Im Optimalfall sind die Häuser in der Innenstadt bewohnt und hübsch saniert (links). Bei unbewohnten Gebäuden dagegen wächst der einzige Blumenschmuck schon von selbst aus dem maroden Mauerwerk (kleines Bild), Fotos: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Immer mehr Städte zahlen Prämien für junge Familien / Rottweil ist noch nicht so weit – aber hat Perspektiven

Von Corinne Otto Rottweil. Wenn junge Familien sich "was Eigenes" leisten wollen, dann heißt das oft: Häuslebau im Neubaugebiet. In der Innenstadt dagegen würde es manchem Haus guttun, wenn neues Leben einziehen würde. An der Nachbarstadt Tuttlingen könnte man sich jetzt ein Beispiel nehmen. Dort erhalten Eltern künftig ein "Innenstadtkindergeld" von 5000 Euro pro Kind, wenn sie mit dem Nachwuchs eben nicht hinaus aufs Land, sondern in die Innenstadt ziehen. Die Förderung gilt freilich nicht für einen Umzug in eine Mietwohnung, sondern soll jene unterstützen, die sich entschließen, ein Haus zu kaufen und zu sanieren, oder im Zentrum – soweit möglich – ein neues zu bauen.

Weil von "Leerständen" und "Innenstadtverdichtung" in Rottweil ja nur allzu gern und oft die Rede ist, lohnt es sich, beim Stadtoberhaupt nachzufragen: Wäre das auch was für Rottweil? "Wir arbeiten daran, für Rottweil passende Lösungen zu finden", sagt Oberbürgermeister Ralf Broß. Das Beispiel Tuttlingen lasse sich seiner Ansicht nach nicht "eins zu eins auf Rottweil übertragen", dennoch sei Ziel, den Zuzug von Familien einerseits und die Innenstadt als Wohnquartier andererseits zu fördern.

Im derzeit laufenden Leitbildprozess Wirtschaft sei das Thema "Zuzug junger Familien" diskutiert worden. Wenn der Gemeinderat dieses Leitbild beschließt, gäbe es "perspektivisch eine ähnliche Familienförderung", so Broß. Eine finanzielle Unterstützung für Familien zur Schaffung von Wohnraum sei denkbar.

Man ist also noch nicht ganz so weit in der ältesten Stadt Baden-Württembergs – dabei scheint es bei manchem alten Gebäude in der Innenstadt, als hätte es junge Bewohner und eine schlagfertige Handwerkertruppe dringend nötig. Im Ortskern direkt mag hier manchen der strenge Denkmalschutz und die eingeschränkten Möglichkeiten abschrecken. Doch auch von anderer Stelle könnten Fördermittel winken: Seit langem verfolge die Stadtverwaltung das Ziel, erinnert Broß, die historische Innenstadt als Sanierungsgebiet auszuweisen. Bei positivem Bescheid könnten Fördermittel des Landes und der Stadt bereitgestellt werden, um Hauseigentümer oder solche, die es werden wollen, bei der Sanierung zu unterstützen. "Damit könnte der Zuzug von Familien in den historischen Stadtkern wieder attraktiv gemacht werden", ist Broß überzeugt. Das Sanierungsgebiet ist derzeit in der Antragsphase – in einem ersten Anlauf war man nicht zum Zug gekommen.

Übrigens: Auch für die Neu-belebung von alten Gebäuden in den Ortsteilen gibt es Förder-Beispiele in der Nachbarschaft. "Jung kauft alt" heißt das Programm, mit dem die Stadt Villingen-Schwenningen beim Erwerb von Wohneigentum in den kleinen Stadtbezirken einen finanziellen Zuschuss gewährt. Die Immobilie muss dabei 25 Jahre oder älter sein. Auch hier gibt es zusätzlich zur Förderung einen Bonus von 300 Euro pro Kind, das wieder Leben in den Ortskern bringt.

Bleibt nun abzuwarten, welches Beispiel vielleicht auch in Rottweil Schule machen wird – oder ob womöglich ein "Rottweiler Modell" irgendwann auch anderswo als Beispiel gelten kann.