Zur Verabschiedung von Polizeipräsident Uli Schwarz (links) in den Ruhestand kommen Ministerialdirektor Julian Würtenberger (Mitte) und Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß (rechts) in die Tuttlinger Stadthalle. Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder-Bote

Polizei: Verabschiedung von Uli Schwarz an der Spitze des Präsidiums / Würtenberger hält sich in Sachen Nachfolge bedeckt

Als Präsident des Polizeipräsidiums Tuttlingen wurde gestern Uli Schwarz in den Ruhestand verabschiedet. Offen blieb dabei die Frage, wer als oberster Polizist für fünf Landkreise die Nachfolge antritt.

Kreis Rottweil. Uli Schwarz war gestern selbst etwas überrascht. Dass sich alle fünf Redner im kleinen Saal der Tuttlinger Stadthalle auf das Loben seiner Verdienste konzentrierten, mag für einen solchen Anlass der Normalfall sein – gerechnet hatte der Polizeipräsident aber offenbar trotzdem nicht damit. Indes: Schwarz ging gestern entsprechend offen und locker damit um. Schon bei der Begrüßung der Gäste im Foyer scherzte er über ein Honig-Präsent von Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, dass dies wohl nicht für ihn gedacht sein könne. Als Gesicht, das in fünf Landkreises des Zuständigkeitsgebiets des Polizeipräsidiums Tuttlingen mit der Reform verbunden wird, geht man selbst am Tag des Abschieds nicht davon aus, Honig ums Maul geschmiert zu bekommen.

Tatsächlich: In den vergangenen zwei Jahren und selbst noch in den letzten Tagen im Amt musste Schwarz viel mit Kritik umgehen – Kritik an den Folgen der Polizeistrukturreform und immer wieder auch an seiner Person. Noch vor knapp einem Jahr warf der damalige Personalratsvorsitzende Jürgen Vogler nach einem Streit mit Schwarz das Handtuch. Von Voglers Nachfolger, Michael Oehler, waren solche Töne nicht zu hören –ganz im Gegenteil.

Gestern war Kritik am scheidenden Präsidenten nicht angesagt. Vielmehr stellte Ministerialdirektor Julian Würtenberger, der kurzfristig für den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl eingesprungen war, den Werdegang von Uli Schwarz heraus. "Mit dem Abitur in die höchste Führungsspitze" – wie wahr dieser Werbeslogan aus dem Jahr 1973 für ihn werden sollte, hätte sich der heute 62-Jährige nicht träumen lassen.

Vom Wachtmeister bis zum Präsidenten

Auch wenn Uli Schwarz seinen Dienst als Präsident des durch die Reform entstandenen Polizeipräsidiums Tuttlingen zweimal antreten musste – Würtenberger ließ gestern keinen Zweifel daran, dass er mit seiner "herausragenden Führungserfahrung und der Fähigkeit des Gestaltens" für die Aufgabe bestens geeignet war. Mit seinen 1500 Mitarbeitern habe Schwarz in relativ kurzer Zeit das Präsidium "als verlässlichen Partner in der Gesellschaft positioniert". Dass dabei eine klare Linie polarisiere und man nicht nur die Gunst der Menschen erntet, ist für den Ministerialdirektor nicht verwunderlich. Positive Effekte, so gab er Kritikern mit auf den Weg, seien oftmals eben erst später zu erkennen.

Joachim Dittrich, Leitender Oberstaatsanwalt, gehört zu denen, die die Auswirkungen der Polizeireform und die praktische Umsetzung durch Schwarz neugierig verfolgt haben. Sein Fazit: "Die Zusammenarbeit mit dem großen Präsidium ist anders, aber weiter sehr gut." Und Schwarz habe die effiziente und erfolgreiche Polizeiarbeit immer am Herzen gelegen. Dass Würtenberger gestern noch keinen Nachfolger an der Spitze des Tuttlinger Polizeipräsidiums präsentieren konnte, gefiel Dittrich weniger. Zu gerne hätte er ihm gleich ein paar Sätze zur nächsten Aufgabe mit auf den Weg gegeben, die Justiz und Polizei gemeinsam zu bewältigen haben: die Einführung der elektronischen Akte.

Der Tuttlinger Landrat Stefan Bär nutzte im Beisein seiner Kollegen aus Rottweil, Wolf-Rüdiger Michel, und dem Schwarzwald-Baar-Kreis, Sven Hinterseh, die Gelegenheit, in Richtung Landesregierung die geplanten Bauprojekte in Erinnerung zu rufen, die momentan wegen der Evaluation der Polizeistrukturreform auf Eis liegen. Und Michael Beck aus Tuttlingen, neben Ralf Broß aus Rottweil der einzige Oberbürgermeister aus dem großen Zuständigkeitsgebiet des Präsidiums, zu dem noch die Kreise Freudenstadt und Zollernalb gehören, der zur Verabschiedung von Schwarz gekommen war, konzentrierte seine Kritik auf Nachjustierungsbedarf an der Reform im Zuge der Evaluation.

Der Banditen-Galopp zum Auftakt

Heute ist der erste Tag für Schwarz im Ruhestand. Angesichts von 42 Dienstjahren und dem Werdegang vom Polizeiwachtmeister bis zum Polizeipräsidenten mag sich mancher fragen, ob der Abschied schwer fällt. Die Antwort gab Uli Schwarz gleich doppelt. Zum einen in seiner Rede, zum anderen durch die Auswahl der Musikstücke. Der "Banditen-Galopp", mit dem das Blechbläserquintett des Landespolizeiorchesters die Verabschiedung eröffnete, solle seine letzte Beschäftigung mit Kriminellen sein, scherzte Schwarz. "New York, New York" stehe für seine Reiselust und "That’s a Plenty" für alles, was ihm die Polizei gegeben habe. Schwarz griff dabei selbst zur Klarinette. Musik, Skifahren, Segeln, Kochen – es gibt genügend Hobbys für die freie Zeit. Und mit "King Of the Road" trat er schließlich ab und leitete zum Stehempfang über.