Dreiklang-Reihe: Junges Streichquartett brilliert in Helios-Klinik mit außergewöhnlichem Spiel

Rottweil (hf). Ein hochinteressantes Kammerkonzert bot das junge Belenus-Streichquartett in der Kapelle der Heliosklinik mit dem anspruchsvollen Streichquartett Nr.10, Es-Dur, op. 74, dem sogenannten Harfenquartett von Ludwig van Beethoven im Rahmen der Rottweiler Dreiklangkonzerte. Der Name Belenus, den sich die vier Künstler aus Zürich und Luzern gegeben haben, verweist auf den keltischen Gott der Künste und den künstlerischen Anspruch des Quartetts.

In der Einführung mit Jürgen Mehl (Heliosklinik) und Kamilla Schatz, der Intendantin der Dreiklangkonzerte, wurde auf den ungewöhnlichen Titel "Harfenkonzert" Bezug genommen, folgerichtig gaben die Musiker vorab eine kurze Hörprobe der in Pizzicati gespielten Harfenklangadaptionen.

Ludwig van Beethoven schrieb sein Streichquartett 1809, während Napoleon Europa mit Kriegen überzog. In seinem Werk werden daher schwere düstere Momente ebenso wie heitere Friedensvisionen zum Ausdruck gebracht.

Von Anfang an bestechen die jungen Solisten durch eine große kammermusikalische Dichte, feingliedrige Transparenz und klare Geschlossenheit. Das Adagio beginnt ruhig, schwere Düsternis zeichnend, immer wieder durch harte Schnitte unterbrochen. Im Allegro jubilieren die erste und zweite Violine (Seraina Pfenniger und Anne Battegay), um sich in Pizzicati mit Viola (Esther Fritzsche) und Violoncello (Jonas Fischi) zu vereinen. Wohlklingende Harfenklänge suggerierend erarbeiteten die vier Musiker eine unisone Klangfülle, deren kraftvolle Dynamik beinahe schwerelos zurückgenommen wurde. Im Adagio erklingt wunderbar weich in den Tiefen die Viola, während die erste Violine in klagenden Kantilenen überlagert, um in zartester Bogenführung fast wie hingehaucht zu enden. Im Presto bringen alle Musiker die Expressivität des Werks kraftvoll zum Ausdruck und fegen im Dauerfortissimo jegliche Heiterkeit hinweg. Grandios gestalteten die erste Violine und das Violoncello zunächst solistisch, dann alle Vier spielerisch-tänzerisch im berühmten Allegretto con Variazioni das Melodiethema. Dabei lassen sie in kurzen Sequenzen wohlklingende Harmonik aufblitzen. Ein großer Part kommt hier dem Violoncello zu, das mit atemberaubenden Tempi kraftvoll führt, während die Violinen und die Viola in großer Leichtigkeit – fast hingezupft – die tiefe Klangfarbe des Cellos ummalen. Im Schlussallegro holen die Musiker in den sich steigernden Crescendi noch einmal zu hoher Klangfülle aus.

Das Belenus-Streichquartett erfüllt den sich selbst gesetzten Anspruch: präzise Ansätze, weiche Bogenführung und rascheste Tempiwechsel führen zu dichtester kammermusikalischer Einheit. Großer Beifall belohnte den Abend. Marcel Koch, Geschäftsführer der Heliosklinik, bedankte sich bei Musikern und Intendantin und begründete seine Sponsorenübernahme "mit dem kulturellen Anspruch der Stadt Rottweil, für die sich der Einsatz lohnt."