Architektenwettbewerb erleichtert innovative Lösungen / Unterstützer mahnen: Es gibt keinen Plan B

Rottweil. Mit öko-sozialen Aspekten wenden sich sechs Mitglieder des Grünen-Ortsvereins im Vorfeld des Bürgerentscheids an die Öffentlichkeit. Und sprechen sich für den JVA-Standort Esch aus. Jörg Hügel, Michael Leibrecht, Silke Leicht, Markus Rutsche, Gabriele Schneider und Frank Sucker unterstützen bislang das Plädoyer.

"Die nachhaltige Stadtentwicklung Rottweils ist uns Herzenssache. Daher schmerzt es, wenn das Gewann Esch einer JVA weichen soll", schreiben sie. An Neckartal, Neckarburg, Umlaufbergen würden Kindheitserlebnisse, Heimatgefühle hängen. "Und dennoch sagen wir letztlich ja zum Standort Esch."

Bei einer nachhaltigen Entwicklung gehe es nicht ausschließlich um Flächenfraß. In die Abwägung gehörten gleichrangig auch soziale und wirtschaftliche Fragen. Das gehe nicht ohne Zielkonflikte.

Zum einen sei eine JVA ein "bedeutendes Sozialprojekt, das Menschen hilft, ihr einzigartiges Leben nicht zu verpfuschen, sondern zurückzufinden ins soziale Zusammenleben". Damit verbunden sei der Opferschutz – im Extremfall von Menschenleben. "Wir sind überzeugt", heißt es in dem Schreiben weiter, "dass Rottweil für einen modernen Strafvollzug, der das Verfassungsziel der Resozialisierung verfolgt, hervorragend geeignet ist: als traditionsreicher Justizstandort mit Polizeidirektion, die gute Verkehrsanbindung erleichtert Kontakte zu Angehörigen und dank seiner psycho-sozialen und medizinischen Betreuungseinrichtungen".

Ein Gefängnis diene auch einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung. Die JVA sichere konjunkturunabhängige Arbeitsplätze. Und sie fördere stabile lokale und regionale Kreisläufe: Sie wird von außerhalb mit Waren und Dienstleistungen versorgt, und umgekehrt beleben die Beschäftigten die Stadt.

"Wer die JVA garantiert in Rottweil haben möchte, muss jetzt im Bürgerentscheid fürs Esch stimmen. Das Land verfolgt laut eindeutigen Aussagen keinen Plan B", sprechen sich die Unterstützer des Plädoyers klar für ein Ja beim Bürgerentscheid aus.

Begrüßt werde, dass das Land einen Architektenwettbewerb ausschreibt. Das erleichtere eine innovative Lösung für eine JVA, "die sich so sensibel wie irgend möglich in Landschaft und ins ökologische Umfeld einfügt". Dabei erwarten Hügel, Leibrecht, Leicht, Rutsche, Schneider und Sucker, dass alle Forderungen des faunistischen Gutachtens umgesetzt werden. "Vielleicht lässt sich mit darüber hinaus gehenden Maßnahmen die Artenvielfalt in diesem Gebiet sogar erhöhen – etwa durch weitere Biotopverbünde." Man erwarte von einer neuen JVA, dass dabei auf Baumaterialien geachtet wird, die sich später einmal wieder in Stoffkreisläufe einbetten. Konsequenter Klimaschutz verlange auch eine Vollversorgung der JVA durch erneuerbare Energien.

Ein Gefängnisbau löse nirgendwo Begeisterung aus, schließen sie ihr Plädoyer. Ein Ja zu einer JVA im Esch würde zeigen, dass die Rottweiler ihrem Leitbild einer sozialen Stadt folgen und Verantwortung übernehmen. Darauf könnten die Bürger stolz sein.