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Frühere TKE-Spitzenmanager Keller plant mit Investoren Turmpark. Liegewiese, Spielplatz, Wasserspiel, Biergarten.

Rottweil - Der Testturm ist mit seinem Namen verbunden, demnächst auch ein Freizeitpark? Alexander Keller. Der frühere Spitzenmanager von Thyssen-Krupp Elevator plant einen weiteren Schachzug auf dem Berner Feld: "einen englischen Garten in Klein."

Es geht Schritt für Schritt weiter. Ein Projekt nach dem anderen wird rund um den fast fertigen Testturm, in dem Thyssen-Krupp Elevator (TKE) in ein paar Monaten Hochgeschwindigkeitsaufzüge testen will, aus dem Ärmel geschüttelt. Zunächst eine circa 850 Meter lange Hängebrücke, seit einer Woche ist eine weitere Idee öffentlich geworden: ein Turmpark.

Der Gemeinderat hat sich bereits hinter verschlossenen Türen damit befasst, der Ausschuss mit notwendigen Bebauungsplanänderungen in der vergangenen Woche öffentlich. Jetzt am Mittwoch sollen die Stadträte den Aufstellungsbeschluss fassen.

Hinter dem Turmpark-Projekt steht eine Investorengruppe, für die Alexander Keller spricht. Keller, der hier in der Region aufgewachsen ist und mit seiner Familie in Epfendorf lebt, ist es, der als TKE-Spitzenmanager den Turm nach Rottweil brachte, nachdem der Konzern mehrere Jahre vergeblich weltweit nach einem richtigen Standort gesucht hatte. Seit Juli ist Keller raus aus dem Konzern und Geschäftspartner von Bernhard Merz, der in Rottweil mehrere Immobilienfirmen erfolgreich betreibt.

Der Turm lässt Keller indes nicht los. Seine Ideenwelt kreist um dieses mächtige Gebäude, das mit Deutschlands höchster Besucherplattform eine touristische Spitzenattraktion zu bieten hat. Und gerade das, die Magnetwirkung des Bauwerks auf zigtausende Menschen, ist der Grund für die Idee eines Turmparks.

Keller: Grünfläche mit Liegewiese, Spielplatz, Wasserspiel, Biergarten

Keller schwant ein Erholungsraum neben dem Testturm vor, der alles zu bieten hat, was zur Zerstreuung und Entspannung der Besucher beitragen kann: viel Grünfläche mit Liegewiese, Spielplatz, Wasserspiel, Biergarten – "ein englischer Garten, nur in Klein", so Keller, eingebettet in einen Landschaftsraum zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald. Der Eintritt zu dem Park wäre frei. Dazu könnte ein Büro für die Touristinformation kommen und ein Gebäude mit gastronomischer Nutzung – dort können sich die Besucher aufhalten, falls es regnet.

Keller hat einen ersten Entwurf in einer nichtöffentlichen Sitzung den Stadträten bereits präsentiert. Diese hätten sich durchweg angetan geäußert, wenngleich es die eine oder andere Nachfrage gegeben habe.

Die Stadtverwaltung begrüßt das Projekt. Es wäre ein weiteres Mosaiksteinchen in dem Plan, Baden-Württembergs älteste Stadt in eine sichere Zukunft zu führen. Bürgermeister Christian Ruf erläutert auf Anfrage: "Im vergangenen Jahr hatten wir rund 50 000 Besucher an der Turmbaustelle; außerdem haben wir rund 10 000 Gäste in geführten Gruppen gezählt. Dies hat uns verdeutlicht, dass hier – langfristig – ein Bedarf, der über die vorhandene Zwischenlösung hinausgeht, bestehen wird. Gleichzeitig kamen Interessenten von außen auf uns zu."

In der Ausschusssitzung am vergangenen Mittwoch forderte vor allem SPD-Stadtrat Jürgen Mehl, die Dinge sorgfältig zu planen und darauf zu achten, zu welchen Bedingungen die Filetstücke rund um den Turm veräußert werden. Denn die Grundstücke für den Turmpark sollen an die Investorengruppe verkauft werden.

Ruf betont, dass die Einflussnahmemöglichkeit seitens der Stadt einmal auf planungsrechtlicher Ebene liege. Zum anderen aber auch auf privatrechtlicher Seite, bei der Veräußerung der Grundstücke. Hier könnten etwa bestimmte Vorstellungen im Hinblick auf die konkrete Nutzung vertraglich fixiert werden.

Die Art der baulichen zulässigen Nutzung siehe etwa Gastronomie, die mögliche Einrichtung einer Touristinformation, Anlagen zur Freizeitnutzung, Büro- und Verwaltungsräume vor, vor allem seien aber Grünflächen geplant. Das alles deckt sich mit dem, was auch Keller vorhat. Er sagt, der Park solle zu 70 Prozent aus Grünfläche bestehen.

Hundesportclub: Momentan beobachte man das alles gelassen

Wie genau dieser Park dann aussehen wird, solle laut Ruf in einem städtebaulichen Vertrag geregelt werden. Nunmehr befinde man sich in der Phase der frühzeitigen Beteiligung, in der die Öffentlichkeit über die wesentlichen Grundzüge der Planung (Gastronomie, Freizeitgestaltung) informiert werde. Hierfür würden also die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, so der Bürgermeister.

Ist da noch die Sache mit dem Hundesportclub, der direkt neben dem geplanten Besucherzentrum sein Vereinheim und den Hundeplatz hat. Was passiert mit ihm? Ruf sagt, man habe selbstverständlich mit Allgemeinen Deutschen Rottweiler Klub (ADRK) sowie dem Verein der Rottweiler Hundefreunde gesprochen. Beide seien Pächter städtischer Grundstücke in diesem Bereich.

Diese Flächen seien aber nicht Gegenstand des Bebauungsplanes. Allein eine kleine Fläche, die vom Bebauungsplan umfasst wird, werde derzeit vom Verein der Rottweiler Hundefreunde teilweise genutzt. Ein Pachtvertrag sei für diese Teilfläche nicht geschlossen worden, so der Bürgermeister. Eine Beplanung und zukünftige Nutzung dieser Fläche stelle aber in Absprache mit dem Verein der Rottweiler Hundefreunde keine Schwierigkeit dar.

Beim ADRK beobachtet man das Geschehen momentan noch gelassen. Allerdings mache man sich durchaus Gedanken, so heißt es im Verein auf unsere Nachfrage, ob "irgendwann der Tag kommt, an dem die Stadt sagt, sie wollen auch unser Gelände". Der Vertrag laufe allerdings unbefristet.

Neben dem ADRK trainieren auch die Rottweiler Hundefreunde sowie Rettungshunde auf dem Berner Feld beim Turmgelände – zumindest bis jetzt ist das der Fall.