In zehn Einfamilienhäuser sind die Angeklagten vermeintlich eingebrochen. (Symbolfoto) Foto: Stein

Angeklagte räumen vor Gericht zehn Einbrüche ein. Pflichtverteidiger wird es zu bunt.

Kreis Rottweil - Zwei Angeklagte vor der Große Strafkammer des Landgerichts Rottweil haben zehn Einbrüche eingeräumt. Ihre Aussagen fallen jedoch spärlich aus.

Es ist der dritte Prozesstag um zehn Einbrüche in Einfamilienhäuser unter anderem in den Kreisen Rottweil, Villingen-Schwenningen und Tuttlingen. Die Strafkammer, Staatsanwalt und Strafverteidiger haben sich auf einen Verständigungsvorschlag geeinigt: Der 31- und der 46-jährige Angeklagte äußern sich umfassen und legen Geständnisse ab, dafür wird das Gericht den Strafrahmen zwischen vier und fünf Jahren gestalten.

Hatten die Angeklagten bei ihren Taten keine Skrupel? In Familienhäuser einzubrechen? Die Häuser zu durchwühlen, zu beschädigen? Richter Karlheinz Münzer bohrt vor allem bei dem 46-Jährigen nach. Dieser habe doch selbst ein Kind – wie empfinde er es, wenn er jetzt an die Einbrüche in Familienhäuser denke? "Schlimm, sehr schlimm", kommt als Antwort. Der Litauer sagt aus, dass er die Taten begangen habe, weil er dachte, er hätte finanzielle Probleme. "Ich hatte Probleme, aber im Vergleich dazu, was ich jetzt habe, war das nichts.", meint er jetzt.

Und der 31-Jährige? Wie denkt er darüber, dass die Familien durch die Einbrüche verstört und verängstigt wurden? "Ich verstehe den Schmerz schon, den sie haben", bemerkt er.

Dennoch ist die Verständigung einfacher verabredet als durchgeführt: Die Aussagen der Litauer kommen kaum in Gang. Richter Münzer muss permanent rückfragen. Bereits bei der Vorgeschichte des 46-Jährigen stockt es. Heraus kommt: der Litauer hatte wohl keine leichte Kindheit. Sein Vater sei gestorben, als der Angeklagte selbst zwei Jahre alt war. Zudem sei dieser Alkoholiker gewesen. Der 46-Jährige sagt, er sei mit einer Zahnärztin verheiratet. Er habe einen 13-jährigen Sohn, vor der Einbruchsserie sei er keiner Arbeit nachgegangen. Er habe vor den Einbrüchen 30.000 Euro Schulden gehabt.

Der zweite Hauptangeklagte ist geringfügig auskunftsfreudiger: Zu seinen Lebensstationen gehörten zwei alkoholkranke Eltern, im Alter von 16 Jahren sei er auf der Straße gelandet. Da begann seine Karriere als Straftäter: Wegen Diebstahls wurde er mehrmals verurteilt, kam in Haft. Nach 2010 wurde es ruhiger um den jungen Mann. Er habe zu spielen begonnen, konnte laut eigener Aussage mit Einnahmen durch Sportwetten eine Zeit lang recht gut leben. Dennoch habe er wegen seiner früheren Straftaten Schulden in Höhe von 15.000 Euro gehabt.

Als es um die Beschreibung der Einbrüche geht, gibt der 46-jährige Angeklagte kaum Details preis, er ist noch wortkarger. Irgendwann wird es seinem Pflichtverteidiger Kai-Jörg Brintzinger zu bunt, er unterbricht die Befragung und meint an den Richter gewandt: "Ich bewundere ihre Geduld, aber meine ist am Ende. Das ist kein Geständnis, das ist ein Aus-der-Nase-ziehen." Brintzinger schlägt vor, zu unterbrechen und mit seinem Mandanten zu sprechen. Nach der Unterbrechung läuft es minimal besser.

Jeden Tag mit dem Auto auf Streifzug

Laut der beiden Angeklagten haben sich die Einbrüche wie folgt zugetragen: Sie seien mit dem Bus nach Berlin gekommen, hätten sich dort ein Auto gemietet, dann seien sie nach Süddeutschland gefahren. In der Erwartung, dass an der Schweizer Grenze reichere Leute wohnen würden. Während ihrer ersten Einbruchsserie in Trossingen, Villingen-Schwenningen und Rietheim-Weilheim an drei Tagen im September 2016 hätten sie in einem gemieteten Wohnwagen auf einem Campingplatz in Waldshut-Tiengen geschlafen. Tagsüber seien sie einfach umhergefahren. Einfamilienhäuser, die verlassen erschienen und nach reicheren Bewohnern aussahen, seien ausgewählt worden.

Während des zweiten Beutezugs im November 2016 hätten die beiden für zehn Tage in ein Hotel in Waldshut-Tiengen eingecheckt. Ansonsten seien die Tage immer gleich abgelaufen: rumfahren, ausspähen, welche Häuser gerade verlassen sind, in der Mittagszeit zuschlagen. Sie drangen in die Häuser ein, drinnen sei der 46-Jährige Schmiere gestanden, während der 31-Jährige Schmuck, Geld und Uhren gesucht habe. Ihre Beute hätten sie im Wald vergraben und erst vor der Fahrt zurück nach Litauen geholt. In Litauen habe der 31-Jährige die Wertgegenstände dann über mehrere Hehler verkauft.

Ziele dieses zweiten Beutezugs waren Häuser in Immendingen, Volkertshausen, Wutach, Neuhausen ob Eck, Deißlingen und Hardt. Bis sie in Böttingen das falsche Haus aussuchten: Dort war der Sohn der Familie anwesend, er überraschte die Einbrecher und rief die Polizei. Ein Nachbar notierte das Kennzeichen. Daraufhin wurde das Auto, in dem die beiden vermeintlichen Täter saßen, auf der Autobahn von der Polizei rausgezogen. Die Angeklagten wurden verhaftet, im Auto wurde Diebesgut gefunden.

Der Prozess wird noch an mehreren Terminen fortgesetzt.