Pfarrer Marcus Keinath hat einen Kirchenführer über die Geschichte und Kunst der Predigerkirche verfasst. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer Marcus Keinath verfasst neuen Führer / Bis ins kleinste Detail

Von Stefanie Siegmeier

Rottweil. "Die Predigerkirche fasziniert mich von Anfang an. Mit ihrem Bildprogramm spricht sie mich an und fordert mich heraus", schwärmt Pfarrer Marcus Keinath.

Seit siebeneinhalb Jahren ist er geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Rottweil und kennt so ziemlich jeden Winkel der "rosaroten Kirche". Mit den faszinierenden Bildern und ihrer Sprache hat er sich all die Jahre auseinandergesetzt und auch interessierten Besuchern immer gern "seine" Kirche erläutert. Jetzt hat er all dies in einem neuen Kirchenführer über die Predigerkirche niedergeschrieben. Das Büchlein, in dem die Geschichte des Sakralbaus und seiner Bilder eingehend beschrieben wird, ist ab diesem Samstag im Buchhandel erhältlich.

Der erste Eindruck beim Betreten der Kirche ist überwältigend. Die Bilder, die Farben, die Vielfalt. Ob bei Gottesdienstbesuchern, Konzertbesuchern oder Pfarrern – dieser Kirchenraum hinterlässt Spuren und Eindrücke. Beim genaueren Betrachten des vielfältigen Bildprogramms aber tun sich Fragen auf.

"Es ist zunächst ziemlich unverständlich", lächelt Keinath, der sich über die Jahre die tiefgründigen Bilder erschlossen hat. "Bei den Bildern handelt es sich um die Bildwelt des 18. Jahrhunderts. Das ist eine Bildsprache und sind Themen, die wir heute nicht so einfach verstehen", weiß er. "Ich möchte Vermittler sein und Übersetzungsarbeit leisten", betont er. Die "Predigt der Predigerkirche" wie der Theologe das Bildprogramm bezeichnet, wird in dem Büchlein verständlich und ausführlich erläutert. In je einer Übersicht sind die Deckengemälde und Altäre verzeichnet, so dass der Leser sich schnell zurechtfindet. Auch die bewegte Geschichte des Gotteshauses wird kurzweilig und unterhaltsam wiedergegeben. "Siebeneinhalb Jahre lang habe ich mich mit dem Kirchenraum auseinandergesetzt und dabei viel gelernt. Und ich lerne immer noch", schmunzelt Keinath. Immer gebe es etwas Neues zu entdecken.

Vor allem die detailgetreuen Malereien faszinieren den Pfarrer. Manche Dinge sehe man gar nicht auf den ersten Blick. Dass die Maria auf dem Deckengemälde tatsächlich weine, habe er erst auf dem vergrößerten Foto gesehen. Ihm imponiere, dass der Innenraum im 18. Jahrhundert mit einer solch beeindruckenden Konsequenz neu gestaltet wurde. Mit viel Mut und Überzeugung zur damaligen Gegenwartskunst. Bei seinen Studien habe er festgestellt, dass die Predigerkirche auch stadtgeschichtlich ein ökumenischer Ort ist.

Zum Wunder der Augenwende heißt es in einer Schrift von 1644: "Auch Unkatholische haben das Wunder beobachtet." "Die Predigerkirche hat also unbedingt eine ökumenische Tradition, die jedoch vor allem 2006 mit der feierlichen Unterzeichnung der hiesigen Charta Oecumenica – aus Anlass des 200. Jahrestags des ersten evangelischen Gottesdienstes in der Predigerkirche – einen ganz besonderen Ausdruck gefunden hat", so Keinath und freut sich nicht zuletzt über so viel ökumenisches Interesse an dieser "eigentlich ökumenischen Kirche".

das BUCH: "Die Rottweiler Predigerkirche", Kirchenführer, von Marcus Keinath, 122 Seiten, ISBN 978-3-00-047509-2, Preis: zehn Euro