Nichts dreht sich mehr an der Dreherschen Mühle in der Au: Das Bachbett soll renaturiert werden, für etwaige Wasserkraftanlagen gibt es keine Genehmigung. Foto: Scheidel

Trotz ökologischen Gedankens: Durchgängigkeit des Neckars an Dreherschen Mühle geht vor.

Rottweil - Das Neckarwehr an der Dreherschen Mühle rückt in den Focus: Abriss? Rückbau? Angesichts solcher Schlagworte hatte die Fraktion FFR/PRoFI gefordert, die Nutzung für ein Wasserkraftwerk zu prüfen. Doch daraus wird nichts.

Der Antrag der Fraktion hatte zur Folge, dass das Thema früher als von der Verwaltung geplant auf dem Tisch des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses lag. "Betrachten sie das als Zwischenstand", betonte Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwochabend. Seit Monaten würden Gespräche mit den Fachbehörden geführt. Denn: Die wasserrechtliche Erlaubnis für das Wasserrad ist seit 2005 abgelaufen, bereits 2003 hat das Landratsamt angemahnt, das Wehr zu sanieren und die Durchgängigkeit des Gewässers wieder herzustellen.

Wie Kurt Faupel vom Tiefbauamt erinnerte, hatte die Stadt die Drehersche Mühle in der Au 1978 an das Ehepaar Hekeler verkauft. Zu Schauzwecken an der Mühle war es der Stadt erlaubt, aus dem Neckar 400 Liter pro Sekunde zu entnehmen. Dieses Wasserrecht ist ebenso erloschen wie das für die Kochlins Mühle.

Beide Mühlen liegen laut Faupel im Bereich der Ensembleschutzsatzung für den Stadtkern. Die Drehersche Mühle ist gar ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Manko: der ökologische Zustand des Neckars weist "erhebliche Defizite" auf. So ist für Fische und Kleinlebewesen kein Durchkommen, die Restwassermenge im Neckarbett ist nicht ausreichend.

Es muss also gehandelt werden. Grund für die Fraktion FFR/PRoFI anzumerken, dass angesichts der Energiewende der Bundesregierung über ein Wasserkraftwerk nachgedacht werden muss. Und Heide Friederichs beklagte in der Ausschusssitzung, dass alle Vorgespräche der Verwaltung ohne Beteiligung möglicher Interessenten in Sachen Wasserkraft stattgefunden hätten.

Dass davon nicht die Rede sein könne, stellte Oberbürgermeister Broß klar. Vielmehr habe ein ernsthafter Interessent nach Jahren der Verhandlungen 2010 eine endgültige Absage erhalten – und zwar vom Landratsamt. "Das Landratsamt ist zuständig und sieht die Wasserkraft an dieser Stelle als nicht genehmigungsfähig an", so Broß. Die Renaturierung und die Durchgängigkeit des Gewässers stünden klar im Vordergrund, abgesehen davon wolle man "das Wasser im Neckar haben", und mit 400 Litern sei ein Kraftwerk nicht zu betreiben. Auch bei der ENRW, mit der es durchaus Gespräche gegeben habe, stehe nun mal Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit obenan.

Weil es bis 2012 noch Zuschüsse gibt, will die Stadt nun schnell handeln. Die Möglichkeiten reichen vom Komplettabbruch des Wehres und der Verfüllung des Mühlkanals bis zum aufwendigen Umbau für 360.000 Euro.

Die von der Verwaltung favorisierte Version sieht vor, den Einlauf des Mühlkanals mit einem Wall zu verschließen um – dies auch im Sinne des Eigentümers – den Zufluss bei Hochwasser zu unterbinden. Die Spitze der Insel wird abgetragen, der Kanal wird entschlammt und über eine Rohrleitung wird eine geringe Wassermenge zum Mühlkanal geleitet. Ein Fischaufstieg ist im Kanal damit nicht nötig. Die Kosten von 150 000 Euro werden zu 70 Prozent bezuschusst. "Die Ökologie kann sich wieder herstellen und alle beteiligten Behörden können damit leben", so Broß.

Ein detaillierter Entwurf soll nun ausgearbeitet und dem Ausschuss vorgestellt werden. Wasserkraft spielt darin definitiv keine Rolle.