Amtswechsel: Ruth Gronmayer (vorne links) ist die neue Behindertenbeauftragte der Stadt Rottweil. Ihr Vorgänger ist Jens Jäger (vorne rechts). Dieser wurde von Oberbürgermeister Ralf Broß und Gudrun Müller, die die Geschäftsstelle der Lokalen Agenda 21 betreut, verabschiedet. Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder-Bote

Wechsel: Ruth Gronmayer ist Beauftragte der Stadt für Rottweiler mit Handicap / Sie folgt auf Jens Jäger

Von Armin Schulz

Rottweil. Es gibt einen Wechsel beim ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt. Jens Jäger, der dieses Amt seit 2001 inne hatte, hört aus privaten Gründen auf. Seine Nachfolgerin ist Ruth Gronmayer. Anlass, für einen Rück-, aber auch für einen Ausblick.

Wir treffen uns im Café-Bistro, im Refektorium, des Kapuziners. Zunächst hätte das Gespräch mit Jäger und Gronmayer sowie mit Oberbürgermeister Ralf Broß und Gudrun Müller, der persönlichen Referentin des OB – sie betreut auch die Geschäftsstelle der Lokalen Agenda 21 –, im alten Rathaus stattfinden sollen. Womit wir bereits auf den Kern des Problems gestoßen sind. Jäger und Gronmayer sitzen im Rollstuhl, Jäger seit einem Unfall, Gronmayer von Kindheit an. Im Alten Rathaus gibt es keinen Aufzug. Das altehrwürdige Gebäude ist nicht behindertengerecht.

"Denkmalschutz hört da auf, wo Menschen ausgegrenzt werden"

Es ist mit die große Aufgabe des Behindertenbeauftragten. Zu schauen, wo in der Stadt aus Sicht von Menschen mit Behinderungen, oder einem Handicap wie es Jens Jäger lieber formuliert haben möchte, etwas im Argen liegt, wie man dieses Dilemma aus der Welt schaffen könnte.

Barrierefreiheit ist ein großes Thema, zumal in Rottweil mit dem hohen Bestand an alten denkmalgeschützten Häusern, wo nicht eben mal auf die Schnelle ein Aufzug angebracht werden kann. Jäger hat eine eindeutige Meinung: "Der Denkmalschutz hört da auf, wo Menschen ausgegrenzt werden."

Er blickt zurück. Erzählt die eine oder andere Anekdote, die Menschen ohne Mobilitätseinschränkung vor Augen führt, wie schwer es Menschen in Rollstühlen haben. Und sei es nur, dass sie sich bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Stadtfest schwer tun, überhaupt eine benutzbare Toilette zu finden. Eine, die auch noch geöffnet hat und nicht abgeschlossen ist, wenn man sie braucht.

Für Jäger wie Gronmayer ist es wichtig, dass Menschen mit Handicap am öffentlichen Leben teilhaben, "eine selbstständige Lebensführung" haben können. Als Stadtrat hat Jäger auch in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, den Blick seiner Kollegen und jenen der Verwaltung für die Belange von behinderten Menschen zu schärfen. Auf der anderen Seite beobachtet er, dass der Druck durch die Gesellschaft auf die Kommunen insgesamt gewachsen ist.

In den 80er-Jahren befand sich das Thema noch im Abseits. Mittlerweile hat sich einiges getan. Parkmöglichkeiten und WC-Anlagen im Stadtgebiet wurden geschaffen, Barrierefreiheit thematisiert, einzelne Projekte umgesetzt wie die Rampe am Gebäude der Musikschule oder die Absenkung der Bordsteine in der Stadtmitte. Dazu zählt auch die Herausgabe eines Stadtführers für Menschen mit Behinderung: "Rottweil barrierefrei."

Im Kapuziner gibt’s monatliche Sprechstunden

Ruth Gronmayer, die vom Gemeinderat gewählt wurde und das Amt vor ein paar Tagen aufgenommen hat, möchte die Arbeit Jägers fortführen. Sie will monatliche Sprechstunden im Kapuziner anbieten. Die erste Sprechstunde findet am Dienstag, 22. September, von 16 bis 18 Uhr in der Künstlergarderobe im Kapuziner statt. Weitere sollen am 27. Oktober und am 24. November folgen.

Konkrete Verbesserungsvorschläge hat sie bereits: Das Programmheft der Volkshochschule beispielsweise könnte aufzeigen, welche Kurse auch von Menschen mit Behinderungen besucht werden können und welche – aufgrund der Raumsituation – nicht. Zudem will sie den Arbeitskreis Zusammenleben in der Gesellschaft der Lokalen Agenda wieder ins Leben rufen und einen Fragebogen ausarbeiten, mit dem sie herausfinden will, was behinderte Menschen in der Stadt gut, was sie aber auch schlecht finden.

Weitere Informationen: Die Behindertenbeauftragte der Stadt, Ruth Gronmayer, erreicht man telefonisch unter 0741/34 87 70 54, per E-Mail an behindertenbeauftragte@rottweil.de