Im Rathaus werden die Männer aus Afghanistan und Gambia von Ortsvorsteher Martin Karsten (links) sowie Ortschafts- und Stadtrat Thorsten Ade empfangen. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Gespräch: Asylsuchende im Rathaus

Oberndorf-Bochingen. Seit zwei Monaten hat die kleine Gemeinschaft der Flüchtlinge aus Afghanistan und Gambia im Bochinger Gewerbegebiet ein neues Lebensumfeld gefunden.

Nach einer Zeit der Orientierung und Eingewöhnung hat Ortsvorsteher Martin Karsten die Asylsuchenden ins Bochinger Rathaus zu einem informellen Austausch eingeladen. Zwischenzeitlich ist die Gruppe auf 16 angewachsen, die aus den Landeserstaufnahmeeinrichtungen Sigmaringen, Mannheim und Freiburg dem Oberndorfer Stadtteil zugewiesen wurden.

Über Birgit Bippus und Thorsten Ade stand die Ortsverwaltung seit ihrer Ankunft mit den – vorwiegend jungen – Männern in Kontakt. Nun ging es um persönliche Rückmeldungen, um Einsichten in den Tagesablauf, aber auch um Wünsche und Bedürfnisse. Untereinander komme man gut zurecht, so eine Afghane, der als Sprecher und Übersetzer für seine Mitbewohner fungierte, wenn die Verständigung nur auf Englisch, in der Muttersprache oder in sehr holprigem Deutsch möglich war. So unterschiedlich lang der bisherige Aufenthalt in Deutschland – von zwei Jahren bis vier Monaten – ist, so unterschiedlich ist auch die Gestaltung des momentanen Alltags. Dieser erstreckt sich von Untätigkeit über Kurse zum Erlernen der deutschen Sprache, Sprachschule, Praktika bis hin zum Besuch der Berufsschule. Schwer erschloss sich dem Zuhörer, auf welcher Grundlage die Entscheidungen für die eine oder andere Richtung getroffen werden. Dazu fehlten Hintergrundinformation und die Vorgeschichte der vorwiegend jungen Männer im Alter von 18 bis 23 Jahren.

Vorrangiges Ziel von Ortsvorsteher Martin Karsten aber war, zu ergründen, wo schnelle und komplikationslose Hilfe durch die Menschen in Bochinger erfolgen kann, um die Organisation "Offene Hände" zu entlasten. Angesprochen wurde von den Asylbewerbern die lange Wegstrecke zur innerörtlichen Bushaltestelle. Nach Fertigstellung der laufenden Baumaßnahme im Kreisverkehrsbereich sei dies laut Karsten aber kein Problem mehr. Wünschenswert seien für jede Person ein taugliches Fahrrad. Außerdem ließe sich mit 320 Euro pro Monat, die nach Abzug der Stromkosten noch für den persönlichen Gebrauch übrig blieben, keine ordentliche Winterkleidung anschaffen. Ausgestattet sei man mit Wlan, teilweise mit Laptops, doch freuen würde man sich über weitere Fernsehgeräte, da die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Abseitslage doch sehr begrenzt seien.

Man achte sehr auf einen preisgünstigen Einkauf von Lebensmitteln und könnte über den Sonderangebotsbereich Geld einsparen, was aber von den Tiefkühlkapazitäten abhänge, die momentan sehr begrenzt seien.

Das Fußballspielen vor der Unterkunft habe man eingestellt, da die Nachbargebäude doch etwas in Mitleidenschaft gezogen wurden. So würde man sich über einen Bolzplatz freuen, war zu erfahren. Man einigte sich auf eine Liste, welche die Asylsuchenden gemeinsam erstellen und auf dem Rathaus abgeben. Diese soll im nächsten Gemeindemitteilungsblatt veröffentlicht werden, mit dem Aufruf an die Einwohner, mit Gegenständen oder Kleidung die Wünsche und Bedürfnisse zu unterstützen.