Bei seiner letzten Predigt in der Predigerkirche hatte Pfarrer Marcus Keinath ein volles Haus. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Große Gästeschar sagt Pfarrer Marcus Keinath Lebewohl / Redner: "Vieles bewegt, angestoßen und strukturiert"

Von Stefanie Siegmeier

Rottweil. "Ich schenk Dir einen Regenbogen", sangen die Sprösslinge der evangelischen Kindergärten, überreichten Marcus Keinath dazu allerlei Selbstgebasteltes und sagten dem Pfarrer Lebewohl.

Keinath war im November zum neuen Dekan von Reutlingen gewählt worden und hielt gestern seinen letzten Gottesdienst in der mehr als sehr gut besuchten Predigerkirche. Im Anschluss gab es einen Empfang im Gemeindehaus, bei dem zahlreiche Redner für das segensreiche Wirken Dank sagten.

Siebeneinhalb Jahre war Keinath geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Rottweil und hat in dieser Zeit "vieles bewegt, angestoßen und strukturiert", waren sich die Redner einig. "Sie haben sich nicht nur im kirchlichen Umfeld, sondern auch weit darüber hinaus engagiert", betonte Landrat Wolf-Rüdiger Michel, der es sehr bedauerte, dass er den Pfarrer und Dekanstellvertreter, "ja quasi den kirchlichen Vizelandrat", ziehen lassen müsse. Und gerade noch in letzter Sekunde habe Keinath mit dem neuen Kirchenführer über die Predigerkirche den Rottweilern ein ganz besonderes Geschenk hinterlassen. "Sie haben sich all die Jahre auch tatkräftig für die bürgerliche Gesellschaft engagiert und überall tatkräftig mit angepackt, wo es Steine aus dem Weg zu räumen galt. Ihr Wirken hat Spuren hinterlassen", betonte Oberbürgermeister Ralf Broß. Vor allem in Sachen Kinderbetreuung und Kindergärten habe sich Keinath sehr eingesetzt, aber auch dafür, dass es nun auf dem Rottweiler Stadtfriedhof ein muslimisches Gräberfeld gibt.

"Auch wenn sein Herz stets spürbar für Rottweil schlug, hat er nie Kirchturmpolitik betrieben", sagte Dekan Sebastian Berghaus aus Tuttlingen, der den Weggang des beliebten Seelsorgers ebenfalls sehr bedauert. Dass er bei seiner Gemeinde beliebt ist, zeigte nicht zuletzt der gute Gottesdienstbesuch gestern Vormittag. Der Chor der Predigerkirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Johannes Vöhringer und der Posaunenchor gestalteten den Gottesdienst musikalisch mit. "Wir werden ihre Predigten und Denkanstöße vermissen", so Landrat Michel.

In den Jahren seines Wirkens habe Keinath viele verlässliche Strukturen auf vielerlei Gebieten verankert. Dies zeichne seine Arbeit nachhaltig aus. "Bei vielen Belangen bist du mutig vorneweg gegangen", sagt Keinaths katholischer Kollege Martin Stöffelmaier, der das gute Miteinander hervorhob. Ein sichtbares Zeichen der Ökumene sei der sehr gut besuchte ökumenische Kirchentag im Herbst gewesen.

Als großen Verlust für die Notfallnachsorge im Landkreis bezeichnete Margit Armleder-Spreter den scheidenden Notfallseelsorger. "Du warst immer ein kompetenter Ansprechpartner und nicht nur für die betroffenen Angehörigen da, sondern für uns und alle Einsatzkräfte."

Aber was ist ein Pfarrer ohne sein Team: Mit einem gemeinsam vorgetragenen Lied sagten Esther Kuhn-Luz, Gabriele Waldbaur und Christian Honold Lebewohl. Bei so vielen guten Worten und Wünschen fiel es dann auch Keinath schwer, Lebewohl zu sagen.