Nach einem erfolgreichen Auftakt im Kraftwerk geht der Ferienzauber am Wasserturm weiter. Foto: Schnekenburger/Veranstalter

Über 5000 Besucher beim ersten Teil im Kraftwerk. Jetzt geht's am Wasserturm weiter. Letzte Runde wieder im Neckartal.

Rottweil - "Halbzeitbilanz" gibt’s dieses Jahr keine. Das gibt die Struktur irgendwie nicht her. Doch so viel kann man sagen: Der erste Teil von "Ferienzauber Vol. 26" im Kraftwerk war ein voller Erfolg. Heute Abend geht es am Wasserturm weiter.

Wenn der Projektchor Via Voce – man kann fast schon sagen "traditionsgemäß" – die nächste Runde eröffnet, lohnt es sich, mehrere Aspekte zu beachten. Zum Beispiel einen formalästhetischen. Regional verankerte Kunst steht seit einigen Jahren ganz oben auf dem Programmkalender. Ob das nun Via Voce oder, als isolierter Auftakt im Kraftwerk, die Münstersängerknaben sind. Da passt es gut, dass in diesem Jahr die Eröffnung sowohl heute Abend beim Wasserturm als auch vergangene Woche im Kraftwerk diesem Gedanken verpflichtet sind. Mit der Aufführung einer Opernproduktion der Musikhochschule Trossingen in einer Inszenierung des Intendanten des Rottweiler Zimmertheaters, Peter Staatsmann, kann man sich durchaus sehen lassen, lieferte der "Figaro" doch einen weiteren Beweis, dass aus der Region regelmäßig ein eigenes starkes künstlerisches Angebot wachsen kann. Der Abend zeigte auch, dass der Ferienzauber ein Sommerfestival ist, das keine Probleme hat, sich breit aufzustellen.

Es hat auch keine Probleme, immer mal wieder etwas Neues zu versuchen. Ob großes Geburtstags-Open Air in der Fußgängerzone ist – sehr erfolgreich –, oder vor Jahren Aufsplitterung auf viele Spielorte – sehr stimmungsvoll, aber zu aufwendig: Stillstand wäre Rückschritt, denn die Rahmenbedingungen sind ganz andere als vor einem Vierteljahrhundert. Mehr Konkurrenz, verändertes Ausgehverhalten, gewachsene Ansprüche des Publikums sind nicht nur in Rottweil zu beobachten. Hinzu kommt die Frage der möglicherweise kritischen Lärmimmission. Große Veranstaltungen, vielleicht noch in Form opulenter Rock-Shows im großen Zelt sind nicht mehr darstellbar. Dafür ist das Neckartal da. Im Kraftwerk wird einiges realisierbar, was sonst im Ferienzauber nicht mehr stattfinden könnte. Und der Charme und die Qualität der Location schaffen zusätzlich Potenzial.

Etwa beim Figaro. Er eröffnete eine Veranstaltungsserie, die selbst die Organisatoren in Erstaunen versetzte: Oper, Nena mit zwei hervorragenden Supports, Dodokay und "Pop und Poesie" sind nicht nur "neu" im Kraftwerk. Sie zogen auch richtig viel Publikum. Dazu kommt die Clubnight "Energy Base". Hätte diese ähnlich starken Zuspruch gehabt wie zuletzt, dann wäre bei den Besucherzahlen die 6000 gefallen.

Zurück zum Wasserturm und zu Via Voce. Mit diesem Rückenwind lässt sich entspannt starten, zumal auch der heutige Abend fast ausverkauft ist – einige Karten gibt es wohl noch an der Abendkasse –, und das Festival, das in den kommenden Wochen Liedermacherlegenden wie Ringsgwandl, Artisten à la Gogol und Mäx, Kabarettisten vom Format eines Django Asül aber auch viel schwäbische Comedy aufbietet, schon gut läuft. Fester Baustein sind die kostenfreien Abende mit Live-Musik an Freitagen und Samstagen sowie die Sonntage mit Frühschoppen und Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie. Das Signal: Am Wasserturm ist für die nächsten Wochen der Treffpunkt in Rottweil.

Und dann geht’s wieder bergab. Letzte Runde im Kraftwerk, noch mal eine knappe Woche konzentriertes Programm. Der große Rahmen unten für das Rottweiler Festival oben schließt sich dieses Jahr ohne Befürchtung, hintenraus könnte es zäh werden. 

Kommentar: Volle Fahrt

Von Bodo Schnekenburger 

Öfter mal was Neues? Der Rottweiler Ferienzauber ist ein in seiner Klasse schon betagtes Schiff. Mit so etwas geht man pfleglich um. Fürs Museum ist er allerdings zu schade. Dafür ist es zu flott unterwegs, nachdem es nicht nur einmal fast gekentert wäre. Das hat auch damit zu tun, dass das Festival nicht nur immer wieder aufpoliert, sondern nachgerüstet und umgebaut wurde – durchaus unter großen Vorbehalten der Öffentlichkeit. Manchmal legen freilich Rahmenbedingungen Entscheidungen nahe. Zum Beispiel Tourneepläne, die in diesem Jahr absolut nicht zum späten Ferienbeginn in Baden-Württemberg passen wollten. Die Folge: eine knappe Woche Ferienzauber schon vor Ferienstart vorbei – die zahlenmäßig beste, die es in 26 Jahren gab. Jetzt kann man die nächsten Wochen bei voller Fahrt in aller Ruhe auf dem sanierten historischen Panoramadeck am Wasserturm genießen.