Christian Walliser mit einem seiner sibirischen Tiger. Foto: Möllers Foto: Schwarzwälder-Bote

2009 verletzten Tiger den Raubtier-Experten lebensgefährlich / Vorstellungen mit Zirkus in Rottweil

Rottweil (mö/vs). Wenn Raubtierdompteur Christian Walliser heute mit seinen sibirischen Tigern wieder im "Circus Montana" in Rottweil auftritt, geht er mit den Raubtieren professionell um. Die Tiger werden auf Podeste springen, über den Dompteur balancieren und allerlei Kunststücke vollführen.

Wer den 33-Jährigen besucht und zuschaut, wie er seine Tiere füttert, muss an jenes Unglück im Dezember 2009 denken, bei dem Walliser lebensgefährlich verletzt wurde: Er war bei einer Dinnershow im Hamburger Tierpark Hagenbeck gestolpert und drei Tiger stürzten sich auf ihn.

"Es war ein dummer, selbst verschuldeter Unfall", sagt der 33-Jährige heute. "Ich bin gestürzt und habe mich am Tiger festgehalten." Noch im Tierpark wird Walliser von einem Notarzt versorgt – sein Tiger Radja hatte ihm in den Hinterkopf gebissen und India einen Teil der Hüfte herausgerissen. Drei Wochen liegt Walliser im Koma. Es geht um Leben und Tod.

In den ersten zehn Tagen nach dem Unfall sagen die Ärzte, dass er es nicht schafft. Es folgten viele Operationen, die den Dompteur wieder annähernd gesund machen. Walliser kämpft – und kommt wieder. Wenige Monate später tritt er wieder auf. "Ich habe keine Bilder von dem Unfall im Kopf", sagt er.

Seit einem Jahr ist der Dompteur mit den Montana-Leuten unterwegs: Derzeit haben sie ihre Zelte auf dem Rottweiler Festplatz aufgeschlagen, auch Wallisers Käfige mit seinen neun Tigern und fünf Löwen, den Versorgungs- und Wohnwagen und die Außengehege stehen dort. Das Radja und India, die beiden Tiere, die ihn fast zu Tode gebissen hätten, in seiner 45-minütigen Tiger-Show dabei sind, ist für Walliser wieder Alltag.

Tierschützer wie James Brückner von der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München stehen dem Dompteur und seiner Tiger-Show jedoch skeptisch gegenüber. "An seinem Beispiel lassen sich viele grundsätzliche Probleme bei der Haltung von Wildtieren im Zirkus aufzeigen", betont der Fachreferent für Arten- und Naturschutz. "Die Tiere werden ständig transportiert und müssen sich neuen Umgebungen anpassen", sagt Brückner. Zudem seien die gesetzlich vorgeschriebenen Gehege nicht groß genug, sodass die Tiger nicht genügend Bewegung hätten. "Es bleiben Wildtiere, sie sind nicht domestiziert wie Hauskatzen oder Hunde".

Walliser lässt sich von der Kritik der Tierschützer wie des Tuttlingers Thomas Mosmann von der Tierschutzallianz nicht beeindrucken. Diese hält, wie berichtet, am morgigen Sonntag von 13.30 bis 15.30 Uhr eine Demonstration vor dem Zirkus ab. Walliser betont stets, dass die Gehege groß seien und seine Raubkatzen gut versorgt werden, die Bewegungsabläufe seien natürlich. Auch nach dem Unfall galt seine ganze Aufmerksamkeit seinen sibirischen Tigern. Sie waren das Erste, nach dem er fragte, als er wieder sprechen konnte.u Der "Circus Montana" gastiert derzeit in Rottweil auf dem Festplatz bei der Stadthalle. Kürzlich war Premiere, weitere Vorstellungen sind heute, Samstag, um 15 und 18 Uhr sowie am Sonntag um 11 und 15 Uhr. Kartenvorverkauf an der Zirkuskasse ist täglich von 11 bis 12 Uhr und 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn sowie unter Telefon 0163/ 4 55 04 24.