Leiden am Leben? Dagegen haben die "Mauldäschle" gestern Abend viele Arzneien. Inklusive selbstgemachte Marmelade für besondere Gäste. Foto: Schnekenburger

Frauen-Comedytruppe von der Baar serviert beim Ferienzauber Rezepte für gute Laune.

Rottweil - In ihrem neuen Programm haben sie schon im Titel alle Hüllen fallen lassen: "Mauldäschle über(f)all" ist das Werk überschrieben, und die fünf Damen fackeln gestern Abend im proppevollen Zelt unterm Wasserturm auch gar nicht lange rum. Mit pinkfarbenen Pistolen zeigen sie, wer der Herr im Haus ist. Nämlich die Damen auf der Bühne. Die Damen im Publikum sind gerne gesehen und vor allem als Klatscher- und Lacherinnen gerne gehört, den Herren im Publikum allerdings gilt die eigentliche Leidenschaft der schwäbisch polternden und zuckersüß singenden "Mauldäschle".

Es werden am Ende zwar nicht die angeforderten 76 doch immerhin ein paar Männer auf die Bühne geschafft haben, mit pinkfarbenen Ferngläsern handverlesene Singles. Man weiß ja nie. Was den Herren aber bewusst sein darf: Sie können nichts falsch machen, und wirklich bloßgestellt werden sie auch nicht. Der Humor der Mauldäschle gründet sich auf Überzeichnung eigener möglicher Unzulänglichkeiten. Das gilt für jede der fünf Damen für sich, das gilt aber insbesondere auch fürs ganze Team. Denn herrlich lässt sich lästern über jene, die gerade nicht da sind. Und noch schärfer sind dann die scheinheiligen Beteuerungen, mit denen die besten Freundinnen in Sicherheit gewiegt werden sollen.

Natürlich schwingt noch anderes mit. Unzulänglichkeiten sind nämlich vor allem dort zu suchen, wo das propagierte Frauenideal von der persönlichen Realität abweicht. Und so stellt man zwar sich selbst ein bisschen, vor allem aber den Gang der Dinge in Frage. Gerne auch in Liedern, für die sich die fünf Damen übrigens recht anspruchsvolle Sätze überlegt haben. Die Texte sind schmissig, pointierter auch als mancher Gag zwischendurch, die Musik fordert von den Akteuren Konzentration und feines Gehör.

Das würde man eigentlich nicht erwarten, doch es steht den Mauldäschle gut zu Gesicht. Dass sie bei allem noch den Atem haben, das ganze auf zweieinhalb Stunden auszudehnen, ist schon erstaunlich. Wenn’s nach dem Publikum gegangen wäre, hätte es auch noch ein bisschen mehr sein dürfen.