Die Aussichtsplattform des Testturms. Archivbild. Foto: Nädele/Jäger

30 Experten arbeiten dort. Thyssenkrupp will neuartige Aufzüge testen und weiterentwickeln.

Rottweil - Mit der Inbetriebnahme des Testturms in Rottweil treibt thyssenkrupp die Transformation seiner Aufzugssparte und der gesamten Aufzugsindustrie weiter voran.

Vor dem Hintergrund der Urbanisierung und des stetigen Bevölkerungswachstums markiert der Startschuss für die Forschung in der ältesten Stadt Baden-Württembergs einen entscheidenden Meilenstein, um den globalen Herausforderungen von morgen schon heute zu begegnen. Insbesondere die effiziente Mobilität in Gebäuden wird zukünftig über Stillstand oder Fortschritt entscheiden. Die Entwicklung bahnbrechender Innovationen ist somit ein entscheidender Faktor – für alle kommenden Generationen.

„Die Einführung unserer vorausschauenden Wartungslösung MAX und die Einbindung von Microsofts HoloLens in unsere Serviceprozesse haben es gezeigt: Auch eine konservative Branche wie die Aufzugsindustrie, die seit 150 Jahren keinen wesentlichen Wandel durchgemacht hat, kann durch Innovationen und Digitalisierung revolutioniert werden“, so Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Elevator. Mithilfe des Testturms gilt es nun, unsere Innovationskraft in unserem Kerngeschäft – dem Aufzugsbau – unter Beweis zu stellen und Lösungen zu präsentieren, die es uns ermöglichen, Mobilität in Städten neu zu definieren und diese Ballungszentren zu den lebenswertesten Orten der Welt zu machen.“

Eine dieser Lösungen, die demnächst in Rottweil getestet wird, ist der MULTI. Drei der zwölf Schächte im neuen Testturm sind für das neue Mehrkabinen-Aufzugssystem vorgesehen. Als Antrieb kommt die Magnetschwebetechnologie basierend auf dem Transrapid zum Einsatz. Diese hat eine Vielzahl von Vorteilen: Durch die seillose Konstruktion können mehrere Aufzugskabinen in einem Aufzugsschacht betrieben werden. Das erhöht die Beförderungskapazität in einem Schacht um bis zu 50 Prozent und reduziert gleichzeitig den Platzbedarf des Aufzugs im Gebäude um die Hälfte. Dazu können sich die Kabinen des MULTI sowohl seitwärts als auch ohne Limit in die Höhe bewegen, was eine nie dagewesene Architektur der Gebäude erlaubt.

Wie hoch der Bedarf an schnelleren und effizienteren Transportlösungen in Gebäuden schon heute ist, zeigt ein aktueller Gesetzentwurf der deutschen Bundesregierung: Um dem Wohnungsmangel zu begegnen, sollen Wohnhäuser künftig höher und in engeren Abständen gebaut werden dürfen. Ziel ist es, in den Städten mehr Wohnraum zu schaffen. Damit stehen auch herkömmliche Seilaufzüge im Fokus der Ingenieure: Der 246 Meter hohe Turm ermöglicht Hochgeschwindigkeitstests bis zu 64,8 Kilometern pro Stunde (18 m/s) um den Bedarf nach schnelleren und effektiveren Transportmöglichkeiten zu entsprechen.

Mit der Übergabe vom Generalunternehmer Züblin an thyssenkrupp startet nun der offizielle Forschungsbetrieb im Turm. Im Hinblick auf seine Funktion als modernes Innovationszentrum für Aufzugstechnologie liegt der Testturm damit voll im Kosten- und Zeitplan.

Die zunehmende Urbanisierung verlangt bereits heute nach innovativen Lösungen: Lebten 1950 noch 70 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten, so wird 2050 der gleiche Anteil in Städten wohnen.1 Städte werden damit zu den ökonomischen Zentren der Welt. Wenn Städte wachsen, so gibt es aufgrund des limitierten Raumes nur eine Richtung: nach oben. Gerade hohe Wolkenkratzer gelten als besonders umweltschonende und kosteneffiziente Konstruktionslösung, weil hierfür wenig Grundfläche benötigt wird und so mehr städtische Grünflächen erhalten werden können. Die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile von Hochhäusern haben sich in den vergangenen Jahren als maßgebliche Faktoren bei der Entwicklung der Megacitys erwiesen. Nicht nur die Zahl der Wolkenkratzer nimmt zu, auch ihre durchschnittliche Höhe übertrifft alle bisherigen Erwartungen. Lag die durchschnittliche Höhe der 100 höchsten Gebäude der Welt im Jahr 2000 noch bei 285 Metern, betrug sie 2015 schon 357 Meter, was einer Zunahme von 70 Meter innerhalb von nur 15 Jahren entspricht.

Um den Personentransport in den höchsten Gebäuden weltweit so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten, seien dringend neue Innovationen in der Aufzugsindustrie nötig, so Andreas Schierenbeck. „Mit Lösungen wie dem beschleunigenden Fahrsteig ACCEL, dem seillosen Aufzugssystem MULTI oder unserer vorbeugenden Wartungslösung MAX basierend auf Microsoft Azure, kombiniert mit Mixed-Reality Anwendungen von Microsoft HoloLens, erfüllt thyssenkrupp die hohen Anforderungen, die zukünftige Städte an unsere Branche stellen.“