Julika, Carsten und Katrin Lorenz sorgten für einen glanzvollen musikalischen Abend. Foto: Weis Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Lorenz-Trio macht Rottweiler Orgelkonzert zum besonderen Erlebnis / Rauschende Virtuosität

Zu einem weiteren Konzert der Reihe "Rottweiler Orgelkonzerte" hatte am vergangenen Samstag die Familie Lorenz eingeladen: genauer gesagt, die Eltern Katrin und Carsten Lorenz mit ihrer Tochter Julika. Die anderen beiden Kinder mussten sich diesmal mit dem Zuhören begnügen.

Rottweil. Carsten Lorenz, Cembalist und Spezialist für Alte Musik, unterrichtet an den Musikhochschulen in Trossingen und Wien, sowie in Tübingen, seine Frau unterrichtet an der hiesigen Musikschule. Julika Lorenz studiert ab Oktober in Hannover Barockvioline.

Entsprechend setzte sich das Konzertprogramm aus barocker Literatur der Komponisten Frescobaldi, Telemann und J.S. Bach zusammen, aber auch dessen Sohn Carl Philipp Emmanuel Bach war mit seiner Sonate II in d für "Clavier solo" vertreten. Carsten Lorenz kündigte diese Sonate als ein "Experiment" an: Er werde versuchen, die dynamischen Angaben des Komponisten mit Hilfe von Manualwechseln und Registrierungen zu bewerkstelligen. Der Terminus "Clavier" bezeichnete in dieser Zeit alle Arten von Tasteninstrumenten, das heutige Klavier gab es noch nicht. Zur Zeit von Carl Philipp war besonders das Clavichord in Mode, ein Instrument, das zwar nur über eine sehr geringe Lautstärke, aber eine schier grenzenlose dynamische Bandbreite und Ausdruckspalette verfügt. Daher schien es für den damals aktuellen "empfindsamen" Stil am besten geeignet zu sein.

Doch auch der Orgelbau reagierte auf die neuen klanglichen Erfordernisse: Jetzt waren charakterstarke Einzelstimmen gefragt und größtmögliche Kontraste in Klang und Dynamik. Diesem Stil weiß sich auch die neue Klais-Orgel verpflichtet, denn die Erbauungszeit der Ruhe-Christi Kirche fällt genau in die Zeit dieses musikalischen Umbruchs.

Unter den routinierten Fingern des Cembalisten gab die Orgel alles in frappierender Beweglichkeit und Klarheit wieder. Mit großer Virtuosität wurden die extremen Kontraste von äußerster Nervosität bis zu wunderbaren Kantilenen dargestellt. Beim Eröffnungsstück des Konzerts, Telemanns Triosonate in a-moll für Blockflöte, Violine und Basso Contiuno, war nach wenigen Takten klar, dass hier drei erstklassige Musiker zu einer kurzweiligen Stunde eingeladen hatten. Dieser Anfang, sowie der Schluss des Konzerts, Telemanns Triosonate in g-Moll spannten einen musikalische Bogen über den ganzen Abend. Die ideenreiche und dabei eingängige und effektvolle Musik des Meisters wurde von den drei Musikern mit geradezu rauschender Virtuosität vorgetragen, mit Wachheit und schier verschwenderischem Ausdruckswillen.

Überraschend war der Mut der Tochter, sich mit J.S. Bachs Sonate IV in c-Moll an eines der anspruchsvollsten Werke des Komponisten heranzuwagen. Die Musik wurde von Vater und Tochter in wunderbarer Farbigkeit musiziert. Mutter und Tochter begleiteten sich gegenseitig ohne das Tasteninstrument bei Telemanns Zwanzigster Lektion des Musik-Meisters, einer kunstvollen und witzigen Musik. Am überzeugendsten war die neue Orgel bei Frescobaldis Partite diverse sopra l’Aria della Romanesca zu erleben, der charakterstarke, obertonreiche und dabei sehr schlanke Prinzipalklang mit mit fast "raschelnder" Vorsprache wird in der Region wohl einzigartig sein und erinnert an italienische barocke Vorbilder. Das zahlreich erschienene Publikum dankte den drei Musikern mit herzlichem Applaus. Alle Konzerte der Reihe werden in diesem Jahr als Benefizkonzerte für die neue Klais-Orgel veranstaltet.  Das nächste Konzert ist ein reines Orgelkonzert und findet am Sonntag, 8. Oktober um 19 Uhr in der Ruhe-Christi Kirche statt. Es spielt Armin Gaus.

Weitere Informationen: www.hl-kreuz-rottweil.de