Christian Bischof ist von der Klais-Orgel in der Rottweiler Ruhe-Christi-Kirche begeistert. Foto: Weis Foto: Schwarzwälder-Bote

Orgelvortrag: Christian Bischof zeigt sich in der Ruhe-Christi-Kirche als absoluter Kenner

Wer am Samstag die Zeit gefunden hatte, sich zum Orgelkonzert des Münchener Organisten Christian Bischof in der Rottweiler Ruhe-Christi-Kirche einzufinden, erlebte einen mitreißenden Orgelvortrag.

Rottweil. Der junge Organist, der an der Würzburger Musikhochschule sowie ein Jahr lang in Schweden bei Hans-Ola Ericsson studiert hatte, erwies sich als bestens vertraut mit den Eigenheiten süddeutscher Barockorgeln und als absoluter Kenner der dazugehörigen Literatur. Er setzte ganz auf deren große Stärken: farbige Beweglichkeit, Kontrastreichtum und klangliche Lebendigkeit.

Höchst virtuos perlte etwa die Toccata terza von Johann Caspar Kerll durch den Raum. Hier mischte sich italienischer Stil mit der goldenen Klanglichkeit der damals neuen süddeutschen Orgel. Der Biberacher Organist und Komponist Justin Heinrich Knecht kann als einer der Wegbereiter einer neuen Orgelbehandlung zur Zeit der Wiener Klassik gelten. Er war mit seinem "Nachspiel in d" ebenso vertreten wie sein Zeitgenosse aus Regensburg, P. Theodor Grünberger.

Aus dem zeitlosen Repertoire von Johann Sebastian Bach, wählte Bischof dessen großdimensioniertes Triptychon "Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur", BWV 564, sowie die große Choralbearbeitung "Christe, aller Welt Trost" aus dem "Dritten Teil der Klavierübung". Danach führte der Weg mit Mozarts Fantasie in d-Moll, KV 397 in die Wiener Klassik. Mozart orientiert sich in dieser Komposition überaus stark am empfindsamen Stil des ältesten Bach-Sohnes Carl-Philipp Emmanuel. Kleingliedrigkeit und ruppiger, eruptiver Charakter bei gleichzeitiger höchster handwerklicher Meisterschaft kennzeichnen die musikalischen Eigenheiten des Bach-Sohnes, der auch für Ludwig van Beethoven als wichtigstes Vorbild fungierte. Die Mozartsche Originalkomposition für Klavier war hier in einer Bearbeitung für Orgel zu hören. Die neue Klais-Orgel, die ganz explizit eine Stilkopie im empfindsamen Stil sein soll, kam hier voll zur Geltung. "So gut wie hier habe das Stück noch nirgendwo geklungen", freute sich der Organist. Er frage sich, warum nicht viel mehr Wirbel um dieses unglaubliche Instrument gemacht werde.

Die Musik der Romantik mit Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy wurde zum Schluss des Konzerts eindrucksvoll demonstriert: Schumanns Skizze in Des-Dur, Op. 58,4 hatte zwar einen ungewöhnlichen Farbanstrich, bedingt auch durch die ungleich schwebende Stimmung der Orgel, klang aber sehr überzeugend. Grandios und jubilierend endete das Konzert mit Mendelssohns Sonate in B-Dur. Hier musste die Orgel alles geben, was in ihr steckte.

Zuhörer danken mit viel Applaus

Der erlesene Zuhörerkreis bedankte sich mit viel Applaus, so dass Bischof noch die "Toccata alla Rumba" des Wiener Stephansdom-Organisten Peter Planyavsky sowie spontan noch einen weiteren Mozart-Satz, Andante cantabile aus der Klaviersonate KV 330, zum Besten gab.  Das nächste Konzert der Reihe "Rottweiler Orgelkonzerte" findet am Samstag, 8. Juli, ab 19.15 Uhr in der Ruhe-Christi-Kirche statt. Es spielen Studierende der Orgelklasse von Stephan Johannes Bleicher aus der Hochschule für Musik in Trossingen.