Die Gruppe mit Fernando Galetti und den Gästen aus Rottweil bei der Kirche Madonna d’Appari Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder-Bote

Städtepartnerschaft: Rottweiler Delegation zur Perdonanza in L’Aquila herzlichen empfangen

So wie jedes Jahr wurde die Flamme der Perdonanza vom 16. bis 23. August vom "Monte Morrone" nach L’Aquila gebracht – dem Ort, wo Pietro di Morrone, der spätere Papst Celestino V., als Einsiedler gelebt hatte.

Rottweil (hf). Am 22. August erreichte die "Fiaccola del Perdono" in Onna die inzwischen neu eröffnete Kirche San Apostolo Pietro. Die Bevölkerung von Onna empfing die Flamme in einer großen Zeremonie, bei der das alte Dokument von Celestino V. vom Fackelträger vorangetragen wurde.

Bewegender Fackelzug

Der Geistliche der Gemeinde hob besonders die "Porta Santa" in der kleinen Kirche hervor, in Anlehnung an ihre Wiedereröffnung und an die Heilige Pforte in der Basilika Santa Maria di Collemaggio.

Besonders bewegend war für die Rottweiler Stadtbotschafterin Heide Friederichs der Fackelzug aller Teilnehmer von der Kirche durch das völlig zerstörte Onna bis zum Haus Casa Onna. Die Menschen folgten mit ihren Kerzen in totaler Stille der "Fiaccola del Perdono". Nur die Tritte der Pilgernden durchbrachen diese Ruhe. Im Casa Onna wurde ein Pilgerstück vorgetragen, das passend zur immer noch spürbaren Situation in Onna die Überwindung von Schmerz zu Hoffnung symbolisierte.

Die eigentliche Perdonanza in L’Aquila wurde wegen des schweren Erdbebens in Amatrice und weiteren Dörfern in den Regionen Latium, Umbrien und den Marken abgesagt, denn noch immer ist die Zahl der Toten nicht endgültig und die Betroffenheit der Stadt L’Aquila und zugleich die Erinnerung an das eigene Erdbeben 2009 so groß, dass kein Fest gefeiert werden kann. Die Delegation aus Rottweil nutzte dennoch Möglichkeiten, ihre Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen. So traf sie sich mit den Freunden von Humanitas und erlebte große Herzlichkeit. Mitglieder von Humanitas zeigten den Rottweiler Freunden ihren Geburtsort in der Nähe von L’Aquila, der noch immer vom Beben 2009 gezeichnet ist. Hier galt es Anteilnahme und gelebte Freundschaft zu demonstrieren.

Stolz auf Wanderweg

Ludwig Kohler, Vorsitzender von Amici del’Aquila, brachte den Dank aller zum Ausdruck über eine inzwischen gewachsene große Freundschaft, die sich auch in schweren Zeiten bewährt habe. Ebenso in großer Herzlichkeit führte Fernando Galetti aus Paganica zusammen mit Paulo Perna und Angela Rossi die Rottweiler Gruppe in die Berge um Fileto. Das Bergdorf hatte ein ähnliches Schicksal wie Onna. Dort wurden von der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ebenfalls unschuldige Bewohner umgebracht. Die schöne Berglandschaft ließ die Wanderer Abstand gewinnen von den derzeitigen Ereignissen, und auch hier zeigte sich eine der ältesten Freundschaftsbeziehungen zwischen den Partnerstädten, zählt doch Fernando Galetti zu den langjährigen Beschickern des Stadtfestes in Rottweil. Galetti, Mitglied der Associazione Salviamo Paganica, hatte dort einen Wanderweg ausgebaut bis zur Chiesa Madonna d‘Appari, den er seinen Gästen voller Stolz zeigte. Sein neuester Traum ist eine Hängebrücke in der Gebirgslandschaft zwischen Paganica und San Gregorio.

In einer kleinen Form der Perdonanza mit nur wenigen Teilnehmern, vor allem der Dama mit der Bolla in Begleitung von Sindaco Massimo Cialente und weiteren Politikern L’Aquilas und der Region, ging es still von der Villa Comunale zur Chiesa Santa Maria di Collemaggio. Die deutschen Gäste hatten als Zeichen der Trauer eine schwarze Schleife und standen unter den Aquilanern. In der Messe wurde besonders der Opfer des Erdbebens der betroffenen Dörfer gedacht.