Aufmerksame Zuhörer beim Tourismusinfoabend: 160 Anmeldungen lagen dafür vor. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Entwicklung: Teilnehmer des ersten Tourismusabends diskutieren mit Profis über Chancen und Perspektiven

Rottweil als attraktiver Tourismusstandort: Statistiken, Anregungen und Möglichkeit zum Austausch gab es beim ersten Rottweiler Tourismusabend am Dienstag.

Rottweil. Die Resonanz war gewaltig: Mehr als 160 Anmeldungen waren bei der städtischen Stabstelle Stadtmarketing und  Wirtschaftsförderung eingegangen. Einzelhändler, Gastronomen, Hoteliers, Touristiker und Kommunalpolitiker nutzten die Chance, mit Experten über die Chancen und Perspektiven des Tourismus in Rottweil zu diskutieren.

Die Verbindung zwischen Tradition und Moderne, zwischen Geschichte und Innovation – das Thema rückt vor allem mit dem Testturm und der geplanten Hängebrücke immer mehr in den Fokus. Wie geht man mit diesen neuen Konstellationen um? Wie kann man davon profitieren und die Stadt für Touristen attraktiver machen? Und warum ist ein gemeinsames Konzept wichtig?

"Rottweil hat großes Potenzial. Es gilt, die bestehende Dynamik aufzugreifen und weiterzuentwickeln", betonte Oberbürgermeister Ralf Broß. Beim Tourismusabend nutzte er die Gelegenheit, für die Hängebrücke zu werben. Es sprach von einer einmaligen Chance für die Stadt und versicherte: "Befürchtungen teile ich nicht. Ich bin sicher, dass wir Lösungen finden werden." Es gelte, heute die Weichen für morgen zu stellen, so Broß. Die Befürworter des Projekts forderte er auf, am Bürgerentscheid teilzunehmen und ihre Stimme für die Hängebrücke abzugeben.

Wie sehr die Stadt von den neuen Attraktionen profitieren kann, zeigte Alexander Seiz vom Büro Kohl und Partner auf. "Bereits jetzt lockt der Testturm 5000 Besucher pro Monat an." Auch die geplante Hängebrücke sei eine Riesenchance. "Die Stadt ist aktuell ziemlich gut aufgestellt. 1,2 Millionen Tagesbesucher kommen jährlich nach Rottweil. Jeder gibt im Durchschnitt 24,50 Euro aus. Es sind knapp 30 Millionen Euro jährlich", machte Seiz deutlich.

Die Nähe zum Schwarzwald und zur Schwäbischen Alb prägten die Stadt, gerne würden kulturelle und Freizeitangebote angenommen. Trotzdem gebe es im Vergleich zu anderen Städten im Land deutlich weniger Übernachtungen pro Einwohner. Der Experte zeigte sich überzeugt: "Touristische Potenziale werden nicht optimal genutzt. Rottweil braucht ein starkes Profil."

Alleinstellungsmerkmale

Der Testturm und die Hängebrücke als Alleinstellungsmerkmale würden in Verbindung mit dem Superlativ "die älteste Stadt Baden-Württembergs" dazu beitragen, neue Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich vom regionalen touristischen Wettbewerb abzuheben. Seiz machte klar: Das Alleinstellungsmerkmal als älteste Stadt des Landes sei wenig greifbar, nicht erlebbar.

Durch die beiden neuen Attraktionen könnten 200 000 neue Tagesgäste pro Jahr in die Stadt kommen. "Der Tourismus bringt wirtschaftliche Effekte und trägt zur Entwicklung der Infrastruktur bei. Gezielte Maßnahmen ermöglichen eine höhere Wertschöpfung für die Innenstadt", erläuterte Seiz.

Abstimmung der Öffnungszeiten, ein Shuttle-Bus für Brückenverweigerer, ein Fahrradverleih, Kombiticket-Angebote gehörten dazu, aber auch die Förderung der lokalen Identität und des Tourismusbewusstseins. "Es ist wichtig, das Angebot an die Gäste anzupassen und sich zusammen zu vermarkten", erläuterte Seiz. Sein Fazit: "Zentraler Erfolgsfaktor für Rottweil ist die optimale Verzahnung und gemeinsame Entwicklung von Innenstadt, Testturm und Hängebrücke in einem abgestimmten Gesamtkonzept."

Das Thema Kooperation und Vernetzung griff auch der zweite Gastredner, Profi-Koch Sören Anders auf. Ihm ging es weniger um die Zahlen, sondern vielmehr um Impulse und praktische Tipps. Der "turmerfahrene" Koch, der ein Restaurant auf dem Durlacher Turmberg mit 28 Mitarbeitern und 9 Auszubildenden führt, hatte jede Menge inspirierende Anregungen – nicht nur für Gastronomen.

Wie kann man sich als Gewerbetreibender vermarkten? Warum ist der direkte Kontakt zum Kunden und die Kooperation mit anderen so wichtig? "Die Gäste, die nach Rottweil kommen, möchten den Charme der Stadt spüren, sie wollen was erleben. Sie als Gastgeber müssen Ihre Stadt erlebbar machen, Sie müssen authentisch sein", forderte er seine Zuhörer auf. "Mut ist gefordert. Aber es wird spannend hier in Rottweil."