Die Feuerwehr fährt mit der Drehleiter alle Balkone am Wohnheim an. Foto: Burger

Sprachliche Hürden erschweren oft Einsatz: Müller bringt Flüchtlingen Umgang mit Feuerlöscher bei.    

Rottweil-Altstadt - Zum ersten Mal haben die Feuerwehren aus Kern- und Altstadt am Rottweiler Übergangswohnheim für Flüchtlinge geübt. Positiver Nebeneffekt: Die Bewohner haben dabei erfahren, dass ein Mann in Uniform nicht notwendig eine Bedrohung darstellt.

Für die Feuerwehr war es am Mittwochabend ein Kennenlernen: der Gegebenheiten vor Ort, aber auch der Bewohner des Übergangswohnheims in der Unteren Lehrstraße. Dabei, berichtet Stadtbrandmeister Frank Müller, ging es unter anderem um die Frage: "Welchen Hydranten nehmen wir?", und kommt die Drehleiter notfalls nah genug ans Gebäude heran?

Szenario: Brand im fünften Stock

Bei der Übung simulierte die Wehr einen Brand im fünften Stock des Gebäudes. Die Löschkräfte aus der Altstadt seien ins Gebäude gegangen und hätten Wasserleitungen hoch gelegt, erklärt Müller.

Zeitgleich waren Drehleiter und Hubarbeitsbühne im Einsatz: "Einfach um zu gucken: Kommen wir überall hin?", erklärt der Stadtbrandmeister. "Das hat super funktioniert." Vor allem auf einer Seite des Gebäudes: Dort gibt es bereits eine befestigte Zufahrt. Positiver Nebeneffekt der Übung sei gewesen, dass ein Mitarbeiter des Landratsamts am Mittwoch zugesagt habe, dass die zweite Zufahrt ebenfalls befestigt wird.

Im Übungseinsatz waren die Wehren der Altstadt und der Kernstadt mit insgesamt 21 Personen und fünf Fahrzeugen, darunter zwei Hubrettungsfahrzeuge. Dazu kam die Führungsgruppe. Die griff zwar nicht ein, schaute sich aber vor Ort genau um. Denn im Ernstfall, erklärt Frank Müller, halte ihm die Führungsgruppe den Rücken frei.

"Es gab auch ein paar nette Begegnungen mit Bewohnern", erzählt er. Manche hätten einen Ball in den Korb geworfen, der sich ihrem Balkon näherte, zudem seien viele Kinder nach draußen gekommen – und die durften dann sogar mal mitfahren.

Sprachliche Hürden erschweren Einsatz

Ein weiteres Ziel der Übung am Asylbewerberwohnheim sei gewesen, den Menschen zu zeigen: "Wenn die Feuerwehr kommt, dann kommt sie um zu helfen." Denn vielmals verheiße in deren Heimat der eine Uniform nichts Gutes. Schon bei seinem ersten Besuch im Wohnheim habe er erklärt: Nein, ich gehöre nicht zur Polizei.

Am Montag war Frank Müller bereits dort und hat acht Bewohner, die gut Deutsch können, in Brandschutz geschult und ihnen den Umgang mit dem Feuerlöscher beigebracht. Diese acht sollten ihre Mitbewohner auch über die Übung informieren. Müller spricht von "Multiplikatoren".

Der Stadtbrandmeister sagt aber auch: "Ich weiß, dass es im Ernstfall schwierig wird." Derzeit leben im Wohnheim 207 Personen. Vier-Zimmer-Wohnungen teilen sich oft 18 Bewohner, wer gerade zu Hause ist und wer unterwegs, ist schwer zu sagen. Außerdem sei es eng, und die Asylbewerber sprechen wenig Deutsch, dafür viele unterschiedliche Sprachen.Umso wichtiger war es, dass sich die Feuerwehrleute bei der Übung das Gebäude genau angeschaut haben. Dabei stellten sie fest: Die Flure waren teilweise zugestellt, etwa mit Möbeln.

Nicht nur, dass die Fluchtwege so versperrt sind: Gerät solch ein Möbelstück in Brand, zieht der Rauch aus den Fluren ins Treppenhaus, und das Gebäude ist verraucht bis unters Dach. "Uns wurde signalisiert, dass entrümpelt wird", berichtet Müller.

Zudem wird das Landratsamt Feuerlöscher beschaffen, denn "es war kein einziger im Gebäude zu finden" – zumindest nicht mehr. Die vorhandenen seien entweder unbrauchbar gemacht worden oder wurden entwendet.

Und noch etwas hat Müller nicht gefallen: Bewohner haben einen Herd zum Heizen benutzt. "Weil sie es nicht anders gewusst haben", sagt der Stadtbrandmeister. Deshalb hat er den acht "Multiplikatoren" auch erklärt, wie wichtig es ist, mit Elektrogeräten richtig umzugehen und sie auszuschalten, wenn sie nicht mehr benutzt werden. "In der Hoffnung, dass sie das weitergeben."