Rot und rosa. Das ist häufig das Bild, wenn man den Friedrichsplatz hochschaut. Ob ein Zentraler Umsteigeplatz in der Königstraße daran viel ändern wird? Mehrere Stadträte zweifeln. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Am geplanten Umsteigeplatz in der Königstraße wachsen die Zweifel / Arbeitsgruppe wird eingerichtet

Von Armin Schulz

Rottweil. Die rote Wand. Das ist nicht etwa eine sozialdemokratische Front, die sich im Gemeinderat gebildet hätte. Als rote Wand werden die vielen Busse bezeichnet, die am Friedrichsplatz halten und stehen. Ob ein neuer Zentraler Umsteigeplatz in der Königstraße daran etwas ändert, wird inzwischen bezweifelt.

Etliche Stadträte sind unsicher, ob die 600 000 Euro gut angelegt sind. Skepsis überwiegt. Die Stadt hat vor, in der Königstraße (bei der Post) einen neuen Zentralen Umsteigeplatz (ZUP) einzurichten. Oberbürgermeister Ralf Broß zeigt sich von dieser Idee überzeugt. Eine gute Sache: Der Busverkehr wird von der Innenstadt an die Peripherie der Kernstadt verlagert, der Friedrichsplatz, bislang zentraler Knotenpunkt, ruhiger und schöner, die Innenstadt aufgewertet, worüber sich auch Händler und Gewerbetreibende freuen. Und das Beste: Das Land schießt 300 000 Euro dazu. So dachten wohl viele und die Angelegenheit ging den gewohnten Gang, passierte problemlos die Gremien.

Bis einige nach einem Bericht des Schwarzwälder Boten im Frühjahr dann doch ins Grübeln kamen. Die Sache geriet ins Stocken. Der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss zog im Juni die Reißleine und vertagte das Thema.

Die Zweifel dürften größer geworden sein, nachdem Hans Keller in dieser Woche im Gemeinderat seine Gedanken preis gab. Keller ist in der Geschäftsleitung des Reiseunternehmens Hauser auf dem Berner Feld, das die StadtBus-Flotte betreibt. Keller ist Geschäftsmann und als solcher macht er nicht nur einen integren Eindruck, sondern er ist es gewohnt, die Dinge zu analysieren und offen anzusprechen.

Eine brennende Frage: Warum stehen die Busse zuweilen so lange in ihren Haltestellen am Friedrichsplatz?, will SPD-Stadtrat Michael Hezel wissen, der in diesem Zusammenhang von einer "roten Wand" spricht. Können die Busfahrer nicht irgendwo anders ihre Pause einlegen?

Das könnten sie freilich, nur wo?, lautet Kellers Gegenfrage. Die Sozialvorschriften schreiben eine Unterbrechung vor. 30 Minuten dauert die Pause. Dafür lohne die Fahrt zur Firma aufs Berner Feld nicht, so Keller. Also: Was tun mit den Bussen während der Leerlaufzeit? Die Frage bleibt offen.

Für ihn, Keller, "ist maßgebend: Was will die Stadt? Was wollen die Bürger?" Der Nachteil eines Umsteigeplatzes bei der Post laut Keller: Wer in die Stadt will, muss wegen einer Station umsteigen. Oder auf den Anschlussbus warten. Das kann auch schon mal einige Minuten dauern. Ob das die Fahrgäste mitmachen? Keller sieht es so: "Für mich sind kurze Wege für die Fahrgäste wichtig, ansonsten springen sie ab."

Das befürchtet auch Günter Posselt, der Sprecher der CDU-Fraktion. Er spricht von einem Zielkonflikt: "Wir wollen eine belebte Innenstadt, dafür ist der ÖPNV wichtig, auch für die älteren Menschen." Was aber, wenn die Fahrgäste, Posselt schätzt sie auf 400 täglich, das neue öffentliche Busangebot mit dem Umstieg an der Post nicht mehr in Anspruch nehmen, da es unattraktiv geworden ist? Zweifel äußern auch FDP-Rat Michael Gerlich und Jörg Stauß von den Freien Wählern. Sie sehen noch keine Vorteile, vor allem kaum Entlastung für den Friedrichsplatz.

Um es auf den Punkt zu bringen: Sollte der ZUP in die Königstraße verlegt werden, fährt kein Bus weniger den Friedrichsplatz an. Auf Anschlussbusse wird indes nicht mehr in der Stadt, sondern bei der Post gewartet. Auch das könnte ein Nachteil sein.

Da das Konzept die wenigsten überzeugt, hat der Gemeinderat den CDU-Antrag einstimmig befürwortet. Eine Arbeitsgruppe soll die Planung kritisch überdenken. Die Zeit drängt nicht so sehr. Zum Fahrplanwechsel wird es eh nichts mehr. Und um den Zuschuss nicht zu gefährden, muss der neue ZUP erst Ende kommenden Jahres fertiggestellt sein.