In Arbeitsgruppen setzen sich die Teilnehmer des Bürgerworkshops in der Stadthalle Rottweil mit dem Flächennutzungsplan und dem Landschaftsplan auseinander. Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerworkshop: Geringes Interesse an Diskussionsangebot der Kommunen

Die Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung in Rottweil werden immer lauter – zumindest in Pressemitteilungen und Leserbriefen. Überraschend stellt man dann fest, dass es keine Besucherströme gibt, wenn die Verwaltung zur Diskussion einlädt.

Rottweil. Mehr Teilnehmer hätte der Bürgerworkshop "Über den Kirchturm hinaus" verdient gehabt. Planer, Ingenieure und Verwalter machten sich in der Stadthalle gemeinsam Gedanken über die Zukunft von Rottweil, Dietingen, Deißlingen, Wellendingen und Zimmern o. R. – allerdings nur wenige interessierte Bürger. Der Workshop war organisiert worden von der Verwaltungsgemeinschaft Rottweil, mit dabei waren die fünf Bürgermeister als Vertreter der Mitgliedsgemeinden, Ingenieure und Landschaftsarchitekten vom Überlinger Planungsbüro Planstatt Senner. Das Büro ist mit der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans beauftragt, der in drei Jahren stehen soll. Parallel wird von der Firma Faktorgruen der Landschaftsplan an die veränderten Anforderungen der heutigen Zeit angepasst – vor allem mit dem Blick auf Kompensationsmaßnahmen und Erhaltung der Biotope.

Am Donnerstagabend wurden nun Wünsche und Anregungen für die Aufstellung der beiden Pläne gesammelt. Es ging um Wohnen und Arbeiten, Erholung und Versorgung, Tourismus und Kultur. In fünf Arbeitsgruppen – die größte war mit rund 20 Teilnehmern die Gruppe der Stadt Rottweil – diskutierte man über verschiedene Themen, brachte Kritikpunkte und Wünsche ein.

Jeder Ort hat seine neuralgische Punkte

Viele Fragestellungen schienen in den fünf Runden ähnlich zu sein, doch es kamen auch Unterschiede zutage. Hausen und Zepfenhan gehörten zwar zu Rottweil, seien aber in Sachen Versorgung und Verkehrsanbindung nicht gleich aufgestellt, hörte man am Tisch der Rottweiler Gruppe. Der Kernort und die Ortsteile von Zimmern hätten ganz unterschiedliche Probleme zu bewältigen, erklärten die Teilnehmer am Nachbartisch. Es wurde deutlich: Jeder Ort, jeder Teilort hat seine Spezifik, seine neuralgischen Punkte, Themen, die besonders bewegen. Und die Stadt hat zum Teil andere Sorgen als die Dörfer.

Für die Planer von Planstatt Senner stand der Gedanke der Kooperation, Integration und gemeinsamer Lösungen im Mittelpunkt. Doch spätestens bei der Präsentation der Ergebnisse wurde klar, dass es bei manchen Themen gut funktionieren mag, bei einigen anderen aber schwierig wird, denn jede Gemeinde verfolgt in erster Linie ihre eigenen Interessen. Verständlich: Schließlich kann man sich mit seinem Heimatdorf besser identifizieren als mit der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Rottweil – auch wenn diese, laut Bürgermeister Christian Ruf, viel bewirkt und der Zusammenschluss sich gelohnt habe.

Ob Gemeinsamkeiten oder Unterschiede – Ideen und Vorschläge gab es beim Workshop zuhauf: Bessere Verkehrsanbindungen (auch zwischen den Gemeinden) schaffen, ein einfaches und für jeden verständliches ÖPNV-System gestalten, für günstigen Wohnraum sorgen, Wander- und Radwege sowie Möglichkeiten für die Naherholung ausbauen, altersge-rechtes Wohnen fördern, Naturschätze und Biotope erhalten.

Von der Baukultur bis zum Spielplatz für Senioren

Die Gruppe Wellendingen unterstrich ganz besonders die Rolle der starken ortsansässigen Betriebe und überlegte sich die Perspektiven des Geschosswohnungsbaus im Ortskern. Die Deißlinger sprachen sich für einen Ringzughalt in Lauffen und die Verbindung zwischen beiden Schulstandorten Deißlingen und Niedereschach aus. Das Team Zimmern machte sich Gedanken über die Notwendigkeit der identitätsstiftenden Baukultur und wünschte sich mehr Grünflächen im Kernort. Für die Dietinger wären eine Apotheke und ein Spielplatz für Senioren im Ort wünschenswert. Die Arbeitsgruppe der Stadt Rottweil nannte die bessere Anbindung des Bahnhofs, die Errichtung eines dynamischen Parkleitsystems, Gebäudesanierung und Sicherung der vorhandenen kulturellen Einrichtungen als wichtige Impulse.  Die Ergebnisse des Bürgerworkshops werden zeitnah auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.