Unter der Leitung von Johannes Vöhringer überzeugen die Musiker in der Rottweiler Predigerkirche. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Marienvesper: Aufführung des Monteverdi-Werks in der Predigerkirche begeistert das Publikum

Am ersten Advent erklang in der Predigerkirche in Rottweil die Marienvesper von Monteverdi. Ein vielgestaltiges Werk, eine hochvirtuose Interpretation – da blieben keine Erwartungen unerfüllt.

Von Tatsiana Zelenjuk

Rottweil. Das spannende Wechselspiel von Soloparts, mehrstimmigem Gesang und instrumentalen Passagen faszinierte und machte die Aufführung zu einem besonderen Klangerlebnis. Seine Marienvesper – im Original Vespro della Beata Virgine – komponierte Monteverdi im Jahr 1610. Das Werk, das an der Schwelle von Renaissance und Barock steht, vereint traditionelle Kompositionstechniken mit hochmodernen Elementen der damaligen Zeit. Zwischen die im alten Stil gestalteten Psalmvertonungen setzte Monteverdi die sogenannten Concerti im neuen barocken Stil. Neu war auch die facettenreiche Deutung des Textes. Es war zweifelsohne ein sehr anspruchsvoller Stoff.

Den 90 Aufführenden – dem Chor der Predigerkirche, dem Ensemble "Mvsiche Varie" und fünf Solisten – gelang es unter der Leitung von Johannes Vöhringer, Monteverdis Musik in ihrem Aufbau, ihrer Dynamik und ihrer Emotionalität zu verstehen und die Zuhörer mitzunehmen. Die große melodische, harmonische und rhythmische Vielfalt bereitete einen großartigen Hörgenuss.

Die mitreißenden Solopassagen wurden von Monika Mauch (Sopran), Annemei Blessing-Leyhausen (Sopran), Achim Schulz (Tenor), Daniel Schreiber (Tenor) und Thomas Scharr (Bass) souverän und ausdrucksstark aufgeführt. Auch der Chor zauberte unzählige Variationen – bis hin zur doppelchörigen Zehnstimmigkeit – in den Kirchenraum. Ein authentisches Klangerlebnis vermittelte das Ensemble "Mvsiche Varie" mit historischen Instrumenten – Zinken, Posaunen, Violinen, Violone, Chitarrone und Orgel. Es war eine prächtige Aufführung und eine herausragende Leistung aller Akteure. Jede Passage bewahrte ihre Eigenart – trotzdem verwoben sich die einzelnen Teile zum harmonischen Ganzen.

Eine großeemotionale Spannung

Bei den Psalmkompositionen sorgten die vom Chorgesang umspielten Cantus-firmus-Stimmen für den musikalischen Zusammenhalt. Die Concerti erzeugten eine große emotionale Spannung: mit großer Ausdruckskraft wurden die Solomotette "Nigra sum", das Liebesduett "Pulchra es", das dreistimmige "Duo seraphim", das die Dreieinigkeit symbolisiert, vorgetragen. "Audi coelum" faszinierte mit dem Echoeffekt-Spiel, das durch unterschiedliche Platzierung der Solisten zustande kam. Auch der Standortwechsel von Instrumentengruppen sorgte für besondere Klänge. Es waren einige der vielen Momente, die die Aufführung zum intensiven Erlebnis machten.

Den Abschluss der Marienvesper bildete das Magnificat – der Lobgesang Mariens –, an dessen Ende Chor und Instrumente zu einem prächtigen Klangkörper vereint wurden. Mit jubelndem Applaus dankten die Zuhörer für das exzellente Hörerlebnis.