Industriegeschichte wird bei einer Führung durch das Rottweiler Neckartal lebendig. Foto: Stadt Rottweil Foto: Schwarzwälder-Bote

Rottweiler Gewerbepark von Pulverproduktion bis heute

Rottweil. "Von der Pulverfabrik zum Gewerbegebiet Neckartal – eine Zeitreise von der Industrialisierung in die Moderne" ist der Titel einer öffentlichen Führung im Gewerbepark Neckartal. Sie findet in den Sommerferien zweimal statt: morgen, Samstag, 16. August, ab 16 Uhr und am Sonntag, 31. August, ab 11 Uhr.

Dieser jeweils etwa eineinhalb Stunden dauernde Rundgang spannt den Bogen von den Anfängen der Pulverproduktion im Mittelalter über die spannende Zeit des Rottweiler Industriepioniers Max Duttenhofer bis zur Nutzung in heutiger Zeit. Treffpunkt ist das historische Kraftwerk.

Seit dem Spätmittelalter wurde in Rottweil Pulver hergestellt. Mit Max Duttenhofer (1843 bis 1903) begann ab 1863 eine große Ära. Duttenhofer wandelte seinen Betrieb in eine Aktiengesellschaft um, eröffnete Filialen und Werke in Hamburg, England, Holland Russland und Serbien. 1890 schloss sich die Rottweiler Pulverfabrik mit westdeutschen Pulverfabriken zur Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken AG zusammen.

Mit dem Aufstieg einher ging eine stetige bauliche Ausweitung der Produktionsstätte im Neckartal, die bereits 1887 einen eigenen Anschluss an die Eisenbahn erhielt.

1926 ging das Rottweiler Werk mit der Gesamtfirma in der IG Farbenindustrie AG auf. Neben der wieder aufgenommenen Pulverproduktion wurde seit Ende des Ersten Weltkrieges Viskose-Reyon-Kunstseide produziert. 1945 wurden die der Kriegsindustrie dienenden Teile des Werkes demontiert. Kunstseide und Reifencord wurden nun von der Rottweiler Kunstseide Fabrik AG hergestellt, die Jagdpatronenfabrik verlegt. Die Kunstseidefabrik kam über die Deutsche Rhodiaceta AG an den französischen Konzern Rhone-Poulenc.

1994 wurde das Rottweiler Werk der Rhodia geschlossen. Mitte der 90er-Jahre erkannten einige Wagemutige die Einmaligkeit der alten Industrieanlage und begannen, die alten Gebäude zu übernehmen und mit neuem Leben zu füllen. Heute beherbergt das Neckartal neben verschiedenen Gewerbebetrieben auch Kultur- und Gastronomieeinrichtungen. u Teilnehmerkarten sind für drei Euro in der Tourist-Info erhältlich, Telefon 0741/ 49 42 80.