Nach der neunten Stunde ist am Busbahnhof beim Schulzentrum auf der Bruderschaftshöhe besonders viel los. Foto: Otto

Situation am Rottweiler Busbahnhof eskaliert. Zusätzlicher Bus soll Lage entspannen.

Rottweil - Ein überfüllter Schulbus, ein Busfahrer, der die Nerven verliert, und erboste Eltern, die ihre Kinder letztlich mit dem Auto abholen müssen: An der Haltestelle am Berufsschulzentrum ist eine Situation vergangene Woche eskaliert. Jetzt wird ein zusätzlicher Bus eingesetzt.

Ute Knaak aus Neukirch ist immer noch fassungslos: "Die Kinder sind einfach aus dem Bus geschmissen worden. Und als mein Sohn ganz normal gefragt hat, was er jetzt machen soll, wurde er vom Fahrer angeschrien." Der Bus, der gegen halb vier Uhr nachmittags vom Schulzentrum Bruderschaftshöhe nach Neukirch und Vaihingerhof fährt, sei dauernd überfüllt. Er fährt über den Bahnhof – und wird auch von Schülern genutzt, die dort umsteigen wollen. Bei dichtem Schneetreiben wollten am Montag vergangener Woche noch mehr Schüler als sonst mitfahren. Zu viele.

Der Busfahrer sei völlig überfordert gewesen, habe herumgebrüllt, gedroht, bis abends stehen zu bleiben und habe dann ausgerechnet die Schüler aus dem Bus geworfen, die auf diese Linie angewiesen sind – jene aus Neukirch und Vaihingerhof. Schüler der Maximilian-Kolbe-Schule hätten sogar eigens einen Aufkleber auf ihrer Fahrkarte, der darauf hinweist. "Letztlich mussten etwa zehn Schüler von ihren Eltern abgeholt werden", sagt Ute Knaak. Sie ärgert sich nicht nur über den ständig überfüllten Bus, sondern auch über das Verhalten des Fahrers. "Wir zahlen nicht wenig Geld für die Fahrkarte, da kann man einen normalen Ton verlangen." Auch weil der Fahrer schon mehrfach unangenehm aufgefallen sei – unter anderem habe er auf freier Strecke stark gebremst, weil die Schüler im Gang nicht aufgerückt seien – hat sie sich bei der Stadtbus Rottweil GmbH beschwert. Und nicht nur sie.

"Ich habe rund 20 Anrufe wegen dieser Sache erhalten", räumt Stadtbus-Chef Hans Keller ein. Für das Verhalten des Fahrers habe er sich entschuldigt. Dieser stehe kurz vor der Rente und reagiere zugegebenermaßen nicht immer sensibel in Stresssituationen. Bei manchen Schülern sei der Umgangston allerdings tatsächlich nur schwer zu ertragen. "Da wird man als Fahrer auch mal als altes Arschloch beschimpft", weiß Keller aus eigener Erfahrung. Bedauerlich sei natürlich, wenn es dann die falschen Schüler treffe. Dennoch sei man bemüht, die Fahrer auf solche Situationen vorzubereiten. Regelmäßig gebe es Schulungen, auch zur Stressbewältigung.

Klar macht Keller aber auch, dass für die tägliche Misere am Berufsschulzentrum nicht er verantwortlich ist. Im Gegenteil: Als 2015 das Verkehrsangebot der ebenfalls in Rottweil fahrenden SüdbadenBus GmbH (Sbg) reduziert worden sei, fiel auch die nachmittägliche Fahrt von der Bruderschaftshöhe zum Bahnhof – für Schüler, die von weiter weg kommen und dort umsteigen – weg. Er habe die Stadt darauf hingewiesen, dass das nicht funktionieren kann. Denn: Jeden Morgen werden rund 350 Schüler vom Bahnhof ans Berufsschulzentrum gefahren – aber nun nachmittags nicht mehr zurück. "Viele sind dann zum Bahnhof gelaufen – doch bei dem Wetter suchen sie sich natürlich lieber einen Bus, der über den Bahnhof fährt." Und das sei eben seine Stadtbus-Linie Richtung Neukirch.

Er habe nun bei der SüdbadenBus Druck gemacht und erreicht, dass das Unternehmen nach der neunten Stunde um 15.41 Uhr wieder einen Bus zum Bahnhof laufen lässt. "Dieser Bus war schon am Mittwoch nach diesem Vorfall zum ersten Mal im Einsatz. Es klappt", sagt Keller.

Die meisten Eltern hätten in den Telefonaten Verständnis gezeigt, als er die Situation schilderte. Ute Knaak fordert dennoch, dass der Busfahrer ins Gebet genommen oder eben nicht mehr auf die Schulkinder losgelassen wird. Hans Keller wiederum versichert, dass auch der Fahrer "fix und fertig" gewesen sei. Für beide Seiten gelte: "Der Ton macht die Musik."