ENRW-Geschäftsführer Christoph Ranzinger (Zweiter von rechts) sowie Abteilungsleiter Andreas Reichert (Zweiter von links) und Teamleiter Johann Vossler (ganz links) freuen sich über die Nominierung des Kavirapids für den Umweltschutzpreises des Landes zusammen mit Entwickler Emil Hepting (ganz rechts). Foto: ENRW Foto: Schwarzwälder-Bote

Kläranlage: Pilotprojekt des ENRW-Eigenbetriebs für Landes-Umweltschutzpreis 2017 nominiert

Ein Pilotprojekt der Rottweiler Kläranlage wurde für den Landes-Umweltschutzpreis 2017 nominiert. Die Firma OKA-Tech GmbH aus Bad Dürrheim testet ihr Produkt "Kavirapid" seit April auf der vom ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung betriebenen Anlage in der Au.

Rottweil. Es handele sich um ein Verfahren, das laut ENRW mit wenig Energiebedarf die Methangasrate bei Klärschlamm deutlich erhöhe und das Schlammaufkommen reduziere. Aus dem nutzbaren Klärschlamm lasse sich somit deutlich mehr Strom und Wärme erzeugen. Klärschlamm als Energiequelle habe in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Durch zunehmende Wirkungsgrade von Blockheizkraftwerken steigerten viele Kläranlagen ständig ihre Stromproduktion. "Kavirapid" breche stabile Zellmembranen von Klärschlamm oder Biomasse mithilfe eines patentierten Kavitationsverfahrens auf. Somit könnten Bakterien diese Zellen nahezu vollständig öffnen und die produzierte Gasmenge wird erheblich gesteigert.

OKA-Tech-Inhaber Emil Hepting hatte zusammen mit seinem Partner Heiko Ackermann den "Kavirapid" als Turbolader für Biogasanlagen entwickelt. Durch Langzeitstudien wurde eine Steigerung der Methangasrate bis zu 40 Prozent von einem unabhängigen Labor dokumentiert. Dabei ist der benötigte Energieaufwand sehr gering.

Die gewonnenen Erkenntnisse würden derzeit durch die Kooperation mit der Universität Stuttgart noch intensiver wissenschaftlich ausgewertet. Andreas Reichert, Abteilungsleiter im ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung, startete zusammen mit der Firma ein Pilotprojekt: "In Kläranlagen sind neben der erhöhten Gasrate die Reduzierung des Klärschlamms und somit verminderte Entsorgungskosten ein wesentlicher Vorteil. Ebenso kann die gewonnene Abwärme ins Wärmenetz eingespeist oder zur Heizung der eigenen die Gebäude genutzt werden", erläutert Reichert.

Seit April ist die Anlage in Rottweil als Pilotprojekt im Dauereinsatz. Auch Christoph Ranzinger, Geschäftsführer der Energieversorgung Rottweil (ENRW), zeigt sich sehr zufrieden mit der Optimierung der Klärschlammverwertung: "Neben der Optimierung der Strom- und Wärmekosten auf der Kläranlage sehe ich nach erfolgreichem Testbetrieb weitere Anwendungsbereiche insbesondere bei der Stromerzeugung durch Biogasanlagen. "Der "Kavirapid" könnte die Energieeffizienz von Biogasanlagen nachhaltig steigern.

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg verleiht den Landes-Umweltschutzpreis seit 2009 alle zwei Jahre für hervorragende und innovative Produkte. Das Preisgeld über 100 000 Euro wurde auf die vier Kategorien "Energieeffizienz", "Materialeffizienz", "Emissionsminderung" sowie "Aufbereitung und Abtrennung" und auf einen Sonderpreis verteilt. 2017 wurden 82 Bewerbungen eingereicht. Davon versah die Jury 24 Projekte – darunter auch das Rottweiler Vorhaben – mit einer Nominierung. 15 andere Projekte hatten die Nase noch etwas weiter vorn und wurden von Umweltminister Franz Untersteller ausgezeichnet.

In Rottweil sind an das Klärwerk "In der Au" neben der Stadt Rottweil und den Stadtteilen Göllsdorf, Hausen, Bühlingen, Neukirch, Zepfenhan und Feckenhausen auch die Gemeinden Zimmern, Deißlingen und Lauffen angeschlossen. Das Kanalnetz umfasst rund 198 Kilometer, das Einzugsgebiet rund 111 Quadratkilometer. Betrieben wird die Kläranlage seit 1998 vom ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung, einem kommunalen Tochterunternehmen der Stadt Rottweil. Die Kläranlage wird mit einer Vorklärung und einer intermittierenden Denitrifikation betrieben. An die Kläranlage sind rund 34 000 Einwohner angeschlossen. Zusätzlich werden Belastungen aus Industrie und Gewerbe entsprechend den Werten von rund 11 000 Einwohnern gereinigt.