Max Burger hat am Dienstagabend bei den Grünen seinen Austritt erklärt. Dem vorausgegangen war ein Streit über das Vorgehen des "wiederbelebten" Grünen-Ortsverbands Rottweil-Zimmern bei den Kommunalwahlen 2014. Foto: Kienzler

Nach Streit über Vorgehen bei Kommunalwahlen: Rottweiler Stadtrat erklärt wutentbrannt seinen Austritt.

Rottweil - Die Wiederbelebung des Grünen-Ortsverbands Rottweil-Zimmern am Dienstagabend endete mit einem Eklat: Stadtrat Max Burger erklärte nach einem Streit über das Vorgehen des Ortsverbands bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr seinen Austritt aus der Partei.

Dass die Wiederbelebung des Ortsverbands in einem Zerwürfnis enden würde – wer hätte das zu Beginn der Zusammenkunft am Dienstagabend im Gasthaus Sonne in Zimmern schon gedacht? Bis zu dem Tagesordnungspunkt, bei dem über das Vorgehen bei den Kommunalwahlen 2014 diskutiert wird, läuft die Versammlung wie am Schnürchen.

Doch es sollte noch anders kommen. Die zweite Halbzeit hat es in sich: Da läuft es zu einem Duell zwischen einem aktiven Grünen und einem Rottweiler Grünen-Urgestein hinaus: einem, der nolens volens einige Jahre eine kommunalpolitische Pause einlegte, der es jetzt aber noch einmal wissen will. Es kommt zum Zusammentreffen zwischen Max Burger und Frank Sucker.

In der ersten Hälfte scheint den Grünen die Sonne. Da votieren die sieben erschienenen Mitglieder – 25 zählt der Ortsverband – einstimmig dafür, dass der seit zehn Jahren ruhende Ortsverband seine Arbeit wieder aufnehmen solle. Federführend für diesen Vorstoß ist Frank Sucker. Mit dabei sind unter anderem Gabriele Schneider, Geschäftsführerin der Grünen im Kreis, der Zimmerner Gemeinderat Winfried Praglowski und die beiden Rottweiler Stadträte Hubert Nowack und Max Burger. Als das Wahlergebnis für den neuen vierköpfigen Vorstand – Gabriele Schneider, Frank Sucker, Winfried Praglowski und Andreas Rebmann – einstimmig ausfällt, gibt es sogar ein Gläschen Sekt. Man stößt an.

Doch die Feierlaune verfliegt. Anlass ist die Kommunalwahl 2014. Grund ist die verzwickte Situation für die Grünen-Stadträte Max Burger und Hubert Nowack in der Fraktionsgemeinschaft FFRundPRoFI im Rottweiler Gemeinderat. Verzwickt ist sie vor allem deshalb, weil sich die Frage stellt, ob die Grünen mit einer eigenen Liste antreten oder sich mit dem Forum für Rottweil zusammentun sollen. Jenem Bündnis also, das nach der Oberbürgermeisterwahl 1993 entstand als Sammelbecken der seit 1980 im Gemeinderat vertretenen Grün-Alternativen-Liste (GAL), ehemaliger SPD-Mitglieder und Parteiloser.</p><p>Für Nowack ist klar: »Sollte es eine Grünen-Liste geben, werde ich darauf kandidieren«. Burger indes fühlt sich FFR verpflichtet und redet einer gemeinsamen Kandidaten-Liste das Wort. Diese könnte »Grünes Forum Rottweil« heißen. Burger sagt, die Bereitschaft bei FFR für ein gemeinsames Auftreten, für einen Namenszusatz sei vorhanden. Er warnt davor, eine eigene Liste zu etablieren. »Wir graben uns gegenseitig das Wasser ab«, meint er entschieden.

Sein Kontrahent, Frank Sucker, ist da anderer Ansicht. Er sieht Potenzial für ein eigenes Vorgehen, weiß von möglichen Kandidaten, die nur auf einer grüner Liste antreten wollten, sagt, dass FFR in der Gefängnis-Debatte keine gute Figur abgegeben habe: »In den Bergdörfern ist man vom Forum enttäuscht.«</p><p>Es hat schon vor dem gestrigen Abend informelle Gespräche zwischen den Grünen und dem Forum für Rottweil gegeben. Nicht alle der Anwesenden fanden diese offensichtlich erbaulich, Sucker spricht davon, dass sie demotivierend gewesen seien. Auch sagt er, das Forum habe sich politisch überlebt, sei Vergangenheit.

Es muss auch schon das eine oder andere weitere Wort gegeben haben. Es muss jener Satz gefallen sein, den Max Burger in der gestrigen Runde, vielleicht auch weil der Schwarzwälder Bote anwesend ist, loswerden möchte. In irgendeiner grünen Runde muss gesagt worden sein, »FFR über die Klinge springen zu lassen«, so Burger. Hubert Nowack betont später, dass dieser Satz in einem internen Kreis in der Liederhalle vor bereits einem Jahr geäußert worden und eine einzelne Meinungsäußerung gewesen sei. Gabriele Schneider schiebt hinterher, man würde das heute so nicht mehr sagen.

Da ist Max Burger bereits nicht mehr da. Die Abstimmungsniederlage – drei (Nowack, Sucker, Schneider) sind für eine eigene Liste, zwei enthalten sich, er, Burger, ist als einziger dagegen, einer stimmt nicht ab – und die Ermahnung Schneiders, sich mit geringschätzigen Äußerungen in der Öffentlichkeit doch bitteschön zurückzuhalten, quittiert ein sichtlich angefressener Burger mit den Worten: »Das ist nicht okay, ich erkläre hiermit meinen Austritt aus den Grünen.« Er wünscht noch einen schönen Abend und lässt verdutzte Ex-Parteifreunde zurück.</p>