Ortsvorsteher Herbert Sauter schaut mit Stolz auf seine Gemeinde, die sich mit großem Engagement den veränderten Strukturen gestellt hat. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Hausener Bürger bearbeiten in fünf Workshops die Ergebnisse der Umfrage / Das Miteinander im Blick

Von Anja Schmidt

Rottweil-Hausen. Das Miteinander in Hausen hin zu einer gemeinsamen Zukunft hat Vorbildcharakter. Die außergewöhnlichen Bemühungen wurden jüngst vom Land prämiert.

Die Hausener dürfen sich "Leuchtturm der Bürgerbeteiligung" nennen, denn genau so heißt der Preis, der ihnen jüngst von Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung der Landesregierung, für ihr Engagement überreicht wurde. Die Aufbruchstimmung im Ort begann vor etwa drei Jahren. Indes sind die Ortschaftsräte mit ihrem Vorsitzenden Herbert Sauter seit eh und je mit Herzblut im Rat engagiert, und bei jeder Entscheidung stand das Wohl der Bürger im Vordergrund. Aber das genügte ihnen nicht. Sie wollten ihre Zukunft aktiv gestalten und die Bürger in den Entscheidungsprozess einbinden. "Das war auch notwendig", erklärt Ortsvorsteher Herbert Sauter. Die demografische Entwicklung macht auch vor Hausen nicht Halt. In Hausen noch nicht dramatisch, sagt er, aber dennoch so, dass die alten Strukturen, die das Leben in Hausen lebenswert gemacht hatten, sich veränderten. Zu spüren bekamen das besonders die Vereine, die es schwer haben, ihre Posten zu besetzen. Die Leute beteiligen sich nicht mehr, bedauert Sauter, ziehen sich in ihr Privatleben zurück, gehen nicht mehr in die Kirche, nicht mehr in die Kneipe. Erst jüngst musste das Gasthaus Hasen abgerissen werden.

Der Ortschaftsrat reagierte auf diese Veränderungen vor zwei Jahren mit einer Bevölkerungsumfrage. Was muss getan werden, um die Bürger wieder aufeinander zuzubewegen, wo liegen die Bedürfnisse, wo kann ein Miteinander entstehen? Der Rücklauf war ein großer Erfolg, und inzwischen bearbeiten fünf Workshops die Botschaften aus der Bevölkerung. Die Wünsche drehen sich besonders um seniorengerechtes und junges Wohnen, erzählt Sauter, um die Jugend, die Familie und eine verbesserte Breitbandanbindung. Der Vorschlag, Sitzbänke rund um Hausen zu installieren, wird derzeit umgesetzt. Begonnen wurde auch der monatliche Bürgertreff, und über einen Grillplatz für die Jugend wird diskutiert. Aus dem Budget des Ortschaftsrats werden außerdem die Anlage für Baumbestattung auf dem Friedhof sowie die Vitrine für die Feuerwehrspritze mitfinanziert.

Den Vereinen stellt Sauter ein gutes Zeugnis aus. Die Reaktionen auf die veränderten Bedürfnisse seien hervorragend. Einzig der Harmonikaverein bereite ihm noch Sorgen. Ihm fehle die Jugend und er kämpfe ums Überleben.

In diesem Zusammenhang steht das Baulückenmanagement, um das sich der Ort mit großem Zeitaufwand bemühte. Die Resonanz war gut, das Ergebnis weniger, stellt Sauter fest. In insgesamt 30 Baulücken entstanden sechs neue Gebäude. Indes werden weitere vier Bauplätze am Ortsausgang in der Rotensteiner Straße erschlossen. Der Ortschaftsrat stimmte in seiner jüngsten Sitzung den Kaufpreisverhandlungen der Verwaltung zu. Somit wurde der Nachweis erbracht, dass alles "Menschenmögliche unternommen wurde" um Baulücken zu schließen, betont Sauter. Die zehn Plätze, die das Baulückenmanagement dazugewinnen konnte, genügen aber nicht dem Bedarf. "Das Neubaugebiet Bronnenkohl/Rauzen muss und wird kommen". Dafür sollen 2016 der erste Grunderwerb getätigt und der Bebauungsplan aufgestellt werden. Ein großes Fragezeichen schwebt noch über dem Kreisverkehr, den die Gemeinde vor allem mit Blick auf die Temporeduzierung am Ortseingang im Auge behält. Die Konkurrenzsituation zur Spitalhöhe bereitet Sauter keine Sorgen mehr. Rottweil habe sein Einverständnis signalisiert, und mit insgesamt vier Räten im Gemeinderat habe man inzwischen auch größeres Gewicht. Die Nähe zu Rottweil beschreibt Sauter als attraktiv, nicht nur für die Hausener, sondern auch für Neubürger: "Wir bewahren uns unser Eigenleben, und haben doch viele wichtigen Einrichtungen, wie die Schulen direkt vor der Haustür."