Zeitzeuge berichtet im EHG über seine                                                     Zeit als     KZ-Häftling / Mitsamt Familie von SS verhaftet / Auf den Tod gehofft

Von Silas Eyrich und Peter Walz

Rottweil. Wieder besuchte ein Zeitzeuge die Erich-Hauser Gewerbeschule in Rottweil. Der mittlerweile 87-jährige Eugeniusz Dabrowski erzählte in einem knapp 90-minütigen Vortrag von seinen Erlebnissen in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau sowie den Arbeitslagern Dautmergen, Bisingen und Vaihingen.

Gefasst, jedoch sichtlich bewegt, schilderte er detailliert das unfassbare Leid, das er, sowie jeder andere Inhaftierte, erlebt hatte. Als Jugendlicher wurde der in Warschau geborene Pole mitsamt seiner Familie von der SS verhaftet, weil sie einen befreundeten Juden bei sich versteckten. Kurz danach wurde er in Auschwitz von seiner Familie getrennt.

Der Hunger sei das Schrecklichste gewesen: "Keiner von euch kann sich vorstellen, wie sich echter Hunger anfühlt", so Dabrowski. Nach einiger Zeit wurde er von Auschwitz über die Zwischenstation Bisingen nach Dautmergen verlegt, wo versucht wurde, aus Schiefer Öl zu gewinnen. Durch viele schreckliche Details veranschaulichte Dabrowski seine Leidensgeschichte. So wurde er von einem SS-Mann mit einem Knüppel ohnmächtig geschlagen, weil er für kurze Zeit aufhörte, Steine mit der bloßen Hand zu zertrümmern. Nach zwei Monate langen Qualen in Dautmergen musste er in einem Stollen in Vaihingen arbeiten. Abends hatten die Lebenden die Toten zurück zu tragen, damit die Zahl beim Appell stimmte. Aber nicht alle Deutschen seien grausam gewesen, so habe ihm ein Wehrmachtssoldat ein Stück Brot gegeben. Diese Worte bewegten spürbar die mucksmäuschenstillen Schüler. Als die Franzosen immer näher an Vaihingen herankamen, wurden die Häftlinge zu Fuß und teilweise in Lastern nach Dachau gebracht. Dort seien die Zustände am schlimmsten gewesen. Einige Männer wogen nur noch 35 Kilogramm, es gab kein Wasser und sie teilten ihre Pritschen mit Ratten. Da sie kein Essen mehr bekamen, hätten sie zum Schluss nur noch auf den Tod gehofft. Völlig entkräftet wurden sie jedoch kurze Zeit später von den Alliierten befreit und daraufhin in ihre völlig zerstörte Heimat zurückgeschickt. Auf die Schüler-Frage, wie er das erlebte Grauen verarbeitet habe, antwortete Dabrowski, dass er zu Anfang viel geweint habe, Albträume hatte und nie von Zuhause wegging. Die Zeit habe ihm jedoch geholfen. Heute sieht er seine Aufgabe darin, die Freundschaft zwischen Polen und Deutschland aufrecht zu erhalten und immer weiter zu verbessern.

Ob er den Deutschen jemals wieder verzeihen könne, fragte ein weiterer Schüler. Dabrowski darauf:. "Die heutige Generation ist in keiner Weise für die Taten der Nationalsozialisten verantwortlich. Es ist jedoch unsere Aufgabe, das Vergangene in Erinnerung zu behalten und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passieren kann." Erstaunen und Bewunderung äußerten die Zuhörer darüber, dass ein Mensch nach so unfassbar grausamen Erfahrungen eine solche Zuversicht und Lebensfreude ausstrahle.