören über 30 Ehrenamtliche an. Die Arbeit wird im Team geleistet, das betonen die drei im Gespräch immer wieder. Sie sei auch nur zu machen, wenn sich viele einbringen. Denn dass mancherorts die Unterstützer auf dem Zahnfleisch daher kommen, dass weiß auch das Trio.

Gleichzeitig wollen die Horgener Helfer die Neuankömmlinge nicht mit ihrer Unterstützung überschütten. "Das sind erwachsene Menschen", sagt Zisch, und selbst für sich verantwortlich.

Dass mancher Mitbürger den Neuankömmlingen kritisch gegenüber steht, ist dem Helferkreis klar. "Es gibt Leute, die nicht begeistert sind", sagt Jürgen Horn. Auf der anderen Seite hätte die Flüchtlingshilfe auf ihren Spendenaufruf hin nur positive Reaktionen erhalten. Gleichzeitig erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung. Wäre es damals zum wirtschaftlichen Kollaps gekommen, hätte das Land dies auch schultern müssen. Und in der ehemaligen DDR lebten gut 16 Millionen Menschen. Jetzt komme auf 80 Bürger ein Flüchtling. "Was ist denn das?", fragt Jürgen Horn.

Übrigens: Vergangenen Mittwoch haben die Helfer wie geplant letzte Arbeiten im Mehrfamilienhaus erledigt. Und beim Aufbauen der Eckebank beispielsweise hätten die Flüchtlinge gleich mit angepackt.