Foto: Schwarzwälder-Bote

Gefühlt sind die Zeiten heute unsicherer denn je. Wie kriminell geht es aber wirklich zu?

Gefühlt sind die Zeiten heute unsicherer denn je. Wie kriminell geht es aber wirklich zu? Im digitalen Zeitalter mit einer sich immer schneller entwickelnden Nachrichtenlage kann man sich schier erschlagen lassen von Meldungen über schlimme Dinge. Nahezu in Echtzeit werden oftmals mit viel Meinung versehene Nachrichten in viele Kanäle verballert. Dank der sozialen Medien zeigt sich der Markt der Gefühle schier grenzenlos. So werden auch viele Bilder gezeichnet, die ein gutes Stück von der Realität entfernt niedere Instinkte befriedigen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Eine einigermaßen heile Welt sieht anders aus. Der Terror hinterlässt mittlerweile nicht nur weit weg schlimme Spuren. Doch wie gesagt: Die heute omnipräsente Nachrichtenlage ist auch ein Faktor, der Verunsicherung und Besorgnis schafft.

Da tut es gut, zu beobachten, wie der neue Tuttlinger Polizeipräsident Gerhard Regele die kriminelle Sachlage in seinem Gäu fundiert und unaufgeregt sortiert. Seine Botschaft, das die fünf Landkreise Freudenstadt, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Zollernalb verantwortende Tuttlinger Polizeipräsidium könne landesweit mit der geringsten Kriminalitätsbelastung und der höchsten Aufklärungsquote aufwarten, will er auch als Markenzeichen verstanden wissen, das für den Erhalt dieses Gebietszuschnitts spricht, obwohl im Rahmen der Evaluierung der vor wenigen Jahren vollzogenen Polizeireform klar im Raume steht, dass weite Teile des Tuttlinger Gefüges in einem Präsidium Konstanz aufgehen könnten. Schau’n mer mal, in welche Richtung die in Stuttgart tüftelnde Expertenkommission in wenigen Wochen die Zeichen setzt, und ob diese auch für den Job-Erhalt des ambitionierten Polizeichefs stehen.

Bei seinem Auftritt am Donnerstag in Rottweil vermeldete Regele mit Verweis auf die Polizeistatistik des Landes im Jahr 2016 einen weiteren Rückgang der Straftaten im Kreis Rottweil um fünf Prozent. Von 2007 bis 2016 sind die Straftaten von 5473 auf 4563 fast kontinuierlich gesunken. Wobei für 2014 und 2015 – im Zuge der Etablierung der Polizeireform – ein Ausschlag nach oben registriert wird. Auch dem vornehmlich durch reisende Täter aus Ost- und Südosteuropa beherrschten Einbruchs-Gewerbe wird seit zwei Jahren mit einer in Rottweil stationierten Spezialeinheit so Paroli geboten, dass die bis 2014 stark angestiegenen Deliktzahlen wieder zurückgehen.

Wenn der im Mannheimer Polizeidienst – gewissermaßen an der richtigen Front – gestählte Regele die Polizeiarbeit bewertet, dann fällt der Fokus auch immer wieder auf das Gesamtpaket Sicherheit und Recht. Soll heißen: Nach einem Ermittlungserfolg müsste auch das Gerichtsverfahren zeitnah in Aussicht stehen. Doch auch bei den Planstellen für Staatsanwälte und Richter gibt es Lücken, die sich zum Beispiel immer wieder in Strafrabatten für Angeklagte wegen zu langen Einsitzens in der U-Haft niederschlagen.

In seinem eigenen Beritt, für den 1270 Planstellen ausgewiesen sind, beziffert der Polizeipräsident – aufgrund des mangelhaften Ist-Zustands – den Bedarf auf die Größe eines mittleren Polizeireviers, also etwa 50 bis 70 zusätzliche Kräfte.

Dass der Polizeimann Regele manchmal einen dicken Hals bekommt, wenn Wirtschaftskriminelle sich mit geschickter Juristerei im Vergleich zu Kleinkriminellen zu vorteilhaft aus der Affäre ziehen, spricht auch dafür, dass da einer ist, der eng mit der gesellschaftlichen Basis verbunden ist.