Volker Bucher führt Regie bei der Kraftwerkerneuerung auf dem Areal der ehemaligen Lumpenmühle in Rottweil-Altstadt. Mit neuester Technik wird das über den Kanal geleitete Neckarwasser für die Stromgewinnung verfügbar gemacht. Sohn Nico ist oft dabei, wenn sich sein Vater am Wehr und im kleinen Kraftwerk (rechts) zu schaffen macht. Mit modernster Computertechnik soll schließlich bei Inbetriebnahme Ende des Jahres die Steuerung des Kraftwerks funktionieren. Dabei laufe der Kraftwerk-Betrieb künftig deutlich geräuschärmer als früher, verspricht Bucher. Helfer Martin Heinrichs (rechts) bringt derweil den Steg am Wehr auf Vordermann. Fotos: Scheidel/Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Rottweiler Waldorfschule mausert sich auf dem Pflug-Areal in vielerlei Hinsicht / Erstmals mit neunter Klasse

Kreis Rottweil (wis/ans). Die sich auf dem Areal der ehemaligen Pflug-Brauerei in Rottweil-Altstadt neu etablierende Freie Waldorfschule hat sich zu einem stattlichen Komplex gemausert, bei dem aber noch einiges im Werden ist. Zu dem Vorhaben, das gut sieben Millionen Euro kosten dürfte, sind viele rege Geister aktiv, Eigenarbeit wird großgeschrieben. Über ein Spendenportal funktioniert auch eine Art Tauschbörse, bei der Eltern Waren und Dienstleistungen gegen eine Spende für das Neubauprojekt der Schule anbieten können. Die Finanzierung ruht auf vielen Schultern und ist mit vereinten Kräften zu meistern, sagt Geschäftsführer Christoph Sander schmunzelnd.

Wie nachhaltig das Vorhaben angelegt ist, zeigt auch das derzeitige Bestreben, energetisch etwas beispielhaftes zu leisten. Das Wasserkraftwerk am Neckar auf dem Areal der ehemaligen Lumpenmühle – lange Zeit von der Pflug-Brauerei betrieben – soll ertüchtigt werden zur Stromgewinnung für ein Wärmeprojekt in der etwa 500 Meter entfernten Waldorfschule. Dort könnte ein Tiefbrunnen angezapft werden für die Wärmegewinnung. Mit dem Wasserkraft-Strom soll ein Wärmetauscher betrieben werden, durch den das Brunnenwasser mit seinen etwa zehn Grad Celsius auf fünf Grad heruntergekühlt wird. Mit diesem Energieaustausch soll der gesamte Schulkomplex beheizt werden können.

Verbunden mit dem Wasserkraft-Vorhaben ist die Errichtung eines Durchgängigkeitsbauwerks (Umgehungsgerinne), durch das Fische den Wehrbereich künftig auch neckaraufwärts bewältigen können sollen. Die Planungen der Waldorfschule sind mit dem Landratsamt längst abgesprochen. Heidi Meixner vom dortigen Umweltamt freut sich über die schon länger erwünschte Verbesserung für die Neckarfische durch die angepeilte Fischtreppe. Noch ausstehende Genehmigungen, bei denen vor allem wasserrechtliche Gesichtspunkte zu Bucher schlagen, dürften reine Formsache sein. Die Übernahme der Wasserkraft-Regie durch die Waldorfschule soll in einem Pachtvertrag mit Wilhelm Mayer, dem Geschäftsführer der Pflugbrauerei-Vermögensverwaltung, der das Kraftwerk gehört, geregelt werden. Dass dieses anspruchsvolle Vorhaben überhaupt zustande kommt, ist nicht zuletzt Volker Bucher zu verdanken.

Lebensader Neckar kommt dadurch eine ganz besondere schulische Note zu

Der Rottweiler Physikprofessor, der am Standort VS der FH Furtwangen lehrt, ist aufgrund einer eigenen Anlage an einem Gewässer bei Freiburg schon länger ein Wasserkraftexperte. Mit seinen Erfahrungen lässt sich ein Projekt verwirklichen, mit dem vor allem pädagogische Aspekte zum Tragen gebracht werden sollen.

Während nämlich bei dieser sich vermutlich zwischen Kosten von 250 000 und 300 000 Euro bewegenden Investition betriebswirtschaftlich mit einer schwarzen Null gerechnet wird, ist der aus dem Anschauungsunterricht zum "Leben am Fluss" erhoffte Mehrwert fürs schulische Lernen deutlich höher angesiedelt. Allein wegen der spannenden Konstellation "Neckarwasserkraftkraft macht Waldorfschule energieautark". Darüber hinaus soll den Schülern Erlebnispädagogik auch mit gärtnerischen Aktivitäten auf dem Insel-Areal rund ums kleine Kraftwerk und natürlich auch mit Anschauungsunterricht an der Fischtreppe geboten werden.

Mit der nächsten ersten Klasse halten am Montag in einer Woche 20 neue Schüler aus Rottweil und dem Umland Einzug in die Waldorfschule. Eine besondere Herausforderung ist ab dem 14. September der Start mit der ersten neunten Klasse, für die ein Oberstufenkollegium gebildet wurde.

22 Lehrkräfte und 142 Schüler zählt die Schule mittlerweile. Alle drei Schulabschlüsse – Hauptschulabschluss, Mittlere Reife und Abitur – werden angeboten. Die Orientierung beginnt in Klasse 9. Bei dieser Klassenstufe ist man nun angelangt.