Nachdem das Wehr gebrochen ist, steht die Drehersche Mühle still. Foto: Schmidt

Drehersche Mühle: Wehrbruch bereitet noch immer Kopfzerbrechen. Kostenschätzung liegt bei 30.000 Euro.

Rottweil - Forellen, die nach Schwenningen, wollen schauen bedröppelt aus ihren Fischaugen: Zwischen ihnen und dem heiß begehrten Ziel steht ein unüberwindbares Hindernis: das Wehr bei der Dreherschen Mühle in Rottweil.

Die schlauen unter den Forellen schwimmen gleich nach links und dann nach rechts, doch vergeblich: Keine Fischtreppe hilft ihnen auf ihrem Weg durch die beschauliche Neckaraue bei der alten Dietinger Steig. Ihr Beschwerdebrief ist schnell formuliert: "Wir kommen von weit her und müssen nach Schwenningen, und dazwischen steht ein Wehr, das kein Mensch benötigt".

Beim Landratsamt stoßen sie damit auf offene EU-Richtlinien-Ohren, und auch die Stadtverwaltung zeigt Verständnis. Derweil regt sich im Gemeinderat Widerstand. Seither sind fast eineinhalb Jahre vergangen. Die Geschichte der Dreherschen Mühle indes reicht wohl bis ins 13. Jahrhundert zurück. Zahlreiche Mühlen säumten damals in Rottweil das Neckarufer, doch nur die Drehersche Mühle weist als letztes Zeugnis darauf hin.

Aus touristischer Sicht ein Fauxpas, würde man der Dreherschen Mühle ihr Wehr nehmen und damit ihrer Funktion entheben, meinen SPD und FFR und PRoFI. Auch müsse der Umweltschutz berücksichtigt werden, da das Gelände um den Mühlenkanal ein Biotop geworden sei, zudem sei die Gesamtanlage denkmalgeschützt. Derweil – eine Fischtreppe wäre denkbar. Doch das sieht das Landratsamt als Aufsichtsbehörde nicht so.

Eine Treppe bringe die Tiere ihrem Ziel zwar näher, doch die Wasserqualität oberhalb des Wehrs würde dadurch nicht besser. Vor allem im Sommer, bei nur träger Fließgeschwindigkeit, staue und erwärme sich das Wasser beim Wehr, was so manchen Fisch auf seinem Weg empfindlich störe. Doch das Problem könnte inzwischen gelöst sein, und die Fische dürften ihr Ziel erreicht haben. Anfang Februar brach ein Hochwasser das Wehr. Nach 700 Jahren Standhaftigkeit eine erstaunliche Fügung. Ob die Untersuchungen am Wehr, die im Herbst unternommen wurden damit in Zusammenhang stehen, kann man andenken, doch für Tiefbauamtsleiter Herbert Greinacher ist das "kompletter Unsinn". Die Wehrkrone wurde völlig zerstört. Durch die ungebremsten Wassermassen wurden Teile der Inseln mitgerissen, und schon jetzt ist an den ausgewaschenen Böschungen sichtbar, was das Wehr zuvor aufgehalten hat.

Auch die Anlieger berichteten, dass mit dem Wehrbruch ihre Anwesen deutlich stärker überschwemmt wurden als in der Vergangenheit. Nach den Plänen soll der Wehrsprung aber weiter abgebaut werden. Die Mühle indes steht jetzt schon still. Obwohl der Wasserstand des Neckars derzeit hoch ist, kommt das Wasser nicht mehr bis zur Mühle. Aus Denkmalschutzgründen soll im östlichen Bereich ein etwa sieben Meter langes Stück des Wehrs erhalten bleiben und der Mühlkanal tiefer gelegt werden. Etwa 1000 Liter würden so die Mühle erreichen, was für den Betrieb des Rades ausreichend wäre, erklärt Greinacher.

Die jüngste Kostenschätzung für die Mühlkanalmaßnahme beläuft sich auf 360 000 Euro. Die Zuschussfrage ist noch nicht geklärt.