Vortrag bei den Ruheständlern über Heinrich Hansjakob

Von Gustav Kammerer Rottweil. Bei der Monatsversammlung des Seniorenverbands öffentlicher Dienst BW Ortsverbände Rottweil und Schramberg in Rottweil verstand es Kurt Mager aus Zimmern, Mitglied im Vorstand der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft, in seinem Vortrag, Leben und Werk des Rebell im Priesterrock Heinrich Hansjakob zu charakterisieren. Dabei nahm er auch wunde Stellen in Hansjakobs Biographie nicht aus.

Ein Hüne sei er gewesen, wobei sein breitrandiger Heckerhut das Erscheinungsbild prägte. Er habe in keine Schablone gepasst, schon wegen seiner Vielseitigkeit als Theologe, Historiker, Publizist und Politiker sowie seiner bewussten Formlosigkeit als Schriftsteller, vor allem aber auch wegen des knorrigen Charakters.

1837 in Haslach im Kinzigtal geboren, bestand er 1859 das Abitur, absolvierte in Freiburg und Tübingen das Theologiestudium in Verbindung mit Philologie und Geschichte. Er trat 1862 in das Priesterseminar St. Peter ein und wurde 1863 zum Priester geweiht. Im selben Jahr legte er in Karlsruhe das philologische Staatsexamen ab und promovierte 1865. Er wurde im April 1865 Leiter der höheren Bürgerschule Waldshut und gleichzeitig Kaplan der Bergkapelle.

Zunehmend engagierte er sich im badischen Kulturkampf mit der großen Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche. Als er im Mai 1869 bei einer Versammlung der katholischen Volkspartei die badische Regierung heftig angriff, wurde er aus dem Schuldienst entlassen und zu vier Wochen Haft verurteilt. Im Dezember 1869 bekam Hansjakob die Pfarrstelle in Hagnau am Bodensee übertragen, wo er 1881 die erste badische Winzergenossenschaft gründete. Von 1871 bis 1881 war er Abgeordneter der katholischen Volkspartei für den Wahlkreis Offenburg-Land im badischen Landtag. Als er 1873 den badischen Staat und seine Beamten wiederum scharf kritisierte, wurde er erneut zu einer sechswöchigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Am 1. August 1884 wurde Hansjakob vom Marktgraf zu Baden gegen teilweise erbitterten Widerstand zum Stadtpfarrer von St. Martin in Freiburg ernannt. Alsbald habe er die Kirche und das Pfarrhaus renoviert und einen Kirchturm gebaut. Er galt als begnadeter Prediger; wenn er auf die Kanzel stieg, war die Kirche brechend voll. Ihm standen vier Kapläne zur Seite. Ständig lag er in Auseinandersetzungen mit dem Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg, was 1901 beinahe zum Ausscheiden als Priester geführt hätte.

Seinen alljährlichen Erholungsurlaub verbrachte er seit 1886 in seinem Paradies Hofstetten. Im Altenheim Kartaus in Freiburg konnte er eine große Wohnung mieten. Dort zog er sich zurück, wann immer er nur konnte und hier entstanden auch die meisten seiner Bücher.

Bis zum Lebensende litt Hansjakob unter Depressionen, Zwangsvorstellungen und Schlaflosigkeit. Von 1901 bis 1903 ließ er in Hofstetten seine Grabkapelle mit Gruft bauen. 1913 feierte er in Haslach sein goldenes Priesterjubiläum. Im gleichen Jahr wurde er zum ersten Ehrenbürger seiner Vaterstadt ernannt. Am 1. Oktober 1913 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und zog sich an seinen Altersruhesitz, den Freihof in Haslach zurück, den er 1912/13 als stattliches Landhaus in nur einem halben Jahr erbauen ließ. Am 23. Juni 1916 starb er und wurde am 25. Juni in Hofstetten beigesetzt. Der Leichenzug war drei Kilometer lang, der größte, den es bis heute jemals im Kinzigtal gegeben hat.

Ausgedehnte Reisen hatten ihn nach Frankreich, Italien, Belgien, Holland, Schweiz, Österreich und in viele deutsche Landschaften geführt. Er war einer der produktivsten Schriftsteller deutscher Sprache, dessen Lebenswerk 74 Bücher, zahllose Aufsätze, Tagebücher und Predigten umfasst. Schon zu Lebzeiten überschritt die Auflage seiner Bücher die Millionengrenze.

Weiter wies Mager auf die Widersprüche im Verhalten Hansjakobs zu den Frauen hin. Fortwährend polemisierte er gegen die Emanzipation, stand aber mit vielen Frauen in regem Schriftwechsel. Mager erwähnte auch, dass Hansjakob zwei Söhne hatte, deren Studium er mit finanziert habe. Er besaß ein beträchtliches Vermögen, das er seiner Schwester Philippine, die zeitlebens seinen Haushalt führte, hinterlassen hatte.