Lärmende Motoren sind ein Problem in der Rottweiler Innentadt. Foto: Nädele

Mit lauter Musik und viel Gas durch die City. Polizeiliche Verfolgung von Lärmsündern ist schwierig.

Rottweil - Vogelzwitschern, lauer Sommerwind – und Helene Fischer in Dauerschleife. Die Sommerzeit bringt nicht nur Erfreuliches mit sich: Regelmäßig steigt mit den Temperaturen auch die Geräuschbelastung in der Rottweiler Innenstadt.

Nicht nur laute Musik, die durch heruntergelassene Fenster dringt, auch aufheulende Motoren sind ein Ärgernis. Das Problem ist der Stadt bekannt, erklärt Pressesprecher Tobias Hermann auf Nachfrage. "Es ist allerdings eine Situation, mit der viele Innenstädte zu kämpfen haben." Rottweil sei hier kein Einzelfall. Der Leiter des Polizeireviers Rottweil, Michael Schlüssler, zeichnet ein ganz ähnliches Bild. Das Problem sei der Polizei bekannt. "Das ist auch für uns keine Lappalie, wir sind uns bewusst, wie störend das sein kann."

Er verweist auf den Paragrafen 30 der Straßenverkehrsordnung. Bei der Benutzung von Fahrzeugen sind unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelästigungen verboten. Wer sich dem widersetzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Diese wird mit einem Bußgeld zwischen zehn und 20 Euro geahndet, erklärt Schlüssler. Die geringe Höhe überrasche sogar die Verkehrssünder selbst. Unter den Paragrafen fällt auch das Verbot von unnötigem Hin- und Herfahren. "Das ist hier einschlägiger", sagt Schlüssler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Polizei ist auf Hinweise geschädigter Bürger angewiesen

Immer wieder werden Beschwerden von Anwohnern laut, die sich in den Abendstunden und am Wochenende massiv durch Raser gestört fühlen. Da soll vor allem die Tempo-20-Zone in der Innenstadt zum Austragungsort von Boliden-Machtkämpfen werden (wir berichteten).

"Eine klassische Tuning-Szene konnten wir hier nicht feststellen", betont Schlüssler. Weder der Stadt noch der Behörde lägen Anzeichen vor, dass das Problem größere Ausmaße annehme. Allerdings hatte es in der Vergangenheit unter anderem in der Schramberger- und der Waldtorstraße vermehrt Hinweise gegeben. Dem sei die Polizei aber mit verstärkten Kontrollen begegnet, die nach kurzer Zeit Wirkung gezeigt hätten.

Die Verfolgung von Lärmsündern gestalte sich besonders schwierig, sagt der Revierleiter weiter. Die Stadt steht nach eigenen Angaben "in einem engen Austausch mit dem Polizeirevier Rottweil". Sie leite ein Verfahren ein, wenn polizeiliche Anzeigen vorliegen. Doch hier liegt das Problem, denn die Polizei benötigt dafür möglichst zeitnah möglichst konkrete Hinweise auf Fahrzeug und Fahrer. "Wir sind da auf die Bürger angewiesen", sagt Schlüssler. Er empfiehlt Geschädigten, sich das Kennzeichen zu notieren oder das Fahrzeug sogar zu fotografieren.

Denn auch, wenn die Stadt eine verstärkte präventive Polizeiarbeit "begrüßen" würde, könnten die Beamten nicht dauerhaft an möglichen Raserstellen Präsenz zeigen, bedauert Schlüssler. Das lasse weder die Personalsituation noch die tägliche Einsatzlage zu. Wenn also Helene Fischer wieder einmal den Mittagsschlaf stört, sollte der Schlagerliebhaber dokumentiert und direkt zum Hörer gegriffen werden.